Beide – Flechten und virtuelle Realität – werden als Experiment die für die Mars Analog-Simulation AMADEE-15 zum Einsatz kommen. Mehr darüber erfährt ihr im Blogartikel über die Woche 20. – 26. Juli 2015 von unserem Praktikanten Philip Winter.

Nach inzwischen 3 intensiven Wochen beim ÖWF und der nahenden AMADEE-15 Simulation am Kaunertaler Blockgletscher konnte ich einige Impressionen erhaschen, die ich euch in diesem Artikel gerne präsentieren möchte.
Als allererstes fiel mir auf, dass sich die wissenschaftliche Forschung beim ÖWF völlig anders anfühlt, als ich es durch mein Astronomie Studium gewöhnt bin. Es tut sehr gut, diesen frischen und praxisorientierten Blickwinkel einzunehmen, mit dem hier gearbeitet wird. Innovative, kreative und nützliche Ideen entstehen hier wie am Fließband und sorgen dafür, dass man immer etwas zu tun hat.

Philip Winter (links), hilft Sciencebuster Werner Gruber beim Anlegen des Exoskeletts. Foto: T-Mobile Austria

Eine meiner größten Aufgaben besteht darin, den Durchführungsplan eines Experiments während der AMADEE-15 Mission auszuarbeiten. Angefangen von einer Material-Checkliste und der Bereitstellung von Hardware über das Verständnis des wissenschaftlichen Hintergrundes des Experiments bis hin zu „welchen Knopf muss ich wann und wie lange drücken“ – alle diese Fragestellungen liegen in meinem Aufgabebereich. Konkret geht es um die Vermessung einer speziellen Flechten Art, durch deren Durchmesser sich Rückschlüsse über dessen Alter gewinnen lassen. Der zweite Schritt des Experiments beschäftigt sich mit dem Gestein, auf welchem die Flechten wachsen. Ein sogenannter Schmidt-Hammer wird zur Bestimmung von gesteinsspezifischen Größen, wie z.B. der Härte von Gesteinsoberflächen, verwendet.

Das Team der Italienischen Mars Society (Enrico und Franco Carbognani), welche an der virtuellen Mars-Welten forschen. Foto: T-Mobile Austria

Meine zweite große Aufgabe ist es, das eingebaute Helmdisplay in den Aouda Anzügen zu verbessern. So sollen beispielsweise die eben genannten Durchführungspläne („Procedures“) direkt zum Analog-Astronauten gesendet werden, sodass ein optimaler Informationsfluss zwischen dem „Mars“ und dem Mission Support Center herrschen kann. Außerdem stellt das Helmdisplay wichtige Informationen über die Umgebung des Analog-Astronauten und auch über den Anzug selbst dar.
Am Wochenende war das ÖWF auf in Zusammenarbeit mit den Kollegen der Italian Mars Society und auf Einladung von T-Mobile in Wien vor Ort, um das VERAS Experiment der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Bei diesem Experiment wird virtuell simuliert, wie es sich für einen Astronauten anfühlen würde, stünde er/sie tatsächlich auf unserem roten Nachbarn. Dabei werden die Bewegungen der Person über Kameras erfasst und mithilfe einer ausgeklügelten Software in die virtuelle Welt übersetzt. Eine Virtual-Reality-Brille (Oculus-Rift) sorgt dafür, dass die Person in die virtuelle Marslandschaft katapultiert wird. Durch ein Gerüst kann das Körpergewicht so ausgeglichen werden, dass die am Mars niedrigere Schwerkraft simuliert wird. Einige besondere Gäste – inklusive dem renommierten Physiker und „Sciencebuster“ Werner Gruber – waren bereits am Freitag zu Gast beim Veranstaltungsort Sand in the City. Einige Impressionen des Events gibt’s auf dieser Flickr Seite .

Als letzten und abschließenden Punkt dieses Artikels möchte ich noch auf meine Arbeitskollegen eingehen. Seit dem ersten Tag beim ÖWF war ich fasziniert von diesem familiären und freundschaftlichen Arbeitsklima, das hier herrscht. Ich fühle mich in zu jeder einzelnen Sekunde im ÖWF Team integriert. Es ist unglaublich angenehm, mit solch professionellen und zugleich lieben Personen zusammenzuarbeiten. Ich bin der festen Überzeugung, dass das wichtigste Kriterium zum Erfolg einer Mission wie AMADEE-15 das Zusammenarbeiten mit anderen ist. Dieses Kriterium wird beim ÖWF vollkommen erfüllt.

Autor: Philip Winter