2025

ADLER-1 – eine erfolgreiche Kooperation von ÖWF, Spire Global und iSEE
512 Tage lang umkreiste der Kleinsatellit ADLER-1 die Erde und suchte mit Hilfe des vom ÖWF entwickelten Instruments APID-1 nach staubkorngroßen Weltraumschrott-Teilchen. Diese Space Debris entwickeln in der Erdumlaufbahn die Einschlagenergie einer Pistolenkugel und können Satelliten und die Internationale Raumstation ISS schwer beschädigen. Da der Großteil der Weltraumschrott-Teilchen nur mit großem Aufwand nachweisbar ist, wird ihre Anzahl und Verteilung hauptsächlich in Simulationsmodellen errechnet. Expert*innen des ÖWF und der ESA Space Debris Office verglichen nun die vor-Ort-Messungen von Adler-1 mit den aktuellsten Simulationen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und veröffentlichten die beunruhigenden Resultate im renommierten „Journal of Space Safety Engineering”.

Weltraumschrott nimmt schnell zu
Das Instrument APID-1 detektierte insgesamt 117 Teilchen, deren Einschlagssignaturen in einem aufwändigen Verfahren mit der Hilfe der österreichischen Firma Tilebox aus weit über 500.000 Datensätzen herausgefiltert und anschließend mit Simulationsmodellen der Europäischen Weltraumorganisation ESA verglichen wurden.
Zwischen November 2022 und Jänner 2023 wurde ein sprunghafter Anstieg dieser Minikollisionen auf APID-1 gemessen. Möglicherweise ist dies auf die Explosion einer chinesischen Raketenoberstufe am 22. November 2022 beim Start des Wettersatelliten Yunhai-3 01 zurückzuführen. Dies wäre ein zeitnaher vor-Ort-Nachweis in der Umlaufbahn, dass Raketenoberstufen auch Space Debris erzeugen.
„Weltraumschrott ist ein zunehmend kritischer werdendes Problem in der erdnahen Umlaufbahn. Der Kleinsatellit ADLER-1 war der rot-weiß-rote Beitrag, um den aktuellen Zustand dieser Region zu untersuchen und die Zahlen sind nicht gerade ermutigend”, resümiert Dr. Gernot Grömer, Direktor des ÖWF und Erstautor der Studie, „Zwar verglühen Kleinstteilchen im niedrigen Erdorbit nach mehreren Monaten, aber die Startfrequenz von Raketen ist derartig angestiegen, dass es vor allem in der Höhe von 500 km und darunter immer mehr gefährliche Kollisionen geben wird. Und das ist in etwa jene Höhe, in der viele Satelliten ausgesetzt werden und auch die ISS die Erde umkreist.”
ADLER-1 – ein rot-weiß-rotes Satellitenprojekt
ADLER-1 ist eine Kooperation zwischen dem Österreichischen Weltraum Forum (ÖWF), Spire Global und Impact Space Expedition & Exploration Global (iSEE). Eines der wichtigsten Instrumente an Bord war APID-1, das in Innsbruck vom ÖWF entwickelt wurde und mittels einer piezoelektrischen Platte, einer Art „Mikrofon in der Umlaufbahn” die Einschläge von staubkorngroßen Teilchen detektierte. ADLER-1 wurde im Jänner 2022 in einer Höhe von 480 km ausgesetzt und verglühte planmäßig knapp 1,5 Jahren später als Sternschnuppe. Der Kleinstsatellit war mit 30 x 10 x 10 cm etwa 6 kg schwer.
Homepage der ADLER Satelliten: https://adler.oewf.org/
Link zur Publikation im Journal of Space Safety Engineering https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2468896725000114
Über das Österreichische Weltraum Forum
Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) gehört im Bereich der Analogforschung weltweit zu den führenden Organisationen, die an der Vorbereitung astronautischer Erforschung anderer Planeten mitarbeiten. Das ÖWF ist federführend an zwei internationalen Cube-Sat Missionen beteiligt, die seit 2022 Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn aufspüren. Expert*innen verschiedenster Disziplinen bilden innerhalb des ÖWFs die Basis für diese Arbeit. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie und Unternehmen unterschiedlicher Branchen wird hier Forschung auf höchstem Niveau betrieben. Dabei nutzt das ÖWF seine ausgezeichneten Kontakte zu Meinungsbildner*innen, Politik und Medien, um österreichische Spitzenforschung und Technologie international voranzutreiben und bekanntzumachen. Das Österreichische Weltraum Forum ist zudem einer der wichtigsten Bildungsträger in Österreich, wenn es um Raumfahrt und darum geht, junge Menschen für Wissenschaft und Technik zu begeistern sowie ihnen einen Zugang zu dieser Branche zu ermöglichen. Neben der Betreuung von universitären Arbeiten bietet das ÖWF auch immer wieder Studierenden und Schüler*innen die Möglichkeit, im Rahmen von Praktika ihr Wissen zu erweitern.
Medienkontakt:
Mag. Monika Fischer
ÖWF Media Team Lead
Tel: +43 699 1213 4610
- Tagged:ADLER-1, Kleinsatellit
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