2016
ÖWF testet im Jänner unter Extrembedingungen
ÖWF testet im Jänner unter Extrembedingungen
Raumanzug-Simulator soll einer Tesla-Spule und minus 110 Grad Celsius standhalten
Von 2. bis 6. Jänner 2017 unterzieht das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) seinen Raumanzug-Simulator „Aouda“ den bislang härtesten Tests: dabei wird das „Raumschiff zum Anziehen“ u.a. zwei Tesla-Spule ausgesetzt, soll seinen Träger, den Analog-Astronauten, vor minus 110 Grad Celsius schützen und auch bei hoher Luftfeuchtigkeit und unter Einfluss von elektromagnetischer Strahlung noch einwandfrei funktionieren.
MedienvertreterInnen können nach Voranmeldung am 3. Jänner die Tests mit zwei Tesla-Spulen, die für Hochspannungs-Entladungen eingesetzt werden, und am 6. Jänner die Versuchsreihe in der Kältekammer live vor Ort mitverfolgen. Am 6. Jänner lädt das Österreichische Weltraum Forum zum Pressegespräch mit ÖWF-Vorstand Dr. Gernot Grömer, der die Tests leiten wird. Eine gesonderte Einladung folgt.
Nach den Langzeit-Simulationen einer Mars-Mission 2013 in der Sahara und 2015 am Kaunertaler Gletscher bereitet sich das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) derzeit auf die nächste große Mission vor. Diese soll 2018 -wieder unter internationaler Beteiligung -stattfinden, die Suche nach dem passenden Ort läuft bereits. Der nächsten Langzeit-Mars-Simulation wird neben detaillierter Planung eine Reihe spezieller Tests und vorbereitender Kurz-Simulationen vorausgehen. Den Anfang macht die Versuchsreihe von 2. bis 6. Jänner, die im ÖWF-Suitlab in Innsbruck, am Institut für Mechatronik der Universität Innsbruck und in der Kältekammer des Alpenhotels fall in Love in Seefeld in Tirol durchgeführt wird.
MedienvertreterInnen sind eingeladen, einzelne Tests live zu beobachten:
- Test mit zwei Tesla-Spulen
3. Jänner 2017, ÖWF-Suitlab, Sillufer 3a, 6020 Innsbruck - Test in Kältekammer
6. Jänner 2017, Alpenhotel… fall in Love, Dorfplatz 28, 6100 Seefeld in Tirol
Im Zentrum der Versuchsreihe stehen der seit 2006 vom ÖWF entwickelte Raumanzug-Simulator „Aouda“ und seine Träger, die ÖWF-Analog-Astronauten. Sie testen dieses „Raumschiff zum Anziehen“ ebenso wie Geräte und Arbeitsabläufe auf ihre „Marstauglichkeit“ und erfahren dabei alle Einschränkungen eines Mars-Raumanzugs, wie beispielsweise ein sehr enges Gesichtsfeld und stark verringerte Beweglichkeit. So werden die einfachsten Tätigkeiten, wie Gehen, sich Bücken oder etwas Aufheben zur Herausforderung. Der Raumanzug-Simulator verfügt über ausgeklügelte Elektronik, wie ein Mensch-Maschine Interface, ein System von biomedizinischen Sensoren und selbst entwickelter Software.
„Alle Systeme unseres Raumanzug-Simulators müssen auch unter extremen äußeren Einflüssen, wie sehr tiefen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und im Umfeld elektromagnetischer Strahlung einwandfrei funktionieren“,
betont Dr. Gernot Grömer, Vorstand des ÖWF und erklärt weiter,
„Mit den Tests im Jänner 2017 wollen wir für diese Außeneinflüsse konkrete Grenzwerte festlegen und „Aouda“ für unsere nächste große Mars-Simulation rüsten. Kann unser Raumanzug-Simulator den Analog-Astronauten beispielsweise vor statischen Blitzentladungen, wie sie manchmal bei Staubteufeln auf dem Mars vorkommen, oder vor Temperaturen bis minus 110 Grad Celsius über einen ausreichend langen Zeitraum schützen, ist er auf jeden Fall einsatzbereit für jede analoge Mars-Mission auf der Erde und theoretisch auch für den Mars.“
Denn der kälteste Ort, der als Schauplatz für Mars-Missions-Simulationen, also als „Analog-Mars“ in Frage käme, ist mit minus 93 Grad Celsius die Antarktis im Winter. Auf dem Mars beträgt die Temperatur durchschnittlich minus 55 Grad Celsius, am kältesten wird es übrigens im Winter an den Marspolen mit minus 120 Grad Celsius. In diesem Zusammenhang betont Grömer:
„Da unser Raumanzug-Simulator kein Druckanzug ist, wie es für eine Marsmission erforderlich wäre, bleibt der Einsatz von „Aouda.X“ auf dem Mars jedoch Theorie. Diese Aufgabe wird wohl ein Nachfolgemodell übernehmen, das von unseren Erkenntnissen profitiert hat. Der Weg zum Mars ist somit ein Stückchen weit auch rot-weiß-rot gepflastert.“
Rückfragen ÖWF
Mag. Monika Fischer
Pressesprecherin
Österreichisches Weltraum Forum
+43 699 1213 4610
Über den Raumanzug-Simulator „Aouda.X“
„Aouda.X” kann alle wesentlichen Einschränkungen eines realen Mars-Raumanzuges wiedergeben, wie etwa Gewicht, Druck-Gegenkräfte oder eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit. Ein ausgeklügeltes Mensch-Maschine Interface, ein System von Sensoren und selbst entwickelter Software lassen den Anzug zu einem virtuellen Assistenten des Astronauten werden. Der 45kg schwere Prototyp „Aouda.X” wurde entwickelt, um auch die Zusammenarbeit mit anderen (robotischen) Komponenten, wie etwa einem Rover oder einer Messstation, zu optimieren und gleichzeitig das Risiko einer biologischen Kontamination zu minimieren.
„Aouda“ wurde entwickelt, um realistisch die Simulation von bemannten Marsmissionen zu ermöglichen. Schwerpunkt ist neben den bewegungsmäßigen und sensorischen Einschränkungen die Vermeidung von Kontamination von Bodenproben. Die Arbeit des ÖWF Arbeit hat gezeigt, dass das umständliche Arbeiten in einem Raumanzug ein wesentlicher Faktor in der Planung von Missionen ist. Mit einem Mensch-Maschine-Interface nach dem Stand der Technik kann aber Aouda.X – anders als etwa bei den Mondlandungs-Raumanzügen- auch einen virtuellen Assistenten für die Arbeit auf dem Roten Planeten stellen.
System-Übersicht
- 45kg Hard-Upper-Torso mit Umgebungsluft versorgt (um das Gewicht- zu-Kraft-Verhältnis auf dem Mars korrekt wiederzugeben)
- Außenhülle: Panox/Kevlar Verbundtextil mit Aluminiumbeschichtung
- Einstellbares Exoskelett, um verschiedene Druckbeaufschlagungen eines Anzuges auf dem Mars zu simulieren
- Biomedizinische und technische Telemetrie mit Breitband-W-Lan (inklusive Video, Audio, Temperaturen, CO2/O2-Sensoren, GPS, Luftdruck/Feuchtigkeit, Beschleunigungen etc.)
- Mensch-Maschine Interface inklusive elementarer Spracherkennung und Beschleunigungssensoren
Über das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF)
Das ÖWF ist eine österreichische Organisation für RaumfahrtspezialistInnen und Weltrauminteressierte. In Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Institutionen forscht das Forum im Bereich Weltraumaktivitäten, betreibt Satelliten-Bodenstationen, entwickelt einen experimentellen Marsanzug und führt international renommierte Mars-Expeditionssimulationen durch. Zum Bildungsauftrag des ÖWF gehören Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen zum Thema Weltraum und Raumfahrt und die Zusammenarbeit mit Organisationen aus Politik und Industrie.
Über das Alpenhotel… fall in Love:
Das Alpenhotel… fall in Love liegt zentral in der Seefelder Fußgängerzone auf einem sonnigen Hochplateau, umgeben von der einzigartigen Bergwelt der Olympiaregion Seefeld. Auf einer Fläche von 2.300 m2 verwöhnt das Hotel mit einer Vielfalt an Wellness- & SPA-Einrichtungen sowie mit zahlreichen kosmetischen und therapeutischen Anwendungen. www.alpenlove.at
- Tagged:Analogforschung, Aouda, Innsbruck, Kältekammer, Raumanzug
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