2017
Going up to look down: Die Erdbeobachtung zu Besuch in Graz
Vom 31. Mai bis 01. Juni 2017 fand in Graz das Symposium “Trends und Herausforderungen satellitengestützter Erdbeobachtung für Wirtschaft und Gesellschaft“ unter der wissenschaftlichen Leitung des emeritierten Universitätsprofessors Dr. Christian Brünner statt. Experten und Praktiker unterschiedlicher Disziplinen diskutierten dabei die vielfältigen Aspekte des Erdbeobachtungssektors, zeigten dessen Nutzen auf und hoben gleichzeitig die Herausforderungen des Sektors hervor. Maximilian Betmann vom ÖWF war dabei und berichtet.
Auf Einladung des Kompetenzzentrums für Weltraumrecht und Weltraumpolitik der Karl-Franzens-Universität Graz fanden sich am 31. Mai und 01. Juni 2017 dutzende Weltraumbegeisterte bei der Wirtschaftskammer Steiermark in Graz ein, um über aktuelle Trends und Herausforderungen der Erdbeobachtung zu referieren, diskutieren und lernen. Bei einem jährlichen Umsatzvolumen von ca. 1,8 Mrd. €, rasant steigender Verfügbarkeit von Erdbeobachtungsdaten sowie einer stetig wachsenden Zahl an Anwendungsbereichen sicherlich keine schlechte Idee! Fast zehn Stunden lang wurden all diese und viele weitere Trends in vier Blöcken ausführlich durchleuchtet – natürlich mit ausreichend Pausen, Verpflegung und Kaffee.
Im ersten Block wurde die Erdbeobachtung in einen übergeordneten Kontext gestellt, also die strategischen, technischen und wirtschaftlichen Aspekte und Rahmenbedingungen des Sektors hervorgehoben. Besonderes Augenmerk lag dabei vor allem auf dem europäischen Copernicus-Programm, welches gleich in mehrere Vorträge direkt oder indirekt Einzug fand und dessen Wert, aber auch dessen Herausforderungen (z.B. im Bereich der Verarbeitung des massiven Datenvolumens der Sentinel-Satelliten), betont wurden. Auch das ÖWF war in diesem Block vertreten, und zwar durch Vorstandsmitglied Dr. Norbert Frischauf, der über die Erdbeobachtung im Spannungsfeld zwischen ziviler und militärischer Nutzung referierte.
Der zweite Block ging dann einige Ebenen tiefer und zeigte zahlreiche Anwendungsfelder der Erdbeobachtung auf. Vertreter aus der Land- und Forstwirtschaft, dem Städtemanagement, der Zivilluftfahrt, der öffentlichen Verwaltung, u.v.m. stellten in beeindruckendem Detail vor, wie sie Erdbeobachtung im Berufsalltag nutzen, wie unser Leben auf der Erde dadurch verbessert wird, aber auch, mit welchen Herausforderungen sie noch zu kämpfen haben und welche Verbesserungen sie sich noch wünschten. So lobte z.B. Prof. Dr. Clement Atzberger von der Universität für Bodenkultur in Wien, dass durch das Copernicus-Programm jedes landwirtschaftliche Feld nun alle fünf Tage aus dem All beobachtet werden kann; aufgrund von Wolken jedoch nicht bei jedem Überflug eine nützliche Aufnahme entsteht und die Überflugrate deshalb im Idealfall noch weiter reduziert werden müsse.
Im dritten Block wurden die rechtlichen Aspekte der Erdbeobachtung diskutiert. Die Regulierung dieses Sektors basiert v.a. auf internationalen Bestimmungen, die im Rahmen der Vereinten Nationen in den 1980er Jahren ausgehandelt wurden; aber auch nationale Regeln sind zu beachten, insbesondere wegen der Bedeutung hochauflösender Bilder für das Militär und die Nachrichtendienste. Trends wie die steigende Menge an Daten, eine zunehmende Öffnung des Datenzugangs sowie eine wachsende Anzahl an Betreibern stellen Politiker und Juristen dabei jedoch auf die Probe, und wie damit umzugehen ist, war Gegenstand dieses Blocks.
Der letzte Block fand – im Gegensatz zu den drei Blöcken davor – in Form einer Podiumsdiskussion statt. Auch hier war das ÖWF wieder durch Vorstandsmitglied Dr. Norbert Frischauf vertreten. Thema der Diskussion war die Nutzung von Erdbeobachtung im Management von Naturkatastrophen. Sowohl in der Vorbereitung auf, wie auch in der unmittelbaren Folge von, Naturkatastrophen (z.B. Erdbeben, Tsunamis, usw.) werden vermehrt Aufnahmen aus dem All genutzt, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Als Beispiel wurde dabei das schwere Erdbeben in Nepal 2015 genannt, in dessen Folge Satellitenbilder maßgeblich dazu beigetragen haben, das Ausmaß der Verwüstungen aufzuzeigen und die Bemühungen der Hilfsteams zu leiten. Wie diese Dienste in der Zukunft noch verbessert werden können, war Gegenstand der Podiumsdiskussion.
Neben den vielen, interessanten Vorträgen auf der großen Bühne gab es auch weitere Attraktionen: Zum einen waren im hinteren Teil des Symposiumsaals eine Reihe an Werken von Künstlern ausgestellt, die sich vom Weltraum und der Raumfahrt inspirieren lassen. Zum anderen wurden die Poster der Studierenden ausgestellt, die das Seminar „Weltraumrecht und Weltraumpolitik“ der Karl-Franzens-Universität Graz besucht hatten. Dies rundete das Symposium schön ab und gab denjenigen, die nicht genug vom Weltraum bekommen konnten, auch in den Kaffeepausen eine Beschäftigung.
Das Symposium hat also nicht nur wichtige Aspekte der Erdbeobachtung hervorgehoben, sondern gleichzeitig auch die Vielfältigkeit und Interdisziplinarität des Sektors aufgezeigt. Ganz besonders ist dabei die hervorragende Arbeit und Organisation des Kompetenzzentrums für Weltraumrecht und Weltraumpolitik der Karl-Franzens-Universität Graz hervorzuheben, die das Event auf die Beine gestellt und für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung gesorgt haben. Der Autor möchte an dieser Stelle einen herzlichen Dank dafür aussprechen!
Autor: Maximilian Betmann
- Tagged:Anwendungen, Erdbeobachtung, Fernerkundung, Graz
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