2019
#MeetESO – wie entsteht eine Sonnenfinsternis?
Morgen startet meine Reise nach Chile. Von Rom aus bringt mich ein 15-stündiger Direktflug nach Santiago de Chile, wo ich dann die weiteren Reiseteilnehmer treffen werden. Am Montag, den 1. Juli fahren wir dann gemeinsam im Bus zu unserer ersten Station: La Silla. Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Europäischen Südsternwarte auf La Silla, findet eine Sonnenfinsternis statt 😉. Sonnenfinsternisse sind zwar relativ häufig (1-2 Mal pro Jahr), aber nur in unterschiedlichen Regionen auf der Erde zu sehen. Eine Finsternis über einer astronomischen Beobachtungseinrichtung ist zudem schon eher außergewöhnlich (1991 fand eine Sonnenfinsternis über dem Mauna Kea Observatorium in Hawaii statt). Daher ist es nur logisch, dass Astronom*innen für die Observatorien Chile besondere Finsternis Experimente vorbereiten haben.
Wie entsteht eine Sonnenfinsternis?
Wenn Sonne, Mond und Erde in einer Linie stehen, dann kann der Mond die Sonnen verdecken. Da die Mondbahn um ca. 5° zur Ekliptik geneigt ist – das ist die Ebene, in der die Erde die Sonne umkreist – finden Sonnenfinsternisse nicht bei jedem Neumond statt. Nachdem der Mond viel zu klein ist, um die Sonne für die gesamte Erdhalbkugel auf Tagesseite zu verdecken, sieht man Sonnenfinsternisse nur in einem begrenzten Gebiet.
Die komplexere Erklärung: Eine Sonnenfinsternis findet statt, wenn die synodische, drakonitische und anomalistische Periode zusammenfallen. D.h. der Mond muss in der synodischen Periode in der Neumondphase sein, für die drakonitische Periode muss der Mond in der Nähe eines der zwei Drachenpunkte (das sind die Schnittpunkte der Mondbahn mit der Ekliptik) sein und für die anomalistische Periode muss sich der Erdtrabant am selben Punkt seiner Bahn befinden.
Alle 6585 Tage d.h. all 18 Jahre ist der Mond nach diesen 3 Perioden wieder an derselben Stelle. Man nennt dies auch den Saros-Zyklus. – Die Sonnenfinsternis vom 2. Juli 2019 zählt übrigens zum Saroszyklus 127.
Fun Fakt: Der Name des Drachenpunkt leitet sich von dem Bild des Drachens ab, der bei der Finsternis die Sonne verschluckt. So beschrieben es zumindest die mittelalterlichen chinesischen Astronomen.
Welche Arten von Sonnenfinsternissen gibt es?
- Totale Finsternis: Hier bedeckt der Mond komplett die Sonne. In Österreich konnte man zuletzt am 11. August 1999 so eine Finsternis beobachten. Durch die komplette Abdeckung der Sonne durch den Mond kann man mit freiem Auge die Sonnenkorona sehen.
- Ringförmige Finsternis: Hier bedeckt der Mond nicht komplett die Sonne. Erde und Mond haben elliptische Umlaufbahnen und dadurch ist der Mond mal „näher“ bzw. „weiter“ entfernt von der Erde. Ist der Mond weiter entfernt, ist er scheinbar kleiner und kann dadurch nicht die gesamte Sonne verdecken.
- Hybride Finsternis: Das ist eine Mischung aus ringförmiger und totaler Finsternis. Wobei der ringförmige Teil immer am Anfang und/oder am Ende ist. Die Totalitätsphase ist hier in der Regel sehr kurz. Solche Finsternisse sind sehr selten.
- Partielle Finsternis: Bei einer totalen Finsternis ist die Zone, wo der Mond die Sonne bedeckt, sehr schmal. Angrenzend an diese Zone ist die partielle Zone, die im Halbschatten des Mondes befinden. Hier kann man die teilweise Verdeckung der Sonne sehen
Sonnenfinsternisse sind perfekte Gelegenheiten für Astronom*innen bzw. Sonnenphysiker*innen die Sonnenkorona zu beobachten bzw. auch spezielle Experimente durchzuführen.
Ein ganz bekannter Versuch, das Eddington Experiment, wurde im Zuge der Sonnenfinsternis am 29. Mai 1919 durchgeführt. Hierbei wurde die gravitative Ablenkung des Lichtes bestätigt, welches von Albert Einstein in seiner allgemeinen Relativitätstheorie vorausgesagt wurde.
Mehr zu diesem Versuch und was dieser mit der Sonnenfinsternis von 2019 zu tun hat, lest ihr in meinem nächsten Blog-Beitrag.
Quellen / Weitere Informationen:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenfinsternis
- https://de.wikipedia.org/wiki/Saroszyklus
- https://de.wikipedia.org/wiki/Mondbahn#Bahnperioden
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
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