2014
Jedes Jahr findet bei der UNO im Vienna International Center eine Serie von Konferenzen mit Bezug zum Weltraum statt: das Committee for the Peaceful Uses of Outer Space (COPUOS) trifft sich für zehn Tage im Juni. Im Vorfeld, bereits im Februar bzw. im April, treffen sich die Subcommittees (Unterkomitees) des COPUOS, das Scientific & Technical Subcommittee („S&T“ oder STSC) und das Legal Subcommittee. Organisiert wird diese Serie von Konferenzen vom United Nations Office for Outer Space Affairs (UNOOSA), das seit 1993 seinen Sitz in Wien hat.
COPUOS existiert seit 1958 und kümmert sich um die technische und rechtliche Koordination der internationalen Weltraumaktivitäten: Themen werden wissenschaftlich-technisch und rechtlich im S&T und im Legal S/C vorbereitet, sodann während des vollen Meetings von COPUOS diskutiert, in einen Bericht gegossen und der Generalversammlung der UN zur Beschlussfassung vorgelegt.
Mein erster Kontakt mit COPUOS war im Februar 1994, als ich im Tandem mit dem Piloten des Space Shuttle Ken Bowersox über die erfolgreiche Servicemission zum Hubble Space Teleskop berichtete. Damals wurde der optische Fehler am HST behoben und ich konnte dramatische Bilder zeigen. Wir bekamen hier viel Applaus. In weitere Folge berichtete ich mehrfach für ESA bei COPUOS: über Netzwerke, über Datenarchive und virtuelle Observatorien, und über elektronisches publizieren und Data Mining.
Als ich dann beim ÖWF Mitglied wurde stellte ich fest, dass auch hier Verbindungen zum OOSA bestanden. Das ÖWF hatte das OOSA bei verschiedenen Outreach-Aktivitäten unterstützt. Es kam zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit, insbesondere mit Prof. Mazlan Othman, die damals das OOSA leitete. Diese Zusammenarbeit motivierte das ÖWF letztlich dazu, Frau Prof. Othman anlässlich ihres Abgangs aus Wien den Polarstern-Preis zu verleihen.
Es lag daher nahe, im Rahmen von COPUOS über die Aktivitäten des ÖWF zu berichten, insbesondere im Jahre 2013 über die Mission „Mars2013“, die zeitgleich mit dem Meeting des S&T im Februar in der marokkanischen Wüste ablief. Die war für die UN sehr interessant: es zeigte internationale Kooperation auf einem hohen Niveau sowie die Zusammenarbeit mit einem Schwellenland. Ich hielt diesen Vortag im Rahmen der technischen Präsentationen zum Tagesordnungspunkt Human Space Technology Initiative.
Noch aus meiner astronomischen Anfangszeit kannte ich die Problematik der erdbahnkreuzende Asteroiden. Auch COPUOS erkannte das und gründete 2001 die Working Group on NEOs. Als sich zeigte, dass dieses heikle Thema nicht von den Delegierten der Mitgliedsstaaten abgedeckt werden konnte, kam es zur Gründung eines Action Teams, einer Gruppe von Experten. AT-14 kümmerte sich fortan unabhängig vom Zeitplan der Meetings des COPUOS um die Sache. Als dann noch dazu während des Meetings des S&T des COPUOS im Februar 2013 an ein und demselben Tag der Einschlag eines 20-Meter Objekts in Tscheljabinsk, sowie der Vorbeiflug in nur 26.000 km Höhe eines 50-Meter Objektes erfolgte, kam es schlagartig zu einer Aufwertung der Wichtigkeit des AT-14.
Es folgten hektische Aktivitäten. Natürlich wollten wir diese Gelegenheit nicht vorbei gehen lassen und versuchten, das Thema mit der nötigen Dringlichkeit zu versehen. Es wurden zwei Arbeitsgruppen gegründet:
– IAWN (International Asteroid Warning Network) soll aus Observatorien und anderen Organisationen bestehen, die in der Lage sind, NEOs zu entdecken und deren Bahnen zu berechnen. Chair ist das Minor Planet Center (USA). Die Gruppe hat sich im Jänner 2014 konstituiert.
– SMPAG (Space Mission Planning Advisory Group). Besteht aus Organisationen, die in der Lage sind, eine Bedrohung durch NEOs mittels einer Space Mission abzuwehren. NASA, ESA, CNES, ASI, DLR, etc., aber auch Vertreter von Organisationen, die im weitesten Sinn dabei unterstützen können: Secure World Foundation, Space Generation Adivsory Council (SGAC), Association of Space Explorers und andere. Die Gruppe konstituierte sich im Februar 2014 bei ESOC in Darmstadt. Das zweite Meeting war in Wien, anschließend an das AT-14 Meeting des COPUOS im Juni 2014.
Zurück zum ÖWF. Während des S&T im Februar 2014 berichtete Gernot Grömer über die Resultate von Mars2013. Mit dem Legal Subcommitte haben wir ja weniger zu tun, aber als es anlässlich des bevorstehenden Starts der österreichischen Nanosatelliten (TUGSAT und UNIBRITE) zur Abfassung des österreichischen Weltraumgesetzes kam, lieferte Alexander Soucek Input an Frau Prof. Marboe, die österreichische Expertin im Legal S/C.
Zur Zeit sind wir in der Planung des UN/Austria Space Science Workshops im September in Graz involviert. Meine Hoffnung ist, dass wir die in den 90-er Jahren so erfolgreiche Serie von Space Science Workshops fortsetzen können.
– Autor: Rudolf Albrecht, ÖWF Liason zur österreichischen Delegation der Vereinten Nationen
Dieser Artikel ist eine verkürzte Fassung eines ausführlicheren Beitrages im ÖWF Newsletter (Ausgabe Juli 2014).
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