2016
Nachdem ich im Frühjahr 2016 durch das ÖWF auf das Space Event des TU Wien Space Teams aufmerksam geworden war, musste ich nicht lange überlegen: da muss ich hin! Ich bin kurz darauf dem ÖWF beigetreten und bekam so auch den Auftrag, diesen Bericht zu schreiben.
Am 18.05.2016 war es dann soweit: ich kam gespannt im TU the Sky an. Um 15:00 ging es los mit einer Begrüßung und Vorstellung des Space Teams durch Präsident Christian Plasounig. Danach wurde das Projekt STR-06, die neue Rakete des Teams, von Andreas Bauernfeind präsentiert und feierlich enthüllt. Anfang Mai war diese zum ersten Mal erfolgreich gelauncht worden, worüber das ganze Team zu Recht sehr begeistert war.
Darauf folgend war Bastian Schäfer von Airbus dran, der einen spannenden Vortrag über das „Bionic Partition Project“ von Airbus in Kooperation mit Autodesk hielt, bei dem es darum geht, mithilfe von speziellen 3D-Druckern und einem neuartigen Material namens Scalmalloy® eine leichtere und bessere Kabinenabtrennung für eine A-320 zu konzipieren und zu bauen. Dies ist schon relativ weit fortgeschritten und im Sommer 2016 wird sich die Abtrennung einem 16-g-Test unterziehen.
Danach präsentierte Christian Plasounig den Europarekordversuch „The Hound“ des Space Teams. Bei diesem Projekt ist das Ziel, mit einer Amateurrakete mit kommerziell erhältlichen Triebwerken eine Höhe von 42 Kilometern zu erreichen. Um eine Delamination des Leitwerks bei den hohen Temperaturen, die auf diesem Flug auftreten werden, zu verhindern, bekommt The Hound speziell 3D-gedruckte Finnen. Eine weitere Herausforderung ist die Höhenbestimmung – man muss ja auch beweisen, dass man es so hoch geschafft hat! GPS-Systeme bei Amateurraketen funktionieren in solchen Höhen nicht, das Space Team arbeitet aber hart daran, eine Lösung zu finden. Im Herbst 2017 ist der Launch in der Black Rock Desert in Nevada (USA) geplant, da es in Europa keine Flächen gibt, die groß genug für einen so hohen Flug mit dementsprechend großem Sperrradius sind. Viel Glück an das Space Team für dieses spektakuläre Projekt!
Als diese Präsentation vorbei war, gab es eine kurze Pause, während der man sich am köstlichen Buffet bedienen sowie miteinander reden konnte.
Das Space Event wurde fortgesetzt mit der Präsentation des CubeSats PEGASUS, ein Mikrosatellit, entwickelt vom Space Team in Zusammenarbeit mit dem ÖWF, der FH Wiener Neustadt und dem Institut für Astrophysik der Universität Wien. Das Space Team hat ungefähr 60% der Hardware entwickelt, unter anderem das Energie-Management-System (PSU, das „Herz“ von Pegasus) und den On Board Computer (OBC, das „Hirn“). Das ÖWF ist bei diesem Projekt für das Kommunikationssystem verantwortlich. Pegasus ist Teil des Projekts QB-50. Er ist 10 x 10 x 20 cm groß und wird voraussichtlich 2016/17 zusammen mit 49 anderen Mikrosatelliten in die Thermosphäre gelauncht werden. Dort wird er für drei bis neun Monate verweilen. Wenn er fertiggestellt ist, wird er der erste Satellit sein, der zur Gänze in Österreich entwickelt wurde.
Die nächste Präsentation wurde von Prof. Otto Koudelka von der TU Graz gehalten, der das BRITE-Projekt (Bright-star Target Explorer), insbesondere den österreichischen Satelliten TUGSAT-1 vorstellte. TUGSAT-1 ist ein Nanosatellit, der 20 x 20 x 20 cm groß ist und sich seit 25.02.2013 in einem Orbit auf 800 km Höhe befindet. Er untersucht die Helligkeitsschwankungen von großen Sternen mithilfe einer Sternenkamera.
Danach sprach Alexander Sebo über das Raketenantriebs-Projekt des Space Teams mit dem Namen Thor, dessen Ziel ist, einen eigenen Raketenantrieb zu entwickeln. Dazu wird der Fokus vor allem auf die Basics gelegt, also Injektor, Brennkammer und Düse. Thor 3.0 soll im Sommer 2016 gefertigt und getestet werden.
Thomas Schachner von den Part-Time Scientists (PTS) erzählte noch Spannendes vom Fortschritt der ersten privaten Mondlandung im Rahmen von Google Lunar XPrize. Mit den PTS sind noch 4 andere Favoriten-Teams im Rennen um den 30-Millionen-US-Dollar-Preis, den das Team bekommt, welches als erstes auf dem Mond landet, dort 500 Meter zurücklegt und Bilder in HD-Qualität davon liefert. Die Mondlandung wird für Ende 2017 angepeilt, das Herzstück dabei ist der Audi Lunar Quattro. Die Mission soll 14,5 Tage dauern; als Landing Site ist dieselbe wie bei Apollo 17 geplant: Taurus Littrow. Als Nutzlast wird unter anderem ein Experiment der NASA zum Pflanzenwachstum am Mond an Bord sein. 2014 waren die PTS bei den Milestone Prizes von Google Lunar XPrize schon sehr erfolgreich, für die in Kooperation mit dem TU Wien Space Team ein Landemodul namens ALINA entwickelt wurde. Auch an die Part-Time Scientists viel Glück!
Daran anschließend sprach Manuel Schleiffelder, der Vize-Präsident des TU Space Teams, noch genauer von ALINA und der geplanten ESA Moon Village, die ein wissenschaftlicher Stützpunkt auf dem Mond sein soll.
Das Space Event war sehr gut besucht, was sicherlich nicht zuletzt an der hervorragenden Organisation durch das Space Team liegt. Mein persönliches Highlight war es, den „Austronauten“ Franz Viehböck zu sehen. Ich hatte einen tollen und interessanten Nachmittag, hoffentlich kann ich in den nächsten Jahren wieder dabei sein!
Weiterführende Informationen: Homepage des TU Wien Space Team
Text: Laura Kronenberg
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
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