2011
Erfolgreicher Jubiläumsstart von drei Postraketen in Semriach bei Graz
Zwölf Monate Vorbereitung, diverse Papierkriege mit Behörden wie Versicherungen und einiges Herzblut – ÖWF Mitglied Peter Haslinger hatte in sein Lieblingsprojekt viel investiert, mit einem liebevollen Blick auf jedes Detail. Am Samstag, dem 3. September 2011 war es endlich soweit: Die Mission Raketenpost konnte starten!
Vor fast genau 80 Jahren war es dem Grazer Ingenieur Friedrich Schmiedl gelungen, seinen ersten offiziellen Raketenflug vom Hochtrötsch ins Tal zu vollbringen. Was 1931 gelang, sollte nun zu Ehren des weltweit berühmten steirischen Pioniers wiederholt werden. Bei strahlendem Sonnenschein hatten sich ein paar hundert Besucher aller Altersstufen und mindestens ebenso viele Wespen auf historischem Boden eingefunden, um das ungewöhnliche Ereignis mitzuerleben.
Der erste Start der mannshohen und etwa 7 kg schweren Rakete erfolgte um 10 Uhr. Schon drei Stunden davor hatte das ÖWF-Team damit begonnen, den Startplatz auf einer Wiese an der Ortseinfahrt von Semriach entsprechend zu preparieren. Die örtliche Feuerwehr hatte ein Zelt, Tische und Bänke zur Verfügung gestellt, beim Postamt wurde die Jubiläumspost noch ordnungsgemäß gestempelt und für den späteren Flug in raketentaugliche Portionen verpackt. Eine Musikanlage wurde aufgebaut, der Stadl des Grundstücksbesitzers mit einem Willkommensschild dekoriert und für die Helfer wurde Sonnencreme ausgegeben.
Der Vorarlberger Herbert Gort, einziger zertifizierter Postraketenbauer Österreichs, war schon tags davor in Begleitung seiner Frau und Assistentin angereist, um die selbstgebaute Rakete vor den Augen des gespannten Publikums und zahlreicher Fotografen zu starten. Eine flexible Startrampe sollte garantieren, dass der zunehmende Wind die Geschosse nicht aus der vorgesehenen Bahn brachte, was auch hervorragend funktionierte. Dennoch wurde vorschriftsmäßig vor jedem Start die angrenzende Straße gesperrt und die Zuschauer mussten einen großen Sicherheitsabstand einhalten. Die Pausen wurden mit Wasserraketenschießen überbrückt, was besonders die Kleinen freute.
Der Bürgermeister von Semriach, Herr Ing. Jakob Taibinger, kam mit seinen staunenden Enkerln und wurde als Ehrengast eingeladen, den Startknopf zu drücken. Über Lautsprecher wurde der Countdown herunter gezählt und mit einem lauten Zischen erhob sich die knallrote Rakete auf einer weißen Rauchwolke mit etwa 400 km/h in die Lüfte.
In etwa 450 m Höhe erreichte sie den Gipfelpunkt ihrer Flugbahn und teilte sich planmäßig in zwei Teile, aus deren Mitte sich der Hauptfallschirm entfaltete. Daran schwebte die wertvolle Flugkörper sanft zu Boden, wurde sogleich geborgen und der Familie Gilg, Briefmarken-Großhändler und Philatelie-Spezialisten aus Wien, anvertraut. Immerhin sind die Briefe – erstmals herausgegeben vor 50 Jahren, aber bisher nie geflogen – eine Rarität und unter Philatelisten ein beliebtes Souvenir.
Punkt 15 Uhr startete die dritte und vorerst letzte Postrakete. Die meisten der raketenbeförderten historischen Briefe fanden noch am selben Tag einen interessierten Abnehmer. Kein Wunder, wurden diese doch – teilweise sogar noch persönlich von Schmiedl signiert – einerseits heuer von der Startmannschaft zum damaligen Startplatz, auf den Hochtrötsch, getragen und mit einem entsprechenden Vermerk gestempelt. Andererseits wurden die Briefe auf der Rückseite mit einer TUG-SAT Briefmarke (erster österreichischer Satellit, gebaut von der TU Graz), dem eigens angefertigten Sonderstempel der Veranstaltung und einem Poststempel versehen.
Ein paar der insgesamt 333 geflogenen Erinnerungsstücke stehen für Schnellentschlossene derzeit noch zum Verkauf – Anfragen bitte an: (Tel.: 0699/1075 8216). Eine weitere Möglichkeit, noch den einen oder anderen der begehrten Briefe zu erstehen, gibt es am „Großtauschtag der Philatelistischen Gesellschaft Graz“, am Sonntag, dem 11. September von 8 bis 14 Uhr im Raiffeisenhof Graz.
Wir bedanken uns herzlich bei allen, die diese Veranstaltung zu einem so erfolgreichen und unvergesslichen Ereignis gemacht haben!
Bericht: D. Scheer
Fotos: Stefan Hauth, Daniela Scheer, Olivia Haider
Hier noch einige weitere Eindrücke dieser Veranstaltung:
- Tagged:Postraketen, Schmiedl, Semriach
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