2015
Jeden Tag während der Mars-Simulation beantworten wir eine neue Frage rund um das Thema Mars Analog-Forschung.
Gewinnerfrage: Auf dem Mars ist die Farbe “Rot/Orange” vorherrschend. Werden Astronauten dort nach einer bestimmten Zeit Sehnsucht nach anderen Farben haben oder gibt man den Astronauten Bilder, Gegenstände etc. gegen “Heimweh” mit?
Diese Frage gestellt von Andreas Egger wurde aus allen eingesendeten Fragen als Gewinnerfrage ausgewählt und als Videobotschaft von der Feldcrew beantwortet. Wir gratulieren ganz herzlich!
Wie werden so komplexe Missionen durchgeführt? Bekommt ihr Unterstützung von Profis?
Stellt euch vor, ihr müsstet über 100 Menschen an zwei Orten koordinieren, die 100 km in Distanz und mehr als 2.000 Meter Seehöhe auseinander liegen. Genau das passiert jeden Tag während der AMADEE-15 Mars-Simulation.
Das uns dies gelingt, hat mehrere Gründe: Zum einen ist AMADEE-15 nicht die erste Mars-Simulation, die wir durchführen. In den Missionen seit 2006 haben wir stetig dazugelernt und können auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. In jeder Mission wenden wir das gelernte Wissen an, das spiegelt sich in fast jedem Aspekt der Mission wider. Auch tauschen wir uns mit Kollegen von NASA und ESA aus, verfassen wissenschaftliche Publikationen und bekommen dadurch immer wieder neuen Input.
Bei AMADEE15 gibt es mehrere Teams: Die Feld-Crew, das Flugkontroll-Team (Flight Control Team, FCT), das Wissenschafts-Team (Remote Science Support, RSS), die Flugplaner (Flight Plan Team) das Medienteam, und viele mehr. Jedes Team bearbeitet den eigenen Aufgabenbereich und teilt die Ergebnisse während mehreren täglichen Briefings mit den anderen Teams. So weiß jeder genau Bescheid, was in den anderen Teams passiert. Außerdem treffen sich die Teamleiter jeden Abend zu einer Pool Party, was zwar unglaublich cool klingt, jedoch lediglich eine Umschreibung für das tägliche Management-Meeting ist.
Die Koordination wird dadurch erleichtert, dass alle an der Mission Beteiligten freiwillig dabei sind. Jeder wird durch seine intrinsische Leidenschaft für Raumfahrt und Weltallerkundung angetrieben und gibt während der Mission alles. Jeder von ihnen bringt individuelles Expertenwissen mit, sei es im Ingenieurwesen, IT, Biologie, Medien und Öffentlichkeitsarbeit, u.v.m., welches im Studium oder Beruf angeeignet wurde. So kann man sich auf alle verlassen und sichergehen, dass die Aufgaben sauber erledigt werden.
Auch wenn die Größe und Komplexität der Mission auf den ersten Blick als logistischer Alptraum erscheint, so ist sie jedoch mit einem großartigen und professionellen Team sowie unseren Industriepartnern machbar. Und wäre es ohne eine Herausforderung nicht langweilig?
Welche Hilfsmittel stehen einem Astronauten am Mars zur Verfügung?
Bis jetzt existieren Pläne für bemannte Marsmissionen nur auf den Zeichenbrettern der NASA, ESA & Co. Doch zwei Dinge sind dabei schon ganz klar: Erstens werden die AstronautInnen möglichst unabhängig von ihrem Kontrollzentrum arbeiten müssen. Die weite Distanz zwischen Erde und Mars lässt Kommunikationen nur mit einer Zeitverzögerung von mehreren Minuten zu und führt dazu, dass die AstronautInnen bei den meisten Aufgaben auf sich allein gestellt sind.
Und zweitens wird man leicht packen müssen. Denn jedes Kilogramm an Material verursacht zusätzlichen Bedarf an Treibstoff, der sowieso schon knapp sein wird. Eine aktuell sehr prominente Idee, um dieses Problem zu umgehen, sind 3D-Drucker, mit denen man aus Materialen, die man auf dem Mars findet, die nötigen Hilfsmittel vor Ort selbst herstellt. Auch das ÖWF hat einen 3D Drucker im Feld.
Welche Hilfsmittel dann letztlich auf dem Mars eingesetzt werden, lässt sich aktuell noch nicht genau sagen. Das hängt vom Missionsziel und dem Stand der Technologie ab. Sehr wahrscheinlich werden aber robotische Fahrzeuge zur Unterstützung dabei sein, die schon vorher auf dem Mars platziert werden. Zwei solche Fahrzeuge werden auch bei AMADEE-15 getestet: Das „Cliff Reconnaissance Vehicle (CRV)“ von der französischen „Planète Mars Association“ und der ungarische „Google Lunar X PRIZE (GLXP)“-Rover von „Puli Space Technologies“.
Es mag noch keinen konkreten Zeitplan für eine bemannte Marsmission geben, doch gerade deswegen sind Simulationen wie AMADEE-15 so wichtig: Nur durch Erforschen des bisher Unbekannten können wir uns fortbewegen. AMADEE-15 kann uns dabei helfen, herauszufinden, welche Hilfsmittel man auf dem Mars verwenden kann und welche nicht. Und dadurch stellt die Mission einen weiteren Schritt auf dem Weg dar, an dessen Ende hoffentlich einmal der Mars stehen wird.
Gibt es Leben am Mars und wenn ja, wie kann es nachgewiesen werden?
Das ist die große Frage! Gesucht wird vor allem nach mikroskopisch kleinen Lebensformen wie Mikroben. Auf der Erde finden wir sie in den unwirtschaftlichsten Regionen, zum Beispiel in der Tiefsee, wo ein hoher Druck herrscht und kaum Licht durchdringt. Die Umstände auf dem Mars ähneln diesen Extremen auf der Erde und da wir wissen, dass Mikroben sehr widerstandsfähig sind, suchen wir nach solchen Lebensformen. Die Sparte, die sich mit möglichem Leben außerhalb der Erde beschäftigt, heißt Astrobiologie.
Während AMADEE-15 werden zwei astrobiologische Experimente durchgeführt: L.I.F.E. (Laser-Induced Fluorescence Emission) und MASE. Das Erste ist ein mobiles Lasersystem, das Biomarker Moleküle unter extremen Umweltbedingungen detektieren und quantifizieren kann. Dazu wird die Probe weder berührt noch zerstört. Diese Methode wird erst seit kurzem angewandt. Die Analog-Astronauten werden mit dem L.I.F.E. Gerät mikrobielles Leben identifizieren können.
Das MASE Experiment detektiert spezielle Biomoleküle. Das Vorhandensein dieser Biomoleküle wird als Nachweis von Leben bewertet. Durch die Anwendung modernster molekularbiologischer Methoden werden noch mehr Informationen über diese mikrobiellen Überlebenskünstler gewonnen.
Die Bedingungen am Kaunertaler Gletscher ermöglichen es, unter marsähnlichen Bedingungen Proben zu entnehmen und Experimente durchzuführen, die Leben detektieren können. So stellt sich zum Beispiel die Frage, ob die Mikroorganismen auf dem Gletscher ähnlichen Bedingungen standhalten, wie man sie auf dem Mars oder anderen Himmelskörpern findet. MASE will ein neues Puzzlestück zu einer der wichtigsten Fragen der modernen Wissenschaft hinzufügen: Sind wir alleine oder gibt es noch weiteres Leben in unserem Universum?
Warum heißt der Anzug “Aouda”? Könnte er am Mars eingesetzt werden?
Der Name kommt vom berühmten Science Fiction-Roman „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne. Darin geht Phileas Fogg die Wette ein, dass er es schafft, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Möglich wird das durch eine neue Bahnverbindung in Indien. Phileas verlässt London mit seinem Diener Jean Passepartout und während der Reise retten sie eine junge indische Prinzessin, genannt „Aouda“. Um sie zu retten nehmen die beiden sie mit auf ihre Reise. Zum Schluss gewinnt Fogg die Wette und heiratet Aouda.
Der Roman inspirierte das Mars-Analog Forschungsprogramm des Österreichischen Weltraum Forums, deswegen heißt der Rover Phileas, der Ballon Passepartout und die Raumanzüge Aouda.
Da sie experimentelle Prototypen sind, müssen sie mit großer Sorgfalt gehandhabt werden, genau wie die indische Prinzessin im Roman. Sie könnten aber trotzdem nicht auf dem Mars benutzt werden, denn sie sind nicht luftdicht und stehen auch nicht unter Druck. Das ist aber auch gar nicht Sinn und Zweck der Anzüge, denn sie wurden ja extra für Analog-Missionen auf der Erde entwickelt. Dennoch simulieren die Anzüge so viel wie möglich: Sie wiegen 45kg (damit entsprechen sie in etwa dem Gewicht, den ein voraussichtlich 135kg schwerer Raumanzug auf dem Mars wiegen würde), versorgen die Analog-Astronauten mit Atemluft und senden biomedizinische und technische Daten per Telemetrie, genau wie das ein Anzug auf dem Mars tun würde. Ein Exoskelett simuliert zusätzlich Druckverteilungen im Anzug. Wenn Sie mehr über die Aouda-Anzüge wissen wollen lesen Sie mehr darüber auf unserer Homepage: https://www.oewf.org/de/polares-science/aouda-spacesuit-simulator/
Was passiert während der Mission in Innsbruck?
Die AMADEE-15 Mission findet zwar am Kaunertaler Gletscher statt – das heißt aber nicht, dass alle an der Mission beteiligten Personen auf dem Gletscher sind. Denn wie auch bei den echten Missionen von NASA, ESA & Co. sitzen die meisten Beteiligten eben nicht im „Raumschiff“, sondern vor Computerbildschirmen in Kontrollzentren wie denen in Houston (NASA) oder Darmstadt (ESA). Und da unsere Simulation so realistisch wie möglich ablaufen soll, haben auch wir ein Mission Support Center (MSC) in Innsbruck. Das MSC unterstützt („supportet“) die Mars Simulation auf den Gletscher und ist in ständiger Kommunikation mit der Feldcrew. So wird das MSC von der Feldcrew am „Mars“ laufend mit Updates von jeglichen Aspekten der Mission versorgt und kann bei Bedarf den Flugplan ändern bzw. Information zu Experimenten von den Wissenschaftlern einholen.
Eine Besonderheit bei Mars-Simulation: Aufgrund der weiten Entfernung des Mars zur Erde (von 55 bis hin zu 401 km) braucht jegliches Kommunikationssignal, welche sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen (ca. 300.000 km pro Sekunde), mehrere Minuten Zeit, um von einem zum anderen Planeten zu gelangen. Dies erschwert die Kommunikation und muss deshalb in einer Mars-Simulation getestet werden. Und deshalb wird jegliche Kommunikation zwischen der Crew am Gletscher und dem MSC in Innsbruck auch 10 Minuten Verzögerung haben.
Und neben dem MSC gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Aufgaben zu erledigen: Die Analog-Astronauten sind bei der Durchführung der Experimente auf Unterstützung und Anweisungen von den Wissenschaftlern am Boden angewiesen. Die gesamten Aktivitäten während der Mission müssen geplant und deren Durchführung überwacht werden. Der Verlauf der Mission muss mit der Öffentlichkeit geteilt und kommuniziert werden. Und, und, und…
Ihr seht also: Es gibt auch in Innsbruck viel zu erledigen – langweilig wird uns dabei auf jeden Fall nicht.
Mehr über die Kommunikation zwischen Innsbruck & Gletscher erfährt ihr in unserem Podcast (Podcast Mars Communication).
Wie können Astronauten Marsgletscher erkunden, ohne Bohrwerkzeuge einzusetzen?
Eine Karte der internen Struktur von Marsgletschern zu erstellen, ohne deren Oberfläche zu beschädigen, ist das Ziel des GPRoG-Experiments (Ground Penetrating Radar on Glaciers), welches während AMADEE-15 von Alexandra Zavitsanou, Pradyumna Nanda Vyshnav und Oscar Kamps durchgeführt wird.
Bei dem Experiment wird ein Bodenradar eingesetzt, der mit einer Senderantenne elektromagnetische Wellen in den Boden sendet. Diese Wellen werden von Strukturen reflektiert, die sich in ihren elektrischen Eigenschaften unterscheiden. Die Signale werden dann von einer Empfängerantenne aufgefangen und in einem Steuergerät angezeigt, welches sie als 2-D Profile der Untergrundstruktur anzeigt.
Einen Bodenradar an Marsgletschern einzusetzen kann in vielerlei Hinsicht sinnvoll sein: Es kann vor allem bei der Suche nach Wasser verwendet werden, da es in der Lage ist, Wassereis unter der Oberfläche aufzuspüren. Dort könnte früher auch einmal Leben existiert haben.
Um solches Equipment auch auf zukünftigen, bemannten Marsmissionen einsetzen zu können, testet das GPRoG-Experiment während AMADEE-15, ob dieser Bodenradar auch in einem Raumanzug problemlos bedient werden kann. Bis es soweit ist, müssen wir uns bei der geologischen Erkundung des Mars jedoch vorerst mit unbemannten Missionen zufrieden geben, wie z.B. der ExoMars-Mission der ESA, welche 2018 starten soll.
Gibt es genug Wasser, um auf dem Mars zu duschen?
Auch auf dem Mars möchte man gerne einmal duschen. Das Problem dabei: das Wasser ist knapp. Wissenschaftler arbeiten schon länger an Möglichkeiten, wie man Wasser auf dem Mars nutzen kann. Eine Idee ist beispielsweise, Wasser aus Urin zu recyceln. Aber selbst solche Methoden schützen nicht vor Wasserknappheit, denn wir Menschen benötigen im Alltag sehr viel Wasser.
127 Liter – so viel Wasser verbraucht ein durchschnittlicher Mensch pro Tag. 44 Liter davon alleine beim Duschen. Doch für die lange Reise zum Mars kann man unmöglich so viel Wasser mitnehmen. Während AMADEE-15 wollen wir deshalb schauen, wie man diese Ressource möglichst sparsam nutzen kann.
Hier setzt das „FOG“-Experiment an. FOG ist eine faltbare Duschkabine, die mit Wassernebel arbeitet. Das führt dazu, dass 10 Minuten duschen gerade mal einen Verbrauch von 4,5 Litern ausmachen – also ein Zehntel von dem, was wir normalerweise nutzen.
Ziel ist es, das Modell auch in der Schwerelosigkeit nutzen zu können. Und wer weiß: Vielleicht kann man die praktische Dusche auch an Orten auf der Erde nutzen, wo Wasser knapp ist.
Wie simuliert man die Schwerkraft des Mars?
Auch das ÖWF muss an die Naturgesetze halten – und deshalb können wir nicht einfach mal die Schwerkraft abschalten. Dafür haben wir uns aber eine ganze Reihe von Methoden einfallen lassen, um die auf dem roten Planeten vorherrschenden Bedingungen trotzdem zu simulieren. Am Mars ist die Schwerkraft in etwa ein Drittel so stark wie auf der Erde – sprich ein Gegenstand wiegt auf unserem Planeten dreimal so viel wie auf dem Mars. Das haben wir bei der Entwicklung unserer Aouda-Anzüge beachtet. Experten gehen davon aus, dass ein Raumanzug, der später einmal auf bemannten Marsmissionen eingesetzt wird, in etwa 120-140 kg wiegen würde. Dementsprechend wiegen die Aouda-Anzüge 45 kg – also nur ein Drittel des Gewichts.
Eine weitere Möglichkeit, die Schwerkraft des Mars einzubauen, ist in der virtuellen Realität. Das Experiment „VEMES“ setzt sich genau damit auseinander. Dabei werden eine originalgetreue Mars-Landschaft und ein Mars-Habitat simuliert, in der man dann Arbeitsabläufe und Experimente durchführen und testen kann. Bei AMADEE-15 wird ein Prototyp dieser 3D-Virtual-Reality-Station genutzt, mit dem überprüft werden soll, wie sich das Design einer richtigen Marsstation verbessern lassen könnte.
Die Simulationsstation soll außerdem herausfinden, inwiefern virtuelle Realitäten bei der Vorbereitung einer tatsächlichen Mission eingesetzt werden könnten. So hätten Astronauten die Möglichkeit zu trainieren und sich in einer Marslandschaft zu bewegen, ohne wirklich da sein zu müssen – eine enorme Hilfe auf dem Weg zum roten Planeten.
Sind sich Erde und Mars geologisch ähnlich?
Von allen Planeten in unserem Sonnensystem ist uns der Mars am ähnlichsten – so ähnlich, dass er als der aussichtsreichste Kandidat für Leben außerhalb der Erde gilt! Doch der Reihe nach:
Der Mars besitzt eine äußere Kruste, einen darunterliegenden Mantel und einen heißen Kern in seinem Inneren. Seine Oberfläche ist durchzogen von Rissen, Spalten und Rinnen, die lange Zeit für von Marsmenschen geschaffene Kanäle gehalten worden. Doch zahlreiche Sonden der NASA haben gezeigt, dass es sich dabei um ausgetrocknete Flussbetten handelt – es muss also einmal eine riesige Menge flüssiges Wasser auf dem Mars gegeben haben.
Ähnlich wie auf der Erde sind die Pole überzogen von riesigen Eiskappen. Diese bestehen zum Teil aus permanent gefrorenem Wassereis, und zum Teil aus sublimierendem Trockeneis, welches sich wie auch auf der Erde nach den Jahreszeiten richtet.
Auf der Nordkugel findet man Vulkane, die die Geschichte der Oberfläche des Planeten aktiv mitgestaltet haben. Der größte unter ihnen, Olympus Mons, ist mit seinen 27 km Höhe dreimal so hoch wie der Mount Everest und erstreckt sich über eine Fläche von 600 km, länger als die Strecke von Innsbruck nach Wien.
Die Atmosphäre des Mars besteht zu mehr als 95% aus Kohlenstoffdioxid (CO2), was vergleichbar mit der Venus ist. Dass es jedoch keinen so starken Treibhauseffekt wie auf der Venus gibt, der den Planeten auf über 400 Grad Celsius erhitzt, liegt daran, dass die Atmosphäre sehr dünn ist. Sie hat deshalb wenig Einfluss auf die vorherrschenden Temperaturen und erzeugt kaum Druck, weshalb Astronauten auf dem Mars auch nie auf ihren Raumanzug verzichten werden können.
Der Mars besitzt im Vergleich zur Erde kein zweipoliges Magnetfeld. Deshalb ist die Oberfläche kaum vor tödlicher Strahlung aus dem All geschützt. Auf der Erde (und auch noch in der internationalen Raumstation) müssen wir uns darüber keine Gedanken machen, doch für bemannte Marsmissionen wird dies eine großes Problem, dass es noch zu lösen gilt, bevor sich die ersten Astronauten auf den Weg in Richtung roter Planet machen.
Auch wenn der Mars natürlich ein fremder und einzigartiger Planet ist, so gibt es dennoch viele Gemeinsamkeiten zwischen ihm und unserer Erde. Das macht seine Erforschung umso spannender und wichtiger. Durch die Erkundung der geologischen Bedingungen können wir Rückschlüsse auf unseren eigenen Planeten ziehen und Fragen beantworten, die uns jetzt noch unklar sind. Aus diesem Grund wird auch die AMADEE-15 Mission eine Reihe geowissenschaftlicher Experimente beinhalten. Und vielleicht führt uns all das dann irgendwann zur Beantwortung der wichtigsten Frage: Sind wir allein, oder gibt es noch weiteres Leben in unserem Universum?
Welche Experimente werden während der AMADEE-15 Mars Simulation durchgeführt, und wer führt sie aus?
Die Herausforderungen einer bemannten Marsmission sind vielzählig und vielseitig – und deshalb sind es die Experimente der AMADEE-15 Mission ebenfalls.
Wie kann der menschliche Körper in einer lebensfeindlichen Umwelt am Leben erhalten werden? Dafür testen wir Raumanzüge. Wie können unzugängliche Regionen auf dem Mars erkundet werden, ohne die Astronauten in Gefahr zu bringen? Dafür testen wir robotische Fahrzeuge. Wonach müssen wir eigentlich suchen, wenn wir Leben auf dem Mars entdecken wollen, und wie können wir es finden? Damit setzt sich eine Vielzahl biologischer Experimente auseinander. Und das ist noch lange nicht alles!
All diese Experimente führen wir jedoch nicht alleine durch – das wäre ja auch langweilig. Schließlich gibt es noch unzählige andere interessierte Forscher, die Ideen haben, was man für eine bemannte Marsmission noch alles erkunden sollte. Deshalb haben wir Partner verschiedenster Universitäten und privater Organisationen eingeladen, uns zu unterstützen. Dabei beschränken wir uns nicht nur auf Österreich, sondern erhalten auch Gesellschaft aus Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Polen und Ungarn.
Ihr seht also: Die AMADEE-15 Mission ist ein internationales Projekt mit zahlreichen Themen. Damit Ihr dabei aber nicht den Überblick verliert, haben wir die wichtigsten Informationen auf unserer Homepage zusammengestellt. Schaut doch einfach mal vorbei! https://www.oewf.org/en/polares-science/amadee-15-live-en/
Warum habt ihr euch bei AMADEE-15 für den Kaunertal Gletscher entschieden? Werden wir durch die Mission etwas über den Gletscher selbst lernen?
AMADEE-15 ist nicht die erste Mars-Simulation, die das ÖWF durchführt. Wir waren bereits in der Nordsahara in Marokko, in den Rieseneishöhlen der Dachsteinregion Österreichs, in der Rio Tinto Region Südspaniens oder auch der Moab-Wüste in den USA. Oft sind dies trockene und staubige Wüstenorte, wie man sie auch in vielen Regionen auf dem Mars vorfinden würde.
Doch ist der rote Planet nicht so monoton und eintönig, wie man manchmal glauben mag. Durch die verschiedenen Mars-Sonden und Rover auf dem Roten Planeten ändert sich unser Bild vom Mars praktisch jeden Tag. Seit ein paar Jahren wissen wir auch, dass es Gletscher auf dem Mars gibt. Noch nie hat jemand eine Mars-Simulation an einem Gletscher durchgeführt. Und auch wenn diese sicher nicht den idealen Landeplatz für die erste bemannte Mars-Mission darstellen, so sind sie dennoch interessant. Denn die bisher entdeckten Gletscher auf dem Mars halten die größten Mengen an Wassereis außerhalb der Pole – und gelten deshalb als ein möglicher Kandidat für Leben auf dem Mars.
Der Kaunertaler Gletscher ist in vielerlei Hinsicht vergleichbar mit den Gletschern des roten Planeten. Denn ein Teil des Gletschers befindet sich unter einer schützenden Gesteinsschicht. Deshalb können viele der Experimente, die bei AMADEE-15 durchgeführt werden, auch realistische Ergebnisse liefern.
Und nebenbei wird der Gletscher selbst gleich miterforscht. So erforscht z.B. das L.I.F.E. Experiment, wie Leben unter extremen Bedingungen bestehen kann, um damit Rückschlüsse auf mögliches Leben auf dem Mars zu liefern. Aber gleichzeitig hilft es uns auch zu verstehen, wie Leben unter extremen Bedingungen auf unserem eigenen Planeten existieren kann.
Ihr seht also: Der Kaunertaler Gletscher bietet ein ideales Umfeld, um eine Marssimulation durchzuführen, und ist gleichzeitig eine ganz neue Kulisse, die so noch nie genutzt wurden. Deswegen sind wir schon ganz gespannt, was wir in den kommenden zwei Wochen erfahren werden, und hoffen, dass ihr es auch seid!
Was ist ein Analog Astronaut? Kann sich jeder bewerben?
AMADEE-15 wäre nichts ohne seine Analog-Astronauten. Sieben Mars-Pioniere, darunter eine Frau, erforschen, wie ein Leben auf dem Mars funktionieren könnte. Bewerben kann sich jeder, allerdings wird danach sorgfältig ausgewählt. Erst kürzlich hat ein aufwändiges Auswahlverfahren stattgefunden. Dabei wird getestet, wer körperlich fit genug ist oder besondere Fähigkeiten für die Mission mitbringt. Psychologen überprüfen, ob ein Bewerber gut mit Stress und Isolation umgehen kann, und letztendlich müssen auch die Mitglieder der Gruppe zueinander passen.
Wer danach ausgewählt wurde, ist aber noch lange nicht fertig. In speziellen Simulationstrainings lernen die Astronauten den Ablauf der Mission kennen, üben den Umgang mit dem Raumanzug Simulator und anderen Experimenten.
Jetzt kommt die richtige Mission: Jeder Tag ist dabei genau durchstrukturiert und geplant. Hier zeigt sich, wie effektiv die Vorabtraining waren und wie gut die Crew jetzt miteinander arbeitet.
Analog-Astronauten leisten außerdem viel Öffentlichkeitsarbeit. Sie informieren Schulklassen und Weltrauminteressierte über ihre Arbeit, halten Vorträge oder bloggen in Social Media Kanälen.
Auch wenn unsere Marsmission nur auf der Erde stattfindet ist es wichtig, die Analog-Astronauten gut auszuwählen. Der wichtigste Faktor in der bemannten Raumfahrt ist immer noch der Mensch. Wir können seine Handlungen nicht planen, aber – wir können ihn möglichst gut auf dieses große Abenteuer vorbereiten.
Warum führt ihr Mars Analog Simulationen wie #AMADEE15 durch? Haben wir nicht schon genug über die bemannte Raumfahrt während Apollo, MIR und ISS Missionen gelernt?
Eine so komplexe Reise, wie die zum Mars, muss sorgfältig geplant werden. Das beginnt bei der richtigen Auswahl der Astronauten. Dazu kommen viele Faktoren, die bei ISS oder MIR-Missionen kein Problem waren, beispielsweise die Zeitverzögerung in der Kommunikation. Bei einer Reise zum Mars, kann es allerdings bis zu 20 Minuten dauern, bis eine Nachricht das Raumschiff erreicht hat.
AMADEE-15 testet auch diese Faktoren. Wenn vom Kontrollzentrum – das wir Mission Support Center nennen – eine Nachricht zu den Analog-Astronauten geschickt wird, dauert es rund 10 Minuten, bis sie dort ankommt. Dabei überprüfen wir: Wie müssen wir kommunizieren, um möglichst viel Information möglichst verständlich auf einmal zu vermitteln?
Viele der Experimente, wie das biowissenschaftliche L.I.F.E.-Experiment dienen nicht nur der Simulation, sondern erforschen auch tatsächlich die Gletscherregion. Die Daten können helfen zu verstehen, wie beispielsweise kleinste Lebewesen in einer so lebensfernen Region überleben können.
Je mehr wir vorab eine Reise zum Mars üben, desto mehr können wir herausfinden, wo Probleme entstehen könnten. Das hilft in der Zukunft die richtigen Astronauten perfekt vorbereiten zu können.
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
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