2022
Im Oktober 2021 fand unsere 13. Mars Analog-Mission statt. Unglaublich, schon wieder ist ein Jahr vergangen! Unsere umfangreiche Mars Simulation in der Negev Wüste in Israel brachte enorme Herausforderungen sowohl für die Technik als auch für die beteiligten Teams mit sich. All dies tun wir wieder und wieder mit Leidenschaft und Expertise, um den Weg für zukünftige astronautische Marsmissionen zu ebnen.
Sophie Gruber vom Leadership Team der Mission gibt uns im folgenden Interview einen kleinen Einblick in die Vorbereitung und die Durchführung einer solch komplexen, internationalen Mars-Simulation.
Sophie, warum wurde für AMADEE-20 die Negev Wüste, genauer der Ramon Krater als Testgelände ausgewählt?
Sophie: Das Testgebiet in der Negev Wüste wurde hauptsächlich aufgrund seiner geologischen und topografischen Ähnlichkeit mit dem Mars ausgewählt. Die Gegend hat dank der dort vorhandenen Gräben große Ähnlichkeit mit den vulkanischen Provinzen Tharsis und Elysium am Mars. Die Suche nach deren Entstehung hat dazu geführt, dass ein Mechanismus der Grabenentwicklung vorgeschlagen wurde, der mit vulkanischen, tektonischen Modellen des terrestrischen Rifting verwandt ist.
Wie lange im Voraus einer solch umfangreichen Mission beginnt man mit der Planung?
Sophie: Ich erinnere mich noch gut an die erste Scouting-Reise in Israel, im März 2017. Also kann man sagen, die ersten Vorbereitungen für AMADEE-20 begannen vier Jahre vor dem tatsächlichen Missionsstart. Mal abgesehen von der Pandemie, die hier dazugespielt hat, würde ich meinen, dass man mindestens zwei Jahre Vorlaufzeit braucht, um Beziehungen zum Gastland aufzubauen, das Testgebiet zu bestimmen und schließlich auch um die Experimente auszuwählen und die Abläufe für die Mission zu trainieren.
Wie herausfordernd war es, die gesamte Mission aufgrund der Corona Pandemie um ein Jahr zu verschieben?
Sophie: Die zusätzliche Vorbereitungszeit kam sicher einigen Forschungsteams entgegen. Allerdings war es für uns in der Projektleitung schwierig, die oft unvorhersehbaren Auswirkungen der Pandemie abzufedern, um eine sichere Durchführung der Mission zu ermöglichen. So war es zum Beispiel doch ein deutlicher logistischer Mehraufwand, sicherzustellen, dass alle Beteiligten trotz der verschärften Einreisebestimmungen nach Israel, also zu unserem analogen Mars, reisen konnten.
Wie war die Mission aufgebaut (Missionsarchitektur, Habitat, involvierte Teams)?
Sophie: Eine derartige Mission findet gedanklich immer auf zwei Planeten statt. Das Mission Support Center (MSC) in Innsbruck stellte dabei den irdischen Teil dar und das Habitat, die Unterkunft samt Versorgung, im Ramon Krater in Israel repräsentierte den Mars. Unsere Analog-Astronaut*innen lebten für drei Wochen in Isolation in diesem Habitat. Das bedeutete, sie durften nur in unseren Raumanzugsimulatoren das Habitat verlassen, um geplante Experimente durchzuführen. Diese wurden von den vielen Teams im MSC unterstützt. Das schwierige dabei war die 10-minütige Zeitverzögerung in der Kommunikation, welche es uns im MSC schwer machte, Fragen vom Mars schnell und effizient zu beantworten.
Wie viele Personen waren über den gesamten Zeitraum, also Planung, Vorbereitung, Durchführung, an der AMADEE-20 Mars-Simulation beteiligt?
Sophie: Das ist schwer zu beantworten, da wir beispielsweise oft selber nicht wissen, wieviele Doktorand*innen die Ergebnisse der Mission für ihre Abschlussarbeiten verwenden oder wieviele Leute in die Zollabfertigung involviert waren. Eine Abschätzung von uns ergab aber ca. 200 Forschende aus 25 Ländern. Und ohne den Enthusiasmus und die Mithilfe all der vielen Freiwilligen, wäre eine solche Mission auch nicht zu stemmen.
AMADEE-20 war nicht deine erste ÖWF Mission. Würdest du ein solches Projekt nochmals stemmen wollen?
Sophie: Alle Missionen, die ich bisher unterstützen oder auch leiten durfte waren ganz besondere Erfahrungen, die ich nicht missen möchte! Momentan steht bei mir allerdings das Doktorat an, also werde ich leider nicht mehr im selben Ausmaß wie bisher mitarbeiten können. Allerdings kann ich es aber kaum erwarten, neue Experimente, neue Teammitglieder und neue Projektpartner bei der nächsten Mission kennenzulernen. So ganz ohne ÖWF Mars Analogmissionen kann ich eben doch nicht ;-).
Danke, Sophie!
Die Simulation von astronautisch-robotischen Oberflächen-Aktivitäten in terrestrischen Mars-Analogumgebungen hat sich zu einem effizienten Tool für die Entwicklung von Explorations-Architekturen und -Strategien entwickelt. Diese Methode erleichtert es, die Vorteile aber auch die Grenzen von zukünftigen astronautischen Missionen zu verstehen. Sie hilft darüber hinaus bei der Entwicklung von wissenschaftlichen Abläufen, um die Analog-Astronaut*innen möglichst effizient bei der Erforschung der terrestrischen Mars-Analogumgebung mittels Technologie und Arbeitsabläufe zu unterstützen.
Weitere ausführliche Informationen zur Mission: https://oewf.org/amadee-20/
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
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