2011
Genau ein halbes Jahrhundert nach dem Start von Sputnik 1 sieht die Situation in der Raumfahrt schon ganz anders aus. Die Sowjetunion existierte lange nicht mehr, Raketenstarts sind etwas alltägliches geworden, die ISS befand sich im Aufbau und es wurden schon die nächsten Flüge zum Mond geplant. Wie wir heute wissen wurden diese Pläne wieder verworfen. Nicht ganz in den weltweiten Medien wurde in Österreich zu Ehren der Sowjets und ihrer damaligen Leistungen ein kleines Projekt aus der Taufe gehoben – Passepartout, der Stratosphärenballon des ÖWF. Ursprünglich geplant als ein sehr kleines Projekt, mit einem oder möglicherweise zwei Starts insgesamt, kam der Gedanke das Projekt zu erhalten. Schneller, höher, weiter und besser waren die Gedanken der Ballonteam-Mitglieder, denn was sie faszinierte war, dass alleine dieses Projekt schon sehr viel mit echten Raumfahrtmissionen gemeinsam hat. Die Koordination der Mission, der Bau der Kapsel, die Wahl des Standortes, die Genehmigungen und Meldungen, der Start, die Landung und letztendlich die Auswertung der Daten ähneln den großen Raumfahrtagenturen.
Natürlich hat sich Passepartout mit der Zeit verändert. War beim ersten Start noch die Nutzlastmasse (mit Radarreflektor und Fallschirm) bei 2,45kg so lag sie beim letzten Start bei 2,3kg. Missionsabläufe wurden geändert, wurden perfektioniert und gewisse Standards konnten eingeführt werden wobei sich das Projekt immer im technischen Bereich bewegte denn die Frage war: was können freiwillig Engagierte erreichen? Hauptsächlich wurden bisher funktechnische Möglichkeiten ausprobiert aber auch biologische Nutzlasten wurden geflogen. Doch jetzt konzentriert sich Passepartout mehr in Richtung Forschung. Möglich wird dies mit dem neuen System Sherpa, bei dem das TAC-Modul (Telemetry and Command – Telemetrie und Befehl) und das EXP-Modul (Experimental) getrennt sind. Der Hintergrundgedanke bei Sherpa ist, eine flexible Experimentenplattform zu schaffen bei der der Experimentator sich grundsätzlich nur noch um sein Experiment kümmern muss, den Rest organisiert das ÖWF. Das beinhaltet den Ballon und das Helium, Analyse der Umweltdaten und das Recovery. Weiters ist Sherpa auch wiederverwendbar.
Wie wird es in Zukunft weitergehen mit Passsepartout?Nach dem Flug am 13. August 2011 wird Passepartout für das Tripolar-Projekt eingesetzt. Das Ziel von Tripolar ist es den mikrobiellen Lebensraum im Eis und in der Luft zu erforschen. Das Projekt hat seine Leitung in Innsbruck und kooperiert mit Partnern in den USA. So wurden schon biologische Proben über dem Nordpol gesammelt und ein Laser entwickelt, der möglichst eine Kontamination der Eisproben verhindern soll. Und welche Rolle spielt hier Passepartout? Passepartout soll Proben in 20 bis 40km Höhe entnehmen. Da nur bis 15km Höhe bekannt ist, dass es Leben in der höheren Atmosphäre gibt werden wir hier wissenschaftliches Neuland betreten.
Teamwork, Komplexität, Vielfältigkeit, Nervenkitzel. Das sind Begriffe, die diejenigen benutzen, die für den Erfolg von Passepartout verantwortlich sind und niemand auf der Welt kann das Gegenteil behaupten. Hunderte Bilder von Raumsonden und bemannten Missionen können nicht irren. Forschen und entdecken macht Spaß, knüpft Kontakte und vervollständigt mit jedem noch so winzigen Detail das Gesamtbild unserer Erde, unseres Lebensraumes. Noch besser zeigt Passepartout auf: Die Motivation von Freiwilligen ist stärker als jeder Zwang.
Somit möchten wir hiermit die 6-Teilige Artikelserie über Passepartout beenden und bedanken uns für Ihr Interesse und für die positive Resonanz.
Weiterführende Information
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
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