2010
Aouda.X in der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun
Eines der ersten überlieferten Zeichen unserer Zivilisation waren Höhlenmalereien – etwa in der spanischen Altamira-Höhle, deren prähistorische Kunstwerke vor etwa 30.000 Jahren entstanden. Was das mit einem Bericht über den ÖWF Raumanzug-Simulator Aouda.X zu tun hat? Ganz einfach: Vielleicht werden die ersten Menschen auf dem Mars nicht nur auf der Oberfläche leben, sondern zumindest einen Teil ihrer Infrastruktur unter der Oberfläche des Planeten aufbauen. Nachzulesen in einer kürzlich durchgeführten Projektstudie der International Space University am NASA Ames Research Center, bei der auch ÖWF Mitarbeiterin Olivia Haider mitgearbeitet hat (ACCESS-Studie 2009).
Höhlensysteme auf dem Mars kennt man seit wenigen Jahren, sie zählen zu den astrobiologisch interessantesten Orten auf dem Roten Planeten, da sie einerseits vor der Strahlung schützen und andererseits auch sehr stabile klimatische Umweltbedingungen bieten. Zum Vergleich: Auf der Oberfläche des Mars sind Temperaturveränderungen von 80° C innerhalb von wenigen Stunden keine Seltenheit. Grund genug für das PolAres Entwicklerteam rund um Aouda.X nach den ersten Gehversuchen in einem von Menschen errichteten Höhlensystem im deutschen Eifelgebiet erstmals auch in eine natürliche Höhle zu gehen. „Im oberösterreichischen Obertraun befindet sich im Dachstein-Massiv die Koppenbrüllerhöhle, die sich für diese Art von Tests ausgezeichnet eignet,“ erklärt Projektleiter Gernot Grömer vom ÖWF, „deshalb haben wir dort unseren Prototypen getestet – gemeinsam mit einem Fernsehteam.“
Bei den Eifel-Tests – durchgeführt in Zusammenarbeit mit der European Space Agency – wurde unter anderem die Kommunikation in den hämatithaltigen Gesteinmassen als ein kritisches Element erkannt. Im Dachsteinmassiv konzentrierte sich das Team vor allem auf die Mobilität in dem zum Teil recht niedrigen Höhlensystem. Außerdem wurde eine neue Vorrichtung getestet, mit der Proben möglichst steril entnommen werden können. Ulrich Luger vom Kontaminationsteam des PolAres Programms konstruierte dafür im neuen Suitlab des ÖWF einen Vorratscontainer mit Probenbehältern und Aluminium-Spateln, die auch mit den großen Anzugshandschuhen von Aouda.X bedient werden können und den direkten Kontakt mit der Probe minimieren.
Eva Hauth vom OBDH-Team von Aouda (On-Board Data Handling), Ulrich Luger, Stefan Hauth und Klaus Bickert komplettierten das Team vor Ort, einen Teil der Gerätschaften stellte die Universität Innsbruck zur Verfügung. Sowohl technische Probleme mit der Bordkommunikation (letztlich funktionierte zumindest die Basis-Telemetrie) als auch die klimatischen Bedingungen in der Höhle machten den Betrieb unseres mobilen Kommandopostens (auch OPS genannt) schwierig. So starteten von den sechs mitgebrachten Laptops nur drei, die anderen versagten aufgrund von Temperaturen, die um den Gefrierpunkt herum lagen. Bei den funktionsfähigen Geräten war dafür das Benutzen der Touchpads eine Herausforderung.
Ein erster Schritt? „Ja, und noch dazu einer, den noch niemand zuvor in der Form versucht hat: Der Betrieb eines Raumanzug-Simulators unter Tage bringt ganz andere operative Herausforderungen mit sich als ein Einsatz auf der Planeten-Oberfläche“ resümiert Gernot Grömer.
Wer sich selber ein Bild von diesem Feldexperiment machen möchte kann sich am 29. März 2010, um 19:45 auf Servus TV (Sendung „Scientia potentia est“) die Filmreportage dazu ansehen. Der genaue Sendetermin steht noch nicht fest.
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
- Tagged:Aouda, Dachstein, Koppenbrüller Höhle, Tests
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