2017
Oder: Teil 2 des Berichts einer Reisenden über die Auswahl eines Testgebiets für eine Marssimulation
Ich hoffe, euch hat der erste Teil meines Blogs gefallen, der mit persönlichen Einblicken in unsere Erkundungsreise nach Israel gefüllt war. Nun möchte ich euch gerne, zumindest schriftlich, mit nach Oman, den nächste Stop auf unserer Erkundungstour, nehmen. Das Ziel dabei ist es, ein Testgebiet für die AMADEE-18 Mars Analogmission zu finden.
Zwei Nächte in Innsbruck reichen kaum aus, um all die Eindrücke aus Israel zu verarbeiten und das Schlafdefizit aufzuholen, doch die Aufregung setzte erneut ein, als am Dienstag, den 16. März 2017, Dr. Gernot Grömer und ich Österreich verließen und Richtung Sultanat Oman aufbrachen. Wir kamen um 2 Uhr morgens am Flughafen in Maskat, der Hauptstadt Omans an, wo Dr. Saleh Al-Shidhani, der Vorsitzende der Astronomischen Gesellschaft Omans so freundlich war, uns willkommen zu heißen und in unser Hotel zu bringen.
Am nächsten Tag holten uns Dr. Al-Shidhani und sein Assistent, Osama Al-Busaidi, ab und wir starteten unsere Erkundungsaktivitäten. Diese führten uns durch selbst für Tiroler Standards vergleichsweise hohe Berge (bis zu 1800m), von deren Spitze wir einen spektakulären Blick hatten. Auch wenn wir diesen genossen, so erforschten wir dennoch die Umgebung auf der Suche nach einem Testgebiet ohne Vegetation und ohne sichtbare Dörfer. Sollte Oman als Gastland für die AMADEE-18 Mission ausgewählt werden, so muss sichergestellt sein, dass die Feldcrew nicht das Gefühl hat, von Nachbarn aus dem nächsten Dorf beobachtet zu werden, denn wir wollen auch die Effekte von Isolation auf den Menschen erforschen. Zwischen mehreren Pausen hatten wir auch Zeit für ein Picknick an einem besonderen Ort; wir waren von Türmen umgeben, die aus Steinen erstellt wurden. Wir konnten sogar in einen hineinkriechen, und Dr. Al-Shidhani erzählte uns, dass wir auf einem 5000 Jahre alten Grab standen. Auch wenn die Außentemperatur 30°C betrug, so war es drinnen ziemlich kühl. Nachdem wir den letzten Halt in den Bergen gemacht hatten, bewegten wir uns zurück nach Maskat, um vor unserer Reise gen Süden am Tag darauf noch ein wenig schlafen zu können.
Auf unserem Weg nach Süden machten wir mehrere Halts, diesmal in sehr flachen Gegenden am Rand der Wüste. Je länger wir fuhren, desto weniger Dörfern und Häusern begegneten wir. Von Zeit zu Zeit passierten wir ein Kamel, welches den Beduinen gehörte, und Osama erzählte mir, dass Kamelrennen auf der arabischen Halbinsel sehr beliebt seien. Da wir lange Zeit im Auto verbrachten, konnten Osama und ich viel miteinander reden und ich genoss es sehr, über seine Kultur und Lebensweise zu lernen. Im Gegenzug erklärte ich ihm viel über die Analogforschung, das Österreichische Weltraum Forum und das Leben in Österreich (ja, ich habe auch Schnee und Lederhosen erwähnt). Wir hatten unser Ziel im Süden noch nicht ganz erreicht – im Gegenteil, wir waren noch mitten in der Wüste – als die Sonne unterging und der Nachthimmel seine ganze Schönheit zeigte. Ich muss glaube ich nicht dazu sagen, dass wir anhielten und eine Pause einlegten, um die Sterne beobachten zu können. Es war eine Kombination aus Stille, in der die Sterne über uns blickten, und dem überwältigenden Gefühl der Ferne, als mir mehr als je zuvor bewusst wurde, dass egal, wo man herkommt oder wer man ist, der Sternenhimmel doch für uns alle gleich ist!
Wir kamen gerade rechtzeitig in unserem Hotel in Haima an, denn es war bereits Mitternacht und wir hatten kein Benzin mehr übrig. Der nächste Tag begann mit einem wunderschönen Sonnenaufgang in der Wüste, gefolgt von vielen Ölfeldern mit „Eselspumpen“, wie die Ölpumpen dort genannt wurden. Nachdem wir diese passiert hatten, gab es keine Spur von Menschen mehr, was großartig für uns war. Nun galt es Stellen zu finden, an denen die Rover mit kleinen Hügeln und Unterschieden im Terrain auf die Probe gestellt werden konnten. Man könnte sagen, dass wir bei der Auswahl möglicher Testgebiete für AMADEE-18 sehr wählerisch waren, aber wir wollen viele verschiedene Aspekte einer Marserkundung simulieren, weshalb wir auch Faktoren wie die Befahrbarkeit für Rover, geologische Vielfalt oder die Mobilfunkverbindung beachten müssen. Je weniger Empfang die Crew auf ihren Mobiltelefonen hat, desto besser, da jegliche Kommunikation zwischen dem simulierten Mars und der Erde mit einer Verzögerung von 10 Minuten erfolgen sollte.
Wir beendeten die Erkundungsaktivität in der südlichen Region Omans mit einer köstlichen Mahlzeit mit Hammelfleisch, welches über mehrere Stunden in einem Erdloch gekocht wurde. Das gab uns genug Energie, zurück nach Maskat zu fahren, wo wir gerade rechtzeitig eintrafen, um Alexander Soucek, Leiter unseres Juristischen Teams, zu treffen und über unsere Erkenntnisse zu informieren.
Der letzte Tag unseres Aufenthalts war für mehrere Meetings freigehalten. Wir besuchten zum Beispiel die Sultan-Quabus-Universität, an der wir Wissenschaftler und potentielle Partner trafen, gefolgt von einem Termin am Universitätskrankenhaus. Krankenhausbesuche sind ebenfalls ein wichtiger Teil unserer Erkundungsmission, da wir uns auf jede Eventualität vorbereiten müssen. Zwar haben wir auch Mediziner im Testgebiet, aber für den Fall, dass wir weitere medizinische Unterstützung brauchen, müssen wir wissen, wer zu kontaktieren ist, wo wir hingehen müssen und welche Handlungen wir unternehmen müssen.
Nach dem letzten Meeting hatten wir ein Picknick am Meer. Das war das perfekte Ende unserer Erkundungsmission, nachdem wir mehr als 3000(!)km in drei Tagen gefahren sind; mehrere Gebiete besucht hatten, die für Analogforschung in Frage kämen; viele potentielle Partner für zukünftige Zusammenarbeit getroffen haben; und… Sterne geguckt haben. Das AMADEE-18 Leadership Team muss nun die schwierige Entscheidung treffen, wo die nächste Analogmission stattfindet. Wer wird das Gastgeberland für AMADEE-18 sein: Oman oder Israel?
Autorin: Sophie Gruber, ÖWF AMADEE-18 Leadership Team
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
- Tagged:Analogforschung, Mars
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