2013
ÖWF on Mars – Thorsten Küper – Day 12

Liebe Leserinnen und Leser!
Je weiter unsere Astronauten auf dme Mars die Oberfläche erkunden, umso mehr stellen sich neben dem Alltag auch die philosophischen Gedanken ein. Nach wie vor steht die Exploration und Neugier im Vordergrund, doch die „in-sich-Schau“ nimmt ebenso ihren Raum ein.
Es sind dies wahrscheinlich jene melancholische Gedankengänge, die jeden Menschen heimsuchen, der Neues entdeckt, Neues schafft oder dabei ist Neues zu verstehen. Die unweigerliche Frage nach dem „warum?“, die in einer Endlosschleife vollzogen werden kann wirft ein unsichtbares Netz über das Tun.
Ein Warum ist daher keine Frage, sondern nur die Antwort einer noch nicht gestellten Frage.
… und wer sich fragt: „Was bringt das, wenn die dort forschen?“, dem sei im Gegenzug geantwortet:“Es ist ein weiterer Puzzlestein um eine Antwort auf die ultimative Frage: Warum sind wir hier?“ … der Mensch kann sich weder durch Sex, noch durch Freizeitparks, noch durch „kauf 2 zahl 1“-Aktionen vor dieser Frage drücken. Sie ist integraler Bestandteil unserer Existenz. Grund genug, um ein paar unserer Art loszuschicken, in der Hoffnung, dass ein neuer Aspekt zur Konstruktion einer Antwort hinzukommt.
In diesem Sinne freue ich mich Ihnen heute die Gedanken von Thorsten Küper zu übermitteln. Ein Autor dessen Forschungsgebiet ein ebenso unentdecktes Land, mit unglaublichem Potential ist. Die digitale Welt, eine Wahrheit in einer Illusion.
Gedanken zur Marokko-Mars-Mission des ÖWF
von Thorsten Küper (alias „Küperpunk Korhonen“)
Ich habe sie nur um wenige Monte verpasst: Die Mondlandung. Aber obwohl erst im Oktober 1969, also rund 3 Monate nach Neil Armstrongs historischem Schritt von der Leiter zur Welt gekommen, gehöre ich doch zur Weltraumgeneration.
Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, dass die Menschheit dem ersten großen Schritt ins All nun in schneller Folge viele weitere folgen lassen würde. Es gab für mich keinen Zweifel daran, dass schon im Jahr 2000 – das damals so unglaublich weit weg war. 30 würde ich dann sein, also richtig alt – ringförmige rotierende Raumstationen den Globus umkreisen, der Pendelverkehr zur Mondkolonie eine Selbstverständlichkeit und der erste bemannte Marsflug spätestens noch vor dem Jahr 2001 stattfinden würde.
Viele Ingenieure, die an der Mondmission mitwirkten, haben das wohl ganz ähnlich gesehen. Einer von ihnen Wernher von Braun, der Vater der Mondrakete. Zumindest in der Frühphase des Mondprojektes war der Enthusiast von Braun einer von vielen, die uns an der Schwelle zum Zeitalter der interplanetaren bemannten Raumfahrt wähnten.
Ein reich bebildertes Sachbuch über die Apollo Missionen war eine meiner ersten intensiven Lese-Erfahrungen. Irgendwo in diesem Buch stand, dass wir wahrscheinlich schon Mitte der 80er Jahre auf dem Mars landen würden. Wir. Also die Menschheit, vielleicht sogar ich persönlich – obwohl ich an dieser Variante schon damals erhebliche Zweifel hegte, denn Karussell fahren war mir schon zu heftig.
Die 80er kamen. Doch keine bemannte Marslandung. Die 90er gingen genauso schnell vorbei. Ich selbst studierte Physik. Zu einer Marslandung konnte ich leider keinen Beitrag leisten. Mittlerweile haben wir das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts hinter uns gelassen. Wieder ohne den Mars mit einem bemannten Raumschiff anzusteuern, stattdessen haben wir das Shuttle nach zwei schweren Unfällen eingemottet. Es wurde nie zu dem Weltraumtaxi, von dem seine Entwickler geträumt hatten.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Mars des Jahres 2013 viel weiter von der Erde entfernt ist als der im Jahr 1969. Da war er zum Greifen nah. Der rote Lichtpunkt neben dem Mond. Ihn holen wir uns als nächstes. Glaubten wir.
Etwas hat sich verändert. Etwas fehlt. Ist es der Pioniergeist?
Zweifellos waren die 50er und 60er Jahre eine unglaublich technologiegläubige Ära. Aber ist das nicht immer noch so? Das kann nicht das Problem sein-
Die Evolution der Technik ist anders verlaufen, als wir es erwartet haben. Den Weltraum haben wir wider Erwarten mehr oder minder links liegen lassen. Die großen Entwicklungssprünge haben sich im Bereich der Computer, der Informationsverarbeitung, der Medien ereignet.
Aber auch die Fragen, die wir stellen, haben sich verändert.
Wer in den 60er mit leuchtenden Augen den Start einer Saturn V Rakete beobachtete, der wollte wissen: Wie weit können wir kommen? Was brauchen wir dazu? Was werden wir da draußen vorfinden?
Die Frage, die heute vorrangig gestellt wird ist einfacher und simpler und sie bremst den Fortschritt aus. Sie lautet:
Ist es profitabel?
Selbst unter dem Gesichtspunkt wirtschaftlicher Rentabilität ist Raumfahrt nicht sinnlos. Sie ist ein Antrieb für die Wissenschaft, sie zwingt uns Fragen zu stellen und Lösungen zu finden. Ich würde aber genauso behaupten, Raumfahrt ist auch eine Verpflichtung.
Unser Heimatplanet verändert sich. Teilweise aus sich heraus, teilweise durch unsere Aktivitäten, unsere Lebensweise, die daraus resultierenden Eingriffe in das Ökosystem. Und er bewegt sich in einem turbulenten Universum, das nur auf unserer eigenen begrenzten Zeitskala statisch zu sein scheint.
Raumfahrt bietet uns die Chance, zumindest das Überleben eines Teils unserer Spezies zu sichern. Wir können ja nicht mal sicher sein, dass wir nicht tatsächlich die einzige Lebensform in einem Umkreis von tausenden von Lichtjahren, vielleicht sogar im ganzen Universum sind. Es wäre bedauerlich, uns nicht mit allen Mitteln zu erhalten.
Irgendwann werden wir im Falle unserer Weiterexistenz zur Emigration gezwungen sein.
Projekte wie die Marokko Mars Analog-Simulation lassen den alten Pioniergeist wieder aufleben. Natürlich ist es NUR eine Simulation. Aber irgendwo müssen wir anfangen und dazu müssen wir jetzt die Initiative ergreifen.
Ich beneide alle, die damals die Mondlandung live auf ihren Fernsehschirmen verfolgen konnten. Noch mehr jene, die ihren Beitrag dazu als Techniker oder Wissenschaftler oder sogar als Astronaut leisten konnten. Ich wäre gern einer von ihnen gewesen.
Die Nacht oder den Tag an dem zum ersten Mal ein Mensch den Fuß auf den Mars setzt, möchte ich auf keinen Fall verpassen. Ich werde nicht schlafen, die Stunden vor und nach dem Touch Down bloggend verbringen, soviel steht fest.
Auf diesen besonderen Tag freue ich mich schon heute – genau wie auf dem, an dem wir auf intelligentes Leben im All stoßen. Aber damit ich ihn noch erlebe, muss die Arbeit darauf hin jetzt beginnen.
Viel Erfolg bei diesen ersten Schritten wünsche ich den Wissenschaftlern der Marokko Mars Analog-Feldsimulation.
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