2016
Eis. Sommer. Blauer Himmel. Sonnenschein – Traumwetter.
Die Beschreibung gleicht einem nahezu perfekten Urlaubstag am Strand bzw. Badesee. Wir befanden uns jedoch in 2.750m Seehöhe am Kaunertaler Gletscher umgeben von Schneezungen inmitten der AMADEE-15 Mission – und ich als einer der 12 „Junior Researcher“ mitten unter Journalisten, Wissenschaftlern, Analog-Astronauten und Crew-Mitgliedern der Mission.
Aufgrund einer Teilnahme eines Wettbewerbes des BMVIT machte man mich auf einen Wettbewerb zum besagten „Junior Research Program“ aufmerksam.
So stieß ich also zum ÖWF und lernte deren Arbeit kennen.
Heute, Tag 12 meiner 4-wöchigen Mission „Praktikum“, möchte ich Euch einen kleinen Einblick in meine Arbeit und den generellen Ablauf beim ÖWF aus der Sicht eines HTL Schüler bieten.
Meine Tätigkeiten bestehen hauptsächlich aus Überarbeitung der Kinderraumanzüge, unseren sogenannten „Beta-Suits“, hinsichtlich ihres Lüftungssystems und deren Helm-Systeme. Das betrifft sowohl die Funkanlage, als auch diverse mechanische Befestigungen. Diese können z.B. Gehäuse/Halterungen der Funk-Taster (Push-to-talk (PTT)) sein, welche von mir zuerst am Computer in 3D „designed“ werden und danach am 3D-Drucker bzw. durch Handarbeit gefertigt werden.
Dass aus einer CAD Zeichnung für z.B. einen simplen Funk-Taster ein Prototyp wird, kann auch vielseitiger werden als man denkt. Die Problematik liegt nicht immer beim Konstruieren, sondern meist in der Anfertigung einer ersten Version bzw. in der Überarbeitung dieser. Auch im Zeitalter des 3D Drucks läuft vieles komplizierter als zuvor gedacht. Da greift man schon des öfteren auch mal zu „Duct-Tape“ und Heißkleber.
Daneben bin ich auch eingebunden Verbesserungen für die ÖWF Raumanzugssimulatoren „Aouda“ zu realisieren. Beispielsweise arbeite ich gerade an einem bereits vorhandenen Backup-Kommunikationssystem für die Analog-Astronauten. Sollte der Hauptkommunikationskanal ausfallen, kann über den Backup-Kanal weiterhin Informationen ausgetauscht werden ohne dass ein „EVA“ (Extra Vehicular Activity) abgebrochen werden muss.
Dabei ist einiges zu beachten, wie z.B.: Befestigungsmöglichkeiten ohne den Raumanzug bzw. den Helm „anzubohren“ oder Möglichkeiten zur einfachsten und zugleich besten Kabelführung, sodass beispielsweise nicht unnötig viele Steckverbindungen das Aus- bzw. Anziehen kompliziert gestalten. Aber es gibt auch andere „Arbeiten“ wie z.B. die Vorbereitung einer Präsentation.
Wöchentlich ist es üblich, dass ein bis zwei Praktikanten eine ca. 15min Präsentation auf Englisch zu einem selbst gewählten Thema (Raumfahrt betreffend) halten. Danach gibt es eine Fragenrunde und man erhält abschließend noch Feedback zum Inhalt, Formatierung und zum Präsentieren selbst. Anhand dieser „Sparring Sessions“ erkennt man bereits einen wesentlichen Schwerpunkt der Organisation. Es wird stets auf Ausbau der persönlichen Fähigkeiten gesetzt. Man erhält die Gelegenheit, seine Fähigkeiten in einem Bereich zu verbessern, der eine besonders große Rolle spielt – und das nicht nur in der Berufswelt, sondern auch im Privatleben. Die Möglichkeit sich selbst zu präsentieren und professionelles Feedback zu erhalten wäre meiner Meinung nach auch verstärkt in Schulen wünschenswert, um einen glatten Einstieg in die Arbeitswelt dank gelungener Selbstpräsentation beim Bewerbungsgespräch erreichen zu können.
Wir haben derzeit über 10 Praktikanten bzw. Freiwillige, darunter sind zahlreiche Nationen wie Großbritannien, Island, Kalifornien, Malaysia, Mexiko, Irak und natürlich am stärksten Österreich vertreten. Anna, Flugmedizinerin aus Malaysia, versuchte die Gemeinsamkeiten unserer Truppe zu bestimmen. Sie meinte schließlich, dass wir die gemeinsame Arbeit (nationenübergreifend) für etwas großes Ganzes schätzen, uns weltoffen präsentieren und gerne umherreisen.
Es entstehen immer wieder interessante Gespräche und teilweise auch fachliche Diskussionen. Das soziale Umfeld könnte nicht besser sein und man erfährt den Eindruck einer grandiosen Teamarbeit.
Es ist eine einmalige Chance in solch einen Forschungsbetrieb zu schnuppern und internationale Zusammenarbeit auf hohem Niveau kennenzulernen. Diese Erfahrung ist prägend und ich profitiere bereits jetzt davon.
Ich wünsche allen Lesern noch einen schönen Sommer,
Martin
Autor: Martin Zwifl.
Martin besucht die HTBLA Eistenstadt, Abteilung Flugtechnik und absolviert ein 4-wöchiges vom BMVIT gefördertes Talente-Praktikum beim ÖWF in Innsbruck.
Lest dazu auch die Beiträge unser englischsprachigen Pratikannten & Gastforscher: Internships at the OeWF
- Tagged:AMADEE-15, Aouda, Innovationspraktikum, Innsbruck, SuitLab
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