2011
Nachdem Gernot Grömer uns mit seinem Fachwissen und so mancher Anekdote von Analog-Astronauten-Missionen bei „Sacer Sanguis Evolution – Rote Elemente“, einem Wissenschaftsthriller (siehe ÖWF Buchtipp), der die erste Marsmission behandelt, unterstützt hatte, konnte ich ihn endlich persönlich kennenlernen und das ÖWF in Innsbruck besuchen. Seine Berichte haben bedeutend dazu beigetragen, dass wir uns das Leben unserer Protagonisten auf dem Mars vorstellen und beschreiben konnten. Umso gespannter war ich auf die Person(en) die hinter ordnerfüllenden Berichten, Analysen und Informationen stehen.
Das Suitlab befindet sich wenige Gehminuten vom Innsbrucker Bahnhof entfernt in einem alten Rot-Kreuz Gebäude und hat mich so gar nicht an ein wissenschaftliches Labor erinnert, eher an eine Werkstatt mit Werkbänken, jeder Menge Werkzeug, Nähmaschinen und etlichen Materialschnipseln am Boden. Hier wird an der Außenhülle des Anzugs, der z. Zt. total zerlegt und über mehrere Standorte in AT und DE verteilt ist, gearbeitet. Defekte Teile werden ersetzt, neue Klettverschlüsse werden angenäht. Die Regentage in der Rio Tinto Wüste haben eine Generalüberholung dringend erforderlich gemacht.
Ein kleines aber enorm wichtiges Detail – das blaue „Schweißband“ an der Unterseite des Helms. Die einzige Möglichkeit sich die Nase zu reiben, wenn es juckt. Man kommt sonst an keine Stelle im Helm dran. Finger kann man schlecht nehmen und eine juckende Nase kann sehr nervig sein. Das Anziehen des Anzugs dauert zwischen 1 und 3 Stunden. Das Ausziehen benötigt mindestens 45 Minuten, scheußliche 45 Minuten, wenn die Nase juckt. Und wer gefährdet schon gern eine Mission für eine juckende Nase…
Beim Schnürsenkelbinden mit Astronautenhandschuhen war meine volle Konzentration gefragt. Die Handschuhe bestehen aus drei Teilen: Baumwollhandschuhe, so etwas ähnlichem wie Taucherhandschuhe und dann die großen silberfarbenen darüber. Am Ende hat es geklappt. Die Bezeichnung „Weltraumspaziergang“ (!) hat allerdings ganz neue Dimensionen angenommen. Wer auch immer sich diese Verniedlichung ausgedacht hat, kann nur wenig Vorstellung von der Leistung haben, die Astronauten erbringen müssen, um Aufgaben im All zu bewältigen.
Ein selbstgebauter 3D-Drucker zur Herstellung von Werkzeugen oder Werkteilen hat mich sehr fasziniert. Rote Plastikschnur oben rein, Werkteile unten raus. So etwas wird auf dem Mars sicher gute Dienste tun.
Rover DIGNITY durfte ich steuern und sollte einen „Marsstein“ aufnehmen. Es hat etliche Minuten gedauert und nur mit Hilfe habe ich es wirklich geschafft. Die Schwierigkeit zwischen der zeitverzögerten Steuerung einer Maschine und einem Menschen, der schlicht hingeht und den Stein aufhebt, wurde sehr deutlich.
Nach einer kleinen Mittagspause durfte ich einer Teambesprechung beiwohnen. Dort wurde die Machbarkeit eines Experimentes besprochen. Es geht um die Haftbarkeit von feinstem Marsstaub auf diversen Materialien. Besprochen wurden Aufbau, Ablauf, Analyse der Datenmengen usw. – Grundlagenforschung eben.
Es war toll beim ÖWF! Danke, dass ich so viel fragen, angucken, ausprobieren, anfassen und zuhören konnte.
- Tagged:Besuch, Buchtipp, Innsbruck, Science Fiction
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