2013
ÖWF on Mars – Uschi Zietsch – Day 5

Liebe Leserinnen und Leser!
Zitat aus einer Mail von gestern: „Sag mal, gibt es eigentlich nur Männer unter den SF-Autoren?“ … Natürlich nicht. Es gibt auch ganz famose Autorinnen und die haben auch etwas zu sagen. Eine davon ist die bemerkenswerte Uschi Zietsch, die seit Beginn der 1980iger Jahre ein nicht weg zu denkender Bestandteil der deutschsprachigen SF-Kultur ist.
Mission Mars
von Uschi Zietsch
Ich kann ihm nicht widerstehen. Niemals. Der Mars, dieser wunderschöne rote Planet dort oben, der kleine Bruder, so nah und doch so fern … Moment mal: Fern? Kein bisschen! Zu seinen besten Zeiten ist er nur rund 56 Millionen Kilometer von uns entfernt. Und er rückt immer näher zur Erreichbarkeit, je fortschrittlicher unsere Raumfahrttechnik wird.
Aber was ist denn nun so interessant am Mars?
Schauen wir uns mal ein paar Fakten an.
Der Rote Planet ist etwa halb so groß wie die Erde, die Umlaufzeit um die Sonne beträgt aber rund 687 Tage, davon je ca. 150 Tage Frühling, 156 Tage Sommer, 166 Tage Herbst, 215 Tage Winter. Die Tageslänge ist fast identisch mit der Erde. (Kein Problem also mit dem Jetlag, nur das Jahr dauert ein bisschen länger.)
Auf dem Mars befinden sich die höchsten Berge des Sonnensystems, wie der Olympus Mons, ein mächtiger Vulkan mit 26 km Höhe vom Fuß bis zum Scheitel und 600 km Durchmesser. Aber nicht nur die Höhen, auch die Tiefen haben es in sich. Die Valles Marineris sind ein Schluchtensystem mit bis zu 7 km Tiefe, 4000 km Länge und bis zu 700 km Breite. Hier ziehen Stürme mit bis zu 400 km/h durch, oben auf der Oberfläche sind riesige Windhosen und Sandstürme an der Tagesordnung.
Kleiner Planet also ganz groß, mit Superlativen, die sich sehen lassen können. Der Leben beherbergen könnte (momentan besonders für CO2-Atmer geeignet) und enorme Sprünge durch seine geringe Schwerkraft zulässt. Früher ist allerdings alles besser gewesen, zumindest von unserer Warte aus. In jenen Goldenen Zeiten ist die Atmosphäre nämlich mal dichter gewesen, und Wasser hat es auch gegeben.
Es gibt also viel zu entdecken – und in der Literatur viel zu spekulieren. Das erste Mal so richtig mit dem Mars zu tun bekam ich in den 1980ern durch die Graphic Novel „Watchmen“, wo der Mars unglaublich eindrucksvoll visuell in Szene gesetzt und dabei viel über ihn erzählt wurde. Bis dahin war ich schon immer vom Mars fasziniert gewesen, aber nun war ich unsterblich verliebt. Und bekam Gelegenheit, den Planeten selbst in Szene zu setzen. Ich durfte im Rahmen einer 12teiligen Heftromanserie mit dem Titel „Mission Mars“ eine marsianische Zivilisation, die sich nach 500 Jahren aus einer gestrandeten irdischen Mission entwickelt hatte, nach meinem Gusto entwerfen und beschreiben. Da gab es natürlich viel zu recherchieren und Weltenbau zu betreiben. Je tiefer ich während dieser Arbeit in seine dünne Atmosphäre eintauchte, desto mehr verliebte ich mich in den Mars.
Er ist in all seiner Kargheit von unglaublicher Schönheit, und er erzählt uns Geschichten von ganz früher, weil er die Erinnerung unangetastet bewahrt. Er ist ein Archiv der Zeit. Und vielleicht eines Tages wieder lebenswert. Liebenswert ist er immer, bewundernswert in all seinen Extremen. Vor allem für jemanden wie mich, die ein großes Faible für die Wüste hat und vor vielen Jahren ein Stückchen ihres Herzens in der Sahara gelassen hat.
Es gibt ja Leute, die halten diese Art Forschung für Mumpitz und rausgeschmissenes Geld. Leider sind sie nicht konsequent genug einzusehen, dass wir, wenn wir alle immer diese Einstellung gehabt hätten, noch in den Bäumen rumkrauchen und Blätter mampfen würden.
Ich bin das Gegenteil dieser Leute, ich finde, in solche Forschungen kann man gar nicht genug Geld stecken, anstatt es für Kriege, Diktaturen und Abzocker rauszublasen.
Natürlich habe ich letztes Jahr bei der Landung der Curiosity mitgefiebert, und dass noch zu meinen Lebzeiten eine bemannte Expedition durchgeführt wird, halte ich nicht für ausgeschlossen. Denn ein weiterer Schritt dazu wird gerade unternommen!
Genau jetzt in Marokko findet unter anderem mit drei Astronauten des ÖWF die Simulation einer Marslandung statt. 20 Nationen sind mit daran beteiligt, und allein das ist schon ein Grund, davon träumen zu dürfen, dass es vielleicht einmal mehr solcher Projekte gibt, bei denen die Länder gemeinsam forschen, anstatt sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Ich bin sehr gespannt darauf, was die wissenschaftlichen Experimente für Resultate liefern werden, und ob der Marsanzug, an dessen Entstehung ich durch Erzählungen teilhaben durfte, hält, was er verspricht.
Ach ja, der Mars. Wie gern wär ich dabei!
Uschi Zietsch (* 3. August 1960 ist eine deutsche Autorin von – unter anderem – Fantasy-Romanen, Science-Fiction-Abenteuern, Kinder- und Tierbüchern. Teilweise schreibt sie Romane und Erzählungen unter dem Pseudyom Susan Schwartz, sowie TV-Romane und Krimis unter anderen Pseudonymen. (Quelle: Wikipedia)
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- Tagged:Science Fiction
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