2012
KOSMOS. Die Entdeckung der Welt.
Zwei Show-Abende in Salzburg und Linz begeistern rund 800 Zuschauer!
Es wird dunkel, tragende Musik ertönt. Drei Laternen mit Kerzenlicht schweben durchs Publikum, der Bühne zu. Dort bleiben sie stehen, während auch der Leinwand die Milchstraße erscheint, und eine zum Träumen anregende Multivision rund 650 Gäste im Salzburger „republic“ in andere Sphären trägt.
Nach erfolgreichen Shows wie „Sinkflug“ im Jänner 2005, der „Sternennacht“ 2007 und „Earthrise – Der blaue Planet“ 2009ist das ÖWF wieder in Salzburg zu Gast. Im Gepäck hat es eine Entdeckungsreise der besonderen Art: auf den Karavellen des Kolumbus beginnt die Reise, es ist der 6. September 1492. ORF-Moderator Hans Georg Heinke liest aus dem Bordbuch des genialen italienischen Kaufmanns, der nur durch Zufall seine kleingerechnete Reise über den Atlantik „nach Indien“ als Held überlebt. Amerika lag eben dazwischen und kürzte den Weg entscheidend ab! Moderne Satellitenbilder aus dem Weltraum zeigen, wie die kleinen Karavellen über den Ozean getrieben wurden: Es waren die globalen Windsysteme wie die Passate, die Kolumbus in die neue Welt und später wieder zurück in die alte getragen haben. So wird Geschichte mit Raumfahrt verbunden, gestern mit heute!
James Cook tritt auf, und im Publikum findet sich der geheime Auftrag der englischen Krone an den Kapitän: Terra Australis, das geheimnisumwobene Südland, zu entdecken! Mit 650 „Seefahrern“ an Bord legen die Show-Moderatoren Norbert Frischauf, Gernot Grömer und Alexander Soucek ab, es geht rund Kap Hoorn, nach Tahiti und schließlich über den antarktischen Polarkreis in die Eiswüste des 6. Kontinents, den zwar Cook nie gesehen hat, dafür aber Satelliten in quasi-polarer Umlaufbahn.Vom Wasser der Ozeane hebt das ohrenbetäubende Knattern eines Propellers die Gäste in die Luft. Begleitet wird Charles Lindbergh auf seinem haarsträubenden Flug über den Atlantik – wieder unter Ausnutzung der Windsysteme des Planeten Erde… Und als Chuck Yeager als erster Mensch schneller als der Schall fliegt, knallt es auch im „republic“. Der Überschnall-Knall geht im wahrsten Sinn des Wortes „auf den Magen“! Da bleibt nur mehr, gleich in einer Rakete ins All abzuheben, auf den Spuren der ersten Mondmission Apollo 8. Raumfahrt-Experte Eugen Reichl ist ein amüsanter und intelligenter Wegbegleiter durchs Raumfahrtzeitalter. Und mit einem Video des Erdaufgangs hinter dem Mondhorizont, das Gänsehaut bei Publikum und Vortragenden hinterlässt, geht es in die Pause. So klein ist unser blauer Planet in 500 Jahren Entdeckungsgeschichte geworden, und trotzdem so im Zentrum aller unserer Gedanken!
Rockmusik macht zu Beginn der zweiten Hälfte das Publikum selbst zu Astronauten. Genug mit dem Zuschauen, nun schweben die Zuschauer selbst in die ISS ein und bekommen ganz nebenbei einen dreiminütigen Grundkurz über all die Seltsamkeiten, die sie an Bord erwarten: Ventilatoren, Schlafsäcke mit Haftstreifen, Blitzlichtgewitter auf der Netzhaut. Da bleibt zur Erholung nur ein Aufenthalt in der „Cupola“, der Aussichtsplattform der Raumstation. Als fachkundiger Reiseleiter kommt Pascal Gilles von der ESA auf die Bühne. Nun beginnt der von vielen mit Spannung erwartete Teil des Abends – ein Kaleidoskop aktueller Erdaufnahmen aus dem Weltraum, die eine kleine Geschichte erzählen: von den Wüsten der Erde und Saharastaub, der österreichischen Gletscherbakterien zugutekommt; von Eiswüsten und Vulkanausbrüchen – mit spektakulären Bildern aus der ISS – und von den Regenwäldern der Erde; der berühmte Fußabdruck des Menschen wird sichtbar: Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, Ölsand-Abbau in Kanada, NO2-Verschmutzung der Atmosphäre. Versöhnlicher wird es, als zum Abschluss der „Aussicht auf die Erde“ ein poetisches Video gezeigt wird: eine Erdumkreisung im Zeitraffer, mit wunderbarer Musik. Da fragt man sich dann: Gibt es solche Schönheiten wie die Erde noch ein zweites Mal im All? Die Moderatoren setzen sich in eine auf der Bühne aufgebaute „Bar am Rand des Kosmos“, trinken ein Glas Wein und unterhalten sich über Leben und Exoplaneten. Amüsant und kurzweilig wird klar, dass die Suche nach außerirdischem Leben nicht ganz trivial ist. Obwohl schon hunderte Exoplaneten entdeckt wurden, sind darunter kaum erdähnliche Kandidaten zu finden. Und nun ist es Zeit, das Publikum selbst in eine leuchtende Galaxie zu verwandeln: Im vielleicht romantischten Teil des Abends bringen 650 Leuchtstäbe „Sternenlicht“ ins „republic“, und Norbert Frischauf erläutert die berühmte Drake-Gleichung. Nach und nach verschwinden Sternenlichter, bis am Ende nur mehr zwei übrig bleiben: wir selbst, die Erde, und der mögliche Kandidat, der irgendwo in der galaktischen Nachbarschaft noch Leben tragen könnte. Nur finden müssen wir den noch! Wenn es so schwierig ist, unsere Nachbarn im All zu finden, ist es doch naheliegend, zuerst noch einmal ganz genau auf der Erde selbst nachzuschauen. Und siehe da: In den lichtlosen Tiefen der Tiefsee finden sich unsere eigenen „Außerirdischen“ – seltsame Wesen einer völlig anderen Welt. Erst ein Prozent der Tiefsee ist systematisch erforscht… Die Entdeckung der Welt ist noch lange nicht zu Ende.Und so schließt sich der Kreis. Als Kolumbus im schweren Sturm ums Überleben kämpfte, wusste er nichts von den Wundern tausende Meter unter ihm. Und er warf eine Flaschenpost ins Meer, um seine Entdeckungen der Nachwelt mitzuteilen. Genauso senden wir heute moderne Flaschenpost in den Weltraum: an Bord der Voyager-Raumsonden zum Beispiel, goldene Schallplatten, die irgendwann irgendwo irgendjemandem sagen sollen: „Wir haben gelebt!“ Bis dahin leuchten wir vorerst selber in den Weltraum, jeden Abend, wenn wir zuhause Licht einschalten. Wir sind eine Spezies, die getragen ist von den Ozeanen, geführt von den Winden und geleitet von den Sternen.
Drei kleine Laternen schweben wieder durch den dunklen Saal hinaus, und 800 Gäste in Salzburg und tags darauf in Linz gehen nach Hause, träumend vielleicht.
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