2023
Satellit verglühte planmäßig nach über einem Jahr im Orbit, ADLER-2 setzt Suche fort
Seit März 2022 erforscht das Österreichische Weltraum Forum Weltraumschrott in der erdnahen Umlaufbahn. Der erste Satellit der ADLER-Serie hat am 10. Juni 2023 nach einem Jahr im Erdorbit planmäßig unter kontrollierten Bedingungen seine Umlaufbahn verlassen. Der Satellit verglühte als Sternschnuppe in der Erdatmosphäre, um zu vermeiden, dass er ebenfalls zu Weltraumschrott wird. Das erfolgreiche österreichische Satellitenprojekt „ADLER-1“ lieferte seit seinem Start Anfang 2022 eine halbe Million Datensätze zum Thema Weltraumschrott in der erdnahen Umlaufbahn. Die Auswertung läuft noch, 100 Impakte konnten bereits erfasst werden. Die Suche nach Weltraumschrott wird seit April 2023 nahtlos mit dem Satelliten ADLER-2 fortgesetzt. Die Ergebnisse der Messungen werden nach Abschluss der Mission der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung gestellt.
Dazu Dr. Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums: „ADLER-1 hat gezeigt, dass Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn mit Hilfe eines Radargeräts und eines ‚Weltraum-Mikrophons‘ aufgespürt werden kann. Das Konzept ist aufgegangen: Daten vor Ort sammeln und damit Computer-Simulationen ergänzen, auf die man sich bislang fast ausschließlich verlassen musste. Nun wird dieses erfolgreiche Projekt mit dem zweiten Satelliten der Serie fortgesetzt. ADLER-2 ist bereits seit April in der Erdumlaufbahn und wird dazu beitragen, die Trümmererkennungsrate mit Hilfe des leistungsfähigeren Radars und eines größeren Erfassungsbereichs um 80 Prozent zu erhöhen und die Anzahl der protokollierten Beobachtungen zu vervielfachen.“
Foto: Grafische Darstellung des ADLER-1 Kleinsatelliten im Orbit mit entfaltbarem Sensor (APID), der die Einschlagsenergie von Partikeln misst (c) ÖWF
Österreichisches Satellitenprojekt
Die Satelliten der ADLER-Serie sind ein Satelliten-Projekt in Rot-Weiss-Rot: Das ÖWF verantwortet die wissenschaftliche Leitung und entwickelt einen experimentellen Space Debris Detektor, finanziert werden die Satelliten vom österreichischen Unternehmen Findus Venture, gebaut wurden ADLER-1 und ADLER-2 von Spire Space Services, das vom Österreicher Peter Platzer gegründet wurde.
Warum die Suche nach Weltraumschrott wichtig ist
Jahrzehntelange Weltraumaktivitäten haben die Erdumlaufbahn mit Trümmern durchsetzt. Da die Raumfahrtnationen ihre Aktivitäten im Weltraum weiter verstärken, steigt auch die Wahrscheinlichkeit einer Kollision.
Theoretische Modelle der Europäischen Weltraumagentur ESA schätzen die Gesamtzahl von Objekten aus Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn auf mehr als 170 Millionen mit einer Größe von mehr als 1 mm. Selbst diese entwickeln eine Aufprallenergie, die mit der Wucht einer Pistolenkugel vergleichbar ist.
„Weltraumschrott und das erhöhte Risiko von Kollisionen mit funktionierenden Satelliten und der Internationalen Raumstation ISS gefährden die Raumfahrt und alle Vorteile, die sie bringt, wie z.B. die Wettervorhersage oder Beobachtung von Überschwemmungen, Dürren und anderen Umweltkatastrophen. Wir müssen also dringend unser Verständnis davon verbessern, was wo passiert und wann“, sagt Dr. Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums. „Die Echtzeit-Datenerfassung kann mit den ESA- und NASA-Simulationen verglichen werden, was uns einen wertvollen Realitätscheck für die Modelle liefert“, fügt Grömer hinzu, „Aber Weltraumschrott zu kartieren und sichere Umlaufbahnen zu finden, ist nur ein Teil der Geschichte. Es ist genauso wichtig, Weltraumschrott so weit wie möglich zu vermeiden, um zukünftigen Generationen einen sicheren Zugang zum Weltraum zu ermöglichen.“
Mehr Infos und Fotos zu ADLER-1
Über das Österreichische Weltraum Forum
Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) gehört im Bereich der Analogforschung weltweit zu den führenden Organisationen, die an der Vorbereitung astronautischer Erforschung anderer Planeten mitarbeiten. Das ÖWF ist federführend an zwei internationalen Cube-Sat Missionen beteiligt, die seit 2022 Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn aufspüren. Expert*innen verschiedenster Disziplinen bilden innerhalb des ÖWFs die Basis für diese Arbeit. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie und Unternehmen unterschiedlicher Branchen wird hier Forschung auf höchstem Niveau betrieben. Dabei nutzt das ÖWF seine ausgezeichneten Kontakte zu Meinungsbildner*innen, Politik und Medien, um österreichische Spitzenforschung und Technologie international voranzutreiben und bekanntzumachen. Das Österreichische Weltraum Forum ist zudem einer der wichtigsten Bildungsträger in Österreich, wenn es um Raumfahrt und darum geht, junge Menschen für Wissenschaft und Technik zu begeistern sowie ihnen einen Zugang zu dieser Branche zu ermöglichen. Neben der Betreuung von universitären Arbeiten bietet das ÖWF auch immer wieder Studierenden und Schüler*innen die Möglichkeit, im Rahmen von Praktika ihr Wissen zu erweitern.
Medienkontakt:
Mag. Monika Fischer
ÖWF Media Team Lead
Tel: +43 699 1213 4610
- Tagged:ADLER-1, Cubesat, Weltraumschrott
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