2012
Am 24. und 25. November fand das letzte Analog Astronauten Training vor dem „Dress Rehearsal“ statt, der finalen Probe für die Mars2013 – Marokko Mars Analog Feldsimulation. Abgeschlossen wurde dieses Training mit einem Examen, das für die Aufnahme im Analog Astronauten Team positiv bestanden werden musste.
Samstag, 24 November, neun Uhr früh. Wir treffen uns im Raumanzuglabor des ICT Gebäudes der Universität Innsbruck. Erster Programmpunkt an diesem Wochenende ist ein kompletter Probelauf für Luca Foresta mit Aouda.X. Er ist mittlerweile sehr geübt im „Donning“ und „Doffing“ (dem An- und Ausziehen des Raumanzugs) und es treten keine größeren Probleme mehr auf.
Luca ist bereit für das Treva-Experiment (Terrain Restriction Extra Vehicular Activity). In diesem Experiment geht es im Wesentlichen darum, die durchschnittliche Fortbewegungsgeschwindigkeit des Anzugträgers, in verschiedenen Terrains zu bestimmen. Die erhaltenen Daten sind äußerst wertvoll für die Planung und Einteilung zukünftiger EVAs (Extra Vehicular Activity – Außenbordeinsätzen). Total verschwitzt steigt Luca aus dem Anzug. Trotz der ganzen Beschwerden und dem 45 kg schweren Raumanzug hat er noch ein breites Grinsen im Gesicht.
Nach einer kurzen Mittagspause führt uns Christoph Ragonig, FD (Flightdirector – Chef des MSCs) in die Arbeitsweise des MSCs (Mission Support Centers – Bodenstation) ein. Ein standardisierter Arbeitsablauf gewährleistet dabei hohe Qualität und trotzdem schnelle Entscheidungsfindung. Beides sind essentielle Eigenschaften ohne die eine Überwachung und Steuerung einer Marsexpedition nicht möglich wären.
Im Anschluss gehen wir mit Dr. Gernot Grömer noch einmal alle Experimente für die kommende Mars2013 – Marokko Expedition durch. Über Online-Videokonferenzen erklärten uns die jeweils beteiligten Wissenschaftler die wichtigsten Eckpunkte zu ihrem Experiment. Ein Mann, der mich immer sehr inspiriert ist Dr. Alain Souchier aus Frankreich. Seine Ideenvielfalt und Faszination für den Bereich Robotik in der Raumfahrt haben ihn dazu inspiriert einen eigenen Rover in seiner Kellerwerkstätte zu entwickeln. Das finde ich sehr beeindruckend und ich bin schon auf seine neuen Upgrades für Marokko gespannt.
Vierzehn Experimente wurden so genauer unter die Lupe genommen.
Ein sehr spannendes und aufregendes Programm mit unterschiedlichsten Schwerpunkten, das uns mit Sicherheit an unsere Grenzen bringen wird
meint Christoph Gautsch, Anzugtester und Pilot in Ausbildung dazu, um sich dann wieder seinem Handschuh-Feinmotorik-Training zu widmen.
Uns scheint, dass der Samstag nahtlos in den Sonntag übergeht, denn so wie der eine Tag aufhört, fängt der neue an. Wir kommen im Kopf nicht mehr von der Mission los. Daher steht auch Sonntagmorgen wieder das Geschicklichkeitstraining unserer Hände in den Anzughandschuhen auf dem Programm. Man hat drei Schichten an Handschuhen an. Hinzu kommt das eingebaute Exo-Skelett, das einen Überdruck im Anzug simuliert und somit jede Handbewegung erschwert. So wird aus einer einfachen Aufgabe, wie sich die Schuhe zu binden, eine schweißtreibende Herausforderung, die nur mit viel Geduld und Geschick gelöst werden kann.
Erschöpft, aber froh, konnten wir dieses Training dann doch noch zur Zufriedenheit aller beenden. Ulrich Luger, selbst Anzugtester und Biologiestudent, erklärt uns das CVE (Kontaminations-Vektor-Experiment). Im Grund genommen geht es bei diesem Experiment darum die Übertragung von biologischem Material bei Probenentnahmen zu verhindern. Die Kontamination ist ein sehr ernst zunehmendes Themengebiet in der modernen Raumfahrt. Niemand will selbstmitgebrachtes Leben auf einem anderen Planeten nachweisen. So wie auch unser Heimatplanet nicht rücksichtslos mit dem Material eines anderen Planeten in Kontakt geraten darf.
Im Laufe des Nachmittags wird die Stimmung dann angespannter. Jeder weiß, dass am Ende des Tages ein einstündiges theoretisches Examen über den ganzen behandelten Stoff der letzten Trainingswochenenden stattfinden soll.
Um 15:15 Uhr ist es dann soweit. Wir begeben uns in den Seminarraum im achten Stock des Institutes für Astro- und Teilchenphysik an der Universität Innsbruck und dort wird es dann ernst.
Dr. Gernot Grömer teilt die 14-seitigen (!!!) Fragebögen aus und wünscht uns noch viel Glück für die bevorstehende Prüfung. Er hat leicht lachen, denn er kennt die Antworten. Die Fragen aus den Bereichen Geologie, Stressmanagement, OBDH-System (Systemfunktionsweise des Aouda.X Raumanzugssimulators), historische Entwicklung von Raumanzügen, Grundlagen der Marsforschung, Marsbiologie und Grundlagen der Raumfahrt bereiten uns einiges an Kopfzerbrechen.
Aber wir wissen, dass jede Antwort essentiell sein kann für die Aufgaben, die uns bevorstehen
Nach einer Stunde des Grübelns und des Schwitzens sind wir fertig mit dem Test und können bei einem Kaffee auf die Ergebnisverkündung warten.
Wir sitzen zusammen im Praktikumsraum des achten Stockes als plötzlich die Tür aufgeht und Dr. Gernot Grömer uns die freudige Nachricht verkündet: „Ihr habt alle bestanden. Ihr dürft Euch ab jetzt offiziell Analog Astronaut beim Österreichischen Weltraum Forum nennen.“ Ich glaube man konnte hören, wie uns in diesem Moment die halbe Nordkette von unseren Herzen rumpelte.
Teil eines so engagierten und motivierten Teams sein zu dürfen erfüllt uns mit Stolz. Daher durfte auch ein Gruppenfoto zum Abschluss nicht fehlen.
Daniel Föger, BSc.
- Tagged:Aouda, Forschung, Innsbruck, Praktikum beim ÖWF, Simulation, Wissenschaft
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