2021
Einen Flugplan erstellen, was bedeutet das?
Nina Sejkora gibt uns einen Überblick über die Hauptaufgaben der Abteilung und beantwortet im Anschluss einige Fragen, sodass die Aufgaben des Teams und Abläufe konkretisiert werden.
HAUPTAUFGABEN
Vor der Mission:
Experiment Teams kontaktieren und die Bedürfnisse ihrer Experimente klären (wie viel Zeit brauchen sie, wie viel Personal, welches Terrain, wie viel Strom & Bandbreite etc.). Mit ihnen gemeinsam klären, wie das Experiment am besten „in die Mission passt“, d.h. wie wir ihre und unsere Rahmenbedingungen am besten vereinen.
Erstellung des „Mission Plan“, eines groben Ablaufs für die gesamte Mission, basierend auf den Daten, die wir über die Experimente bekommen haben.
Während der Mission:
Der detaillierte Plan wird kontinuierlich während der Mission entwickelt, der Plan für einen konkreten Tag wird immer drei Tage im Vorhinein erstellt („3-days-in-advance planning“). Unsere Planungsprodukte während der Mission sind:
• FAP = Field Activity Plan (zeitlicher Ablauf eines Tages)
• TP = Traverse Plan (Karte wo Experimente durchgeführt werden, inkl. der Routen dorthin)
• DAP = Daily Activity Package (ein zusammenfassendes Dokument, das alle Informationen von FP enthält, also FAP, TP und weitere Informationen, wie z.B. eine Wettervorhersage)
Nach der Mission:
Analyse der Pläne im Vergleich zum tatsächlichen Ablauf. Wurden alle Ziele erfüllt? Wurden bestimmte Aktivitäten systematisch falsch (z.B. zu kurz / zu lang) geplant? Adaption von teaminternen Abläufen und Dokumentation basierend auf der vorangegangenen Analyse und sonstiger Lessons Learned.
Ein Flugplan ist sehr detailreich, komplex und groß. Mit welchen Informationen beginnt man?
Nina: Für den Mission Plan beginnen wir als erstes mit den Randdaten der Mission: Dauer der gesamten Mission, Dauer der Isolationsphase, wann sind freie Tage, Größe des Teams im Feld etc. Dies bildet den Rahmen, in dem wir uns bewegen. Anschließend füllen wir dort die Experimente ein. Hierbei beachten wir einerseits die Informationen, die uns die PIs (Principal Investigator) vor der Mission gegeben haben, wie die Dauer und wie viele Durchläufe benötigt werden. Für die Abfolge der Experimente hilft uns die „Exploration Cascade“ des Remote Science Support (RSS) Teams, die die effizienteste Reihenfolge bestimmt.
Wie lange dauert es, bis der erste Plan für eine Mission steht?
Nina: Den Plan zu schreiben, ist, dank der Mithilfe des gesamten Teams, in wenigen Stunden (bzw. durch Pausen dazwischen wenigen Tagen) erledigt. Trotzdem können wir den ersten vollständigen Plan erst ca. ein halbes Jahr nach der Auswahl der Experimente vorlegen. Denn wir benötigen diese Zeit, um mit den leitenden Wissenschaftler*innen (PIs) gemeinsam die nötige Dokumentation zu erstellen und deren Bedürfnisse zu klären.
Welche Anforderungen und Wünsche gilt es zur berücksichtigen?
Nina: Unser Hauptaugenmerk liegt, abgesehen von der Sicherheit unserer Field Crew, die natürlich immer an erster Stelle steht, darauf, gute wissenschaftliche Ergebnisse zu ermöglichen. Deshalb ist der Input der Experimente und des RSS Teams sehr wichtig. Doch müssen wir immer auch technische Einschränkungen, z. B. der Raumanzugsimulatoren, berücksichtigen. Andere Aktivitäten wollen ebenso geplant sein: beispielsweise Medienaktivitäten wie Interviews oder Fotoshootings, Wartungsarbeiten oder das Essen für alle kochen.
Mit wie vielen Abteilungen und Teams habt ihr während der Erstellung des Plans zu tun und wie bringt man die alle unter einen Hut?
Nina: Die einfache Antwort ist: mit fast allen. Wir arbeiten sehr eng mit dem RSS Team zusammen, um die Experimente möglichst ergebnisorientiert zu planen. Das Medienteam informiert uns über Interviewanfragen etc., das FCT Team ist unsere Verbindung zur Field Crew und leitet uns deren Feedback und Fragen weiter. Die RECORDS Position ist jene, welche ständig mitschreibt was gerade passiert. Diese Logs sind essenziell für uns, um später zu rekonstruieren, ob unser Plan so funktioniert hat, wie wir dachten. Die Ärzte (BMEs) kommen zu uns, um uns zu informieren, wenn einer der Analog Astronauten aus gesundheitlichen Gründen noch einen Tag Pause braucht, bevor er wieder in den Einsatz (EVA) geht. Um alle diese Inputs einarbeiten zu können und nichts zu vergessen, sind Anfragen ausschließlich in einem Formular schriftlich an uns zu geben – nur dann können wir alles strukturiert abarbeiten.
Glossar
BME – Biomedical Engineer
EVA – Extravehicular Activity
FCT – Flight Control Team
PI – Principal Investigator
RSS – Remote Science Support
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
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