2016
Während des 2016 Kongresses der Association of Space Explorers (ASE) fand am 04. Oktober im Rahmen des Moduls „Emerging Fields in Architecture“ ein Workshop mit Astronautin Bonnie Dunbar statt. Während der Veranstaltung berichtete die ehemalige NASA Astronautin über ihre Erfahrungen mit der Raumfahrt. Anschließend hatten die Studierenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Fabian Oberhofer, Student an der TU Wien, hat den Workshop zusammengefasst:
Aufgewachsen auf einer abgelegenen Farm im Bundesstaat Washington, inspirierte der klare Blick auf den Sternenhimmel Bonnie dazu, Astronautin zu werden. Nach ihrem Masterstudium in Werkstofftechnik an der University of Washington kommt sie zur NASA, wo sie an mehreren Missionen im Weltall beteiligt war. Insgesamt 50 Tage, 7 Stunden und 4 Minuten verbringt Bonnie auf mehreren Missionen im Weltraum.
Nach monatelanger körperlicher und mentaler Vorbereitung reist sie mit einem Team ins Universum. Das Team wird sehr sorgfältig ausgewählt. Nationalität und Geschlecht spielen dabei keine Rolle. Körperliche und mentale Stärke sind sehr viel maßgebender. Das Zusammenleben auf engem Raum fordert zudem eine gute Teamdynamik. Das Forschungsteam lernt sich bereits vor dem Start umfangreich kennen und wird aufeinander abgestimmt. Konfliktlösungen werden geschult. Während des gesamten Aufenthalts im Orbit werden die Crewmitglieder psychologisch begleitet.
Die Forschungsgebiete im Weltraum umfassen Astronomie, Physik, Materialwissenschaften und Medizin. Laut Bonnie Dunbar ist sich jeder Astronaut seiner Risiken bewusst, das Leben auf der Erde sei aber nicht weniger gefährlich.
Die fehlende Gravitation im Weltraum verändert nicht nur die alltäglichen Tätigkeiten, sondern beeinflusst auch die Raumnutzung und Raumwahrnehmung. Schwerelosigkeit ermöglicht die vollständige Ausnutzung des Raumvolumens. Kopfüber zu arbeiten wird möglich. Die Kapsel ist rundum mit Haltegriffen ausgestattet. Die Beschriftungen informieren über oben und unten und tragen deutlich zur Orientierung bei. Jegliche Gegenstände werden an genau bestimmten Plätzen verstaut.
Aufgrund der geschlossenen Bauart und der geringen Fensterfläche sowie der Tatsache, dass auf der ISS die Sonne innerhalb 24 Stunden 16 mal auf und unter geht, kann für die Besatzung der Tagesablauf nicht nach einem natürlich vorgegeben Tag/Nacht-Rhythmus abgestimmt werden. LED-Lampen helfen der Crew mit verschiedenen Intensitäten und Farbtemperaturen den Rhythmus zu unterstützen.
Im Anschluss an den Vortrag hatten die Studierenden des Moduls die Möglichkeit, Fragen an die Astronautin zu stellen. Hier sind einige davon:
Wie ist es – in den ersten Tagen – im Raumschiff zu schlafen?
Es variiert vor allem in den ersten Tagen sehr stark. Bei vielen ist das Adrenalin so hoch, dass man kaum schläft. Für diesen Fall stehen den Astronauten Schlaftabletten zur Verfügung. Manche wachen sehr desorientiert auf und es kann vorkommen, dass jemand an die Tür seiner Schlafkapsel klopft, weil er seine Orientierung verloren hat. Der Körper liegt nicht, sondern schwebt, dies kann beim Aufwachen verwirrend sein. Aber Menschen gewöhnen sich schnell an neue Umstände und passen sich an.
Wie duscht man im All?
Duschen hat sich aus Erfahrung nicht ausgezahlt da es viel zu viel Aufwand war. Aus dem Grund wird eher auf „Katzenwäsche“ (Waschen mit Schwamm) gesetzt.
Was passiert mit dem Müll, der sich in den Wochen während einer Mission auf einer Weltraumstation ansammelt?
Sämtlicher Abfall wird gelagert und muss wieder zurück auf die Erde gebracht werden. Würde man Müllsäcke einfach ins All werfen, könnten sie erheblichen Schaden an Satelliten anrichten, die sich in der Erdumlaufbahn bewegen.
Wie bleibt man fit, wenn man Wochen lang kaum Kraft aufwenden muss um sich fortzubewegen?
In einer Weltraumstation verwendet man hauptsächlich die Hände um sich vorwärts zu ziehen, die Beine bleiben weitgehend unbenutzt, außer um sich mit Schlaufen an einer Stelle zu fixieren. Damit die Beinmuskulatur während dem Aufenthalt in der Schwerelosigkeit nicht verkümmert, müssen die Astronauten täglich trainieren – für diese Zwecke gibt es spezielle Fitnessgeräte in der Raumstation.
Wie ist das Raumklima in der Kapsel?
Es gibt einen Thermostat. Die Männer schalten ihn runter und den Frauen wird zu kalt. Genau wie hier unten (lacht).
Was war der emotionalste Moment?
Es war immer ein Riesenereignis, wenn ein Raumschiff an die Station gedockt wurde und man nach langer Zeit wieder neue Menschen traf.
Weiterführende Links:
- Tagged:Architektur, ASE, ASE29, öffentlichkeitsarbeit, TU Wien
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