Das Mission Support Center
Das High-Tech Zentrum zur Missionsunterstützung bei Feldtests.
Das Mission Support Center (MSC) ist die moderne Version von Mission Control aus den Zeiten der Mondlandungen: Eine Schaltzentrale, die einerseits die Feldteams in ihrer Arbeit unterstützt, als auch ein „Gateway zum Mars“ für Wissenschafter, Medienvertreter und die Öffentlichkeit. Aufgrund der Lichtlaufzeit zwischen Mars und Erde (die je nach Planetenkonstellation zwischen 3 und 22 Minuten betragen kann), ist eine Echtzeitkontrolle nicht sinnvoll. Daher muss die Entscheidungsbefugnis und Autonomie „ins Feld“ verlagert werden, auch weil die Astronauten bei Langzeitmissionen effektiver arbeiten, wenn sie sich einen Teil der Zeit selber einteilen. Das MSC des ÖWF ist eine einzigartige Einrichtung, bei der verschiedene Missionskonzepte getestet werden.
Anatomie eines Mission Support Centers
Herzstück der Einrichtung ist der Flight Control Room, in dem ein Flight Director wie ein Orchesterdirigent das Flight Control Team koordiniert. Im FCT werden wesentliche Telemetriedaten erfasst, mit dem Feldteam exklusiv kommuniziert und alle Entscheidungen letztverantwortlich getroffen. Dieser Teil des MSC ist also traditionell „am dichtesten an einer Mission“.
Unterstützt wird der FCT durch mehrere „Back Rooms“, das sind Teams, welche dem FCT zuarbeiten, Entscheidungen vorbereiten oder etwa Daten in (Fast-) Echtzeit analysieren. So ist die Flugplanung etwa verantwortlich für die Erstellung eines Ablaufplanes für Feldaktivitäten: Dabei müssen Sicherheitsaspekte, optimale Wegplanung, Wetterprognosen oder die Bedürfnisse der Wissenschafter ebenso berücksichtigt werden wie Verbrauchsgüter, der Faktor Mensch oder etwa die Bedürfnisse der Crew. Das Team im Remote Science Support (RSS) wiederum ist vor allem an den wissenschaftlichen Daten der Feldcrew interessiert und wertet diese zügig aus, um bei Bedarf wiederum Vorschläge für die Flugplanung auszuarbeiten. Das bedeutet, dass im RSS-Team Zeit für fachliche Diskussionen, dem Reflektieren von Messdaten und dem Hinzuziehen von externen Experten möglich ist, während die Feldcrew vor allem mit dem Überleben, der Pflege der Hardware und dem Ausführen von auf der „Erde“ geplanten Tätigkeiten beschäftigt ist.
Die dritte Gruppe ist der „irdische“ Teil des MSC: Darunter fällt die Medienarbeit und der Ground Support mit der IT-Abteilung. ÖWF Missionen haben traditionell ein starkes Medienecho, sowohl bei traditionellen Medien wie Fernsehen und Print, aber auch zunehmend im Social Media Bereich. So erreichte unser Mediateam bei der World Space Week Mission etwa 17 Millionen Menschen alleine via Twitter. Der Ground Support ermöglicht den reibungsfreien Ablauf der MSC Arbeit – vom Catering, Transportlogistik bis hin zur Security. Der „elektronische Arm“ des Ground Support ist die IT-Abteilung: Das ÖWF MSC ist voll vom perfekten Funktionieren eines komplexen Netzwerkes abhängig. So können etwa externe Kontrollzentren zugeschalten, Telemetriedaten über den Atlantik zur NASA übertragen oder Daten im ÖWF Multimissions-Datenarchiv gespeichert werden.
Das Team der Missionsunterstützung
Die Vorbereitung für Feldtests beginnt bei größeren Testkampagnen oft schon 1-2 Jahre im Voraus: Dazu zählen vorbereitende Erkundungstrips genauso wie die Verhandlungen mit regionalen und nationalen Behörden, der Vertragsausarbeitung mit Partnern bis hin zu dem „Announcement of Opportunity“, wo externe Forscherteams Ideen für Experimente einreichen. Darunter zählt auch die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Raumfahrtagenturen – alleine bei der MARS2013-Expedition waren 23 Nationen beteiligt.
Wesentlicher Teil in der Vorbereitung ist es auch, kompetente Industriepartner zu identifizieren, welche mit Hardware und Know-How zum Erfolg der ÖWF Feldmissionen beitragen: Vom LANCOM (Hersteller von W-LAN Gerätschaften) bis hin zur Expeditionsfotografin Katja Zanella-Kux, oder Mitarbeitern für die Buchhaltung, Legal Services und Strategische Kommunikation.
Aber: Keine Mission ohne ein Team von engagierten Mitarbeitern. So ist die sorgfältige missionspezifische Auswahl von Spezialisten -oft zum Großteil Freiwillige oder von
Forschungseinrichtungen sekundierte Mitarbeiter- ein wichtiges Erfolgsrezept. Diese durchlaufen eine kompakte Ausbildung bevor sie etwa im FCT ihre Tätigkeit aufnehmen, oder als Analog-Astronauten im Raumanzug-Simulator den „Roten Planeten“ erkunden.
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch