2012
Vom 03.-04. November 2012 fand das dritte Analog Astronaut Training in Innsbruck statt, wobei wieder sehr interessante Themenbereiche auf dem Programm standen.
Die erste Stunde am Morgen des Samstags stand ganz im Zeichen der Geologie. Isabella Achorner präsentierte uns in Bildern eine vielfältige Auswahl an diversen Aufschlüssen, welche von uns Analog-Astronauten Kandidaten analysiert werden sollten. In der Geologie bezeichnet man unter Aufschluss eine Stelle an der Erdoberfläche, wo der Gesteinsuntergrund zu Tage tritt, z.B. Felswände. Das Erkennen und Beschreiben von Gesteinsformationen mit geologisch relevantem Charakter ist eine wichtige Eigenschaft, die ein Analog-Astronaut beherrschen soll um den Wissenschaftler im Mission Support Center möglichst genaue Informationen übermitteln zu können. Denn ein Großteil der Mission dreht sich um die geologischen Vorkommnisse und Prozesse der Lokalität, welche teils in situ, also vor Ort, eruiert werden müssen.
Den restlichen Vormittag erhielten wir eine Einführung in die Stressbewältigung, unter der Leitung von Petra Sansone. Dabei wurde uns vermittelt welche Stress-erzeugende Situationen auf uns zu kommen können und wie wir diese zu bewältigen vermögen, bzw. wie man mit ihnen umgehen kann. Des Weiteren wurde uns erläutert was Stress in unserem Körper auslöst, welche Hormone ausgeschüttet werden und wie diese uns in unserem Handeln beeinflussen. Durch spezielle Übungen, welche für jeden individuell und persönlich verlaufen, kann man Stress-Situationen, welche unumgänglich sind, entgegenwirken. Dies ist sehr wichtig, da es in einer prekären Situation die Nerven zu bewahren gilt, denn davon kann unter Umständen die Gesundheit abhängen. Als Beispiel sei gegeben ein eventuelles Auftreten eines Panikgefühls im Analog-Raumanzug als akutes Ereignis. In dieser Situation kann man z.B. über Atemtechniken entgegenwirken.
Am Nachmittag hatten wir den Radiomoderator Timo Abel vom ORF zu Gast. Er leitete das Interview-Training, wobei er uns in die Welt der Medienkommunikation Einblick gewährte und uns unterschiedliche Journalisten-Interviews aufzeigte. Im Anschluss wurden simulierte Interviews mit den Analog-Astronauten Kandidaten durchgeführt, dabei wurden wir bewusst mit kritischen Fragen konfrontiert. Wir lernten dadurch einerseits uns im Vorfeld zu überlegen, was wir preisgeben möchten, andererseits auch während des Interviews zu überlegen, was ein Journalist erzählen will. Auch die verschiedenen Journalistentypen müssen unterschiedlich bedient werden. Ein Fachjournalist will möglichst viel Informationen über die Sache, über das Projekt wissen, wohingegen man beim uninteressierten Journalisten, die Botschaft an den Anfang stellt, damit der Journalist schnell zu seiner Geschichte kommt. Die wichtigste Erkenntnis war aber, dass man echt, ehrlich und sich selbst sein darf.
Im Anschluss wurde im Raumanzugslabor ein komplettes Donning von Analog-Astronaut Kandidat Daniel Schildhammer durchgeführt. Die Prozedur des Donnings ist ein präziser Arbeitsablauf, welcher nicht oft genug geübt werden kann. Jeder Handgriff muss sitzen und sollte ohne nachzudenken durchführbar sein. Durch die teils bewusste Abwesenheit technischer Mitarbeiter, sollten wir dieses Mal ohne Hilfe auskommen und das Donning alleine durchführen, was sich als Herausforderung darstellte. Dennoch, nach einigen Komplikationen und einer kurzen Zeitverzögerung war das Donning erfolgreich, nun trennte uns nur noch das Doffing vom Feierabend.
Der nächste Morgen führte uns gleich zu Beginn wieder in das Raumanzugslabor, wo ein weiteres, vollständiges Donning durchgeführt wurde. Diesmal durfte Analog-Astronaut Kandidat Christoph Gautsch die Prozedur durchführen. Wir hatten vom Vortag gelernt und konnten mit geringer zeitlicher Überschreitung ein vollständiges Donning durchführen.
Bedenkt man das ein komplettes Donning sich bis über 2 Stunden hinziehen kann, der Analog-Astronaut in dieser Zeit geduldig den Prozeduren folgen muss und dabei eine mentale Metamorphose für den Aufenthalt im Raumanzug durchläuft, so erscheint es nicht mehr als triviales Unterfangen die Rolle eines Analog-Astronauten einzunehmen. Nach dem Donning beginnt in der Regel erst ein „EVA“ (Extra-Vehicular Activity oder „Weltraumspaziergang“), welchen den Analog Astronaut an seine physischen und psychischen Belastungsgrenzen bringen.
Am Nachmittag wechselten wir unseren Standort und begaben uns zur Innsbrucker Hauptuniversität, wo uns Prof. Peter Tropper, ein erfahrener Mineraloge, am Institut für Mineralogie erwartete. Zunächst wurden theoretisch die diversen Minerale bzw. Gesteine der Erde besprochen, sowie welche von diesen Vertretern am Mars zu erwarten, oder schon bekannt sind. So sind nach neuesten Erkenntnissen des Mars-Rovers „Curiosity“ größere Bereiche des Mars mit Basalten vulkanischen Ursprungs bedeckt. Generell sind vorwiegend magmatische Gesteine zu erwarten, wie man es
schon von der am meisten vorkommenden Marsmeteoriten-Klasse, den Shergotitten (SNCMeteorit) her kennt. Diese sind im hohen Maße magnesium- und eisenhaltig und enthalten Mineralien wie Olivin und Lherzolith. Auch wurden die tektonischen und gesteinsbildenden Prozesse der Erde erläutert, diese sind als Hintergrundwissen sehr bedeutend, da sie die Basis für ein geologisches Verständnis darstellen.
Im Anschluss wurden uns diverse Vertreter der drei großen Gesteinsklassen präsentiert, wobei es sich um magmatische, metamorphe und sedimentäre Gesteine
handelt. Diese konnten nun von jedem genau betrachtet werden, wobei es in erster Linie darum ging die Gesteine zu unterscheiden, was nicht immer trivial ist. Nach dieser Besichtigung der mineralogischen Auswahl wurde das dritte Trainingswochenende abgeschlossen.
Ich freue mich, dass ich mit so einem engagierten Team beim ÖWF mitarbeiten darf.
Bergmeister Daniel
- Tagged:Aouda, Astronautentraining, Simulation, Wissenschaft
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