2012
Zieleworkshop 2012 im Salzburger Seenland
Der ÖWF Zieleworkshop war diesmal ein bisschen anders. Es gab drei funkelnde Seen. Ein mittelalterliches Gemäuer. Eine Kuh auf einer Sonnenuhr. Und ein Geheimnis hinter den Holztüren eines alten Schuppens.
Am Ende konnte es nur einen Sieger geben. Olivia Haider, ÖWF Finanzvorstand, und Thomas Turetschek vom PolAres Ballonteam, die wohl zum ersten Mal gemeinsam im Cockpit eines Renn-Tretbootes Platz genommen hatten, konnten die erste offizielle ÖWF Regatta für sich entscheiden. Acht Boote und 16 ÖWF Mitglieder waren am Start. Dräuende Wolkengebilde über dem Salzburger Mattsee zögerten jedoch es regnen zu lassen, und entschieden sich schließlich ganz zum Rückzug und zur Freigabe eines wunderbaren Sonnenuntergangs.
Die Institution Zieleworkshop, zehn Jahre lang auf der Mundinghütte über Innsbruck zu Hause, zog diesmal um in den Salzburger Flachgau; genauer gesagt in den kleinen Ort Berndorf im sogenannten Seenland: Dort bilden der Obertrumer See, der Mattsee und der Grabensee, drei eiszeitlich geformte Badewannen, das Zentrum einer nicht von ungefähr als „lieblich“ bezeichneten, sanften Hügellandschaft an der Grenze zu Oberösterreich. Der geografische Wechsel machte sich auch an der Teilnehmerzahl bemerkbar: 24 angemeldete und 20 anwesende ÖWF Mitglieder machten diesen Zieleworkshop zum bisher größten überhaupt.
Die Raumfahrt- und Weltraumenthusiasten wohnten standesgemäß. Das „Prälat Sebastian Ritter Haus“ ist ein trutziges, altes Gemäuer aus dem sechzehnten Jahrhundert, mit großem Garten und einem Barock-Brunnen. Geschichte trifft Science Fiction, könnte man sagen. Jedenfalls war es wahrscheinlich das erste Mal, das hier Mars-Analogforschung und Space-Tweetups diskutiert wurden.
Im Mittelpunkt des Wochenendes standen fünf „Workshops“. Es gab Rundblicke zum aktuellen Raumfahrtgeschehen, Gernot Grömer und Bianca Gubo erklärten administrative Abläufe im ÖWF, es gab Updates zu den Programmen und Projekten, Freitagnacht eine Wanderung durch die Sternbilder des Herbsthimmels und Samstagnacht eine stimmungsvolle Fackelrunde im Garten. Ein Höhepunkt war die ÖWF-Bootsfahrt an Bord der „Seenland“ über den Mattsee und den Obertrumer See. Zieleworkshop-Organisator Alexander Soucek lud das Team an Bord auf einen „Sundowner“ ein: ein Gläschen Grüner Veltliner mit Blick auf die tiefstehende Sonne, dazu Reflexionen im Bugwellenwasser und Plaudereien. So entspannend kann’s sein.
Gemeinsam wurde aber auch viel gearbeitet und noch mehr diskutiert. Das ist der Sinn des Zieleworkshops: sich abseits von Projekthektik zu treffen, sich auszutauschen und über Neues nachzudenken. Die ÖWF Academy wurde diesmal von Roberta Paternesi gehalten, die dem Team erklärte, wie in der Raumfahrt ein gutes „Statement of Work“ geschrieben wird. Roberta, Science Data Officer in PolAres und IT Support, hatte dabei viele Beispiele aus ihrem Arbeitsleben in der ESA parat. Ebenso aus dem Erfahrungsschatz plauderte ÖWF-Vorstandsmitglied Rudi Albrecht, der in einem Stegreif-Solo darstellte, was gutes Management eigentlich ausmacht.
Dann ging es vor den großen, alten Schuppen am anderen Ende des Gartens. Das gesamte Team wurde noch kurz instruiert, bevor sich mit einem Knarren die Türen öffneten. Im Halbdunkel erkannte man sie dann – die Umrisse der (fast) originalgetreu nachgebauten Brücke des Raumschiffs Enterprise! In 30 atemlosen Minuten spielten die ÖWF Mitglieder eine fiktive Folge „Star Trek – The Next Generation“ nach.
Vollgetankt mit Sauerstoff wurde im Anschluss über das ÖWF selbst reflektiert: Warum sind wir eigentlich dabei? Was haben wir gelernt, was macht das ÖWF einmalig, und was wollen wir erreichen? Ein ominöser Geschäftsmann legte 50.000 Euro auf den Tisch für eine neue Projektidee; der Geschäftsmann war leider nur ein Gedankenspiel, aber die durch ihn gesammelten Ideen des Teams konnten sich sehen lassen. So rauchten die Köpfe, bis sich spät am Abend, nach dem gemeinsamen Abendessen am langen Tisch des Refektoriums, das alte Gemäuer in ein Kino verwandelte. Auf dem Programm stand „The Red Stuff“, die beeindruckende Dokumentation über die ersten russischen Kosmonauten (die „Gruppe der 20“). Helden der Sowjetunion, projiziert auf die meterdicke Wand eines ehemaligen Pfarrhofes: so versöhnlich kann Geschichte sein.
Sonntagvormittag, herrlicher Herbsttag im Salzburger Seenland. Blauer Himmel, grüne Hügel, weiße Segelschiffe drüben am Obertrumer See. Beim Rundgang durch Berndorf fiel dem Team ein astronomisches Kleinod ins Auge: Eine Sonnenuhr mit Analemma, standesgemäß mit Zeichnungen aus dem Bauernleben geschmückt: Acker, Kuh, Pflug. Und so ging der Zieleworkshop 2012 dann zu Ende, zwischen Herbstbäumen und Weltraumträumen. „Hier kommen wir wieder her“, hörte man, als die Tür der kleinen „ÖWF-Trutzburg“ ins Schloss fiel. Das könnte sich machen lassen…
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