2011
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Es lag mitten in Innsbruck, zwischen Bergketten und blühenden Obstbäumen, und es hatte am Anfang nicht einmal den Hauch des Besonderen. Die Besonderheiten begannen es erst nach und nach zu bevölkern und zu schmücken. Marslandschaften auf Plastikplanen, Feldbetten, Kabelstränge, Projektoren, aufblasbare Raumschiffe, Bildschirme ohne Ende und ebenso viele Kaffeebecher.

Anschließen der Antenne für Amateur-Funk (c) ÖWF (Katja Zanella-Kux)
Stunde um Stunde wuchs aus einem desolaten Nachkriegsbau, der etwas vergessen am Ufer der Sill in der Sonne lag, ein veritables Kontrollzentrum – Herz und Hirn einer Marsmission auf der Erde. Mission Control Center wurde in einer Schriftart von morgen auf die Wände geschrieben, dazu Flight Control Room, Remote Science Support und MediaCom. Und plötzlich begannen die vielen Bildschirme in allen Farben zu leuchten, und ein Knistern und Rauschen war aus den Lautsprechern zu hören. Es wurde langsam lebendig.
Das ganz Besondere aber war seine Besetzung. Dreißig Menschen, die sich bestenfalls ein bisschen kannten, kamen plötzlich zusammen und sollten etwas tun, was keiner zuvor im Leben jemals gemacht hatte: ein Kontrollzentrum zu leiten. Gewürzt wurde die Mischung mit einer guten Prise Stress und der Vorgabe, einen Marsanzug, einen Marsrover, zehn Crewmitglieder und ein Dutzend Experimente in 3000 Kilometern Entfernung rund um die Uhr zu betreuen, zu beraten und zu begleiten. Keiner der dreißig bekam dafür Geld. Jeder musste Urlaub nehmen. Und jeder begann zu funktionieren – mit Einsatz, Enthusiasmus, Professionalität und der unterbewussten Gewissheit, Teil einer ganz besonderen Woche zu sein.
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Flugkontrollraum (FCT) im MCC (c) ÖWF (Katja Zanella-Kux)
Die Marsmission begann, der Regen kam, der Regen ging, die Flugpläne wurden geschrieben und umgeschrieben, der Schlaf kam zu kurz und noch kürzer, aber mit jeder Stunde wurde diese kleine Raumfahrtwelt, in die sich das bröckelnde Haus verwandelt hatte, ein Stück mehr ein Zuhause.
Neben Zahlen, Codes, Abkürzungen, Protokollen fand sich auch etwas Menschliches ein; und ohne dass es jemand merkte, übernahm das Menschliche die Kontrolle in dieser erst zusammen gewürfelten, dann zusammen gewachsenen Truppe. Vom Morgenbriefing bis zum Abendbriefing und darüber hinaus funktionierte das Räderwerk, und erst langsam wurde jedem klar, dass es dabei auch auf sie oder ihn ankam.
Fünf Tage wurden so zu einer ganzen Weltraumfahrt mit allen ihren Emotionen. Und das, obwohl jeder in diesem Kontrollzentrum mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben war. Aber was heißt das schon, wenn die Gedanken im Sternenhimmel hängen!
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(c) ÖWF
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