Media-Logbuch 03: Die Ruhe nach dem Sturm

Es ist Tag 1 nach AMADEE-15. Stille im Mission Support Center (MSC). Gespenstische Stille. Nachdem letzte Woche noch das Getuschel und Getrampel von gefühlt 50 Leuten zu vernehmen war, so ist heute das einzige Geräusch das Rauschen des Server-Raums. Langsam legt sich der Nebel und die Folgen von AMADEE-15 werden sichtbar…

Okay, ich steigere mich vielleicht etwas sehr in die Schlachtfeldmetapher rein. So schlimm ist es gar nicht im MSC – Verzeihung, im Suitlab. Nachdem wir am Wochenende den Gletscher verlassen und das Suitlab aufgeräumt hatten, sah alles wieder fast wie vor der Mission aus (wurde mir zumindest gesagt, ich war vor der Mission noch nicht im Suitlab).

Goodbye MSC – Welcome back Suitlab

Unsere erste Aufgabe: Das Equipment der Experimente zurück an die entsprechenden Besitzer schicken. Was anfangs nach einer Kleinigkeit klang, wurde schnell zu einer handwerklichen Herausforderung, die äußerst präzise Planung benötigte. Wie verpackt man alle teilweise extrem schweren und unhandlichen Gegenstände so, dass sie eine hunderte Kilometer lange Reise überleben? Das Österreichische Weltraum Forum ist, wie der Name schon sagt, eine Weltraumorganisation, die mit hochtechnischer Ausrüstung arbeitet und die Zukunft mitdefiniert. Deshalb gab es für nur eine Methode, die in Frage kommen würde. Ein Mittel, das jeder professionelle Ingenieur wählen würde – natürlich, Panzertape!

Nachdem alle Pakete perfekt verpackt und bereit zur Versendung waren, brauchten wir erstmal einen Kaffee. Dank des Umbaus des Suitlabs ist die Küche ist nicht länger einen Stock weit von unserem Büro entfernt, sondern direkt nebenan. Der Vorteil: Die Kaffeemaschine ist keine zehn Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt. Der Nachteil: Die Kaffeemaschine ist keine zehn Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt. Für einen Kaffeeliebhaber wie mich (böse Zungen mögen es eine Sucht nennen) ein Segen und Fluch zugleich.

Das ÖWF-Survival Kit

Dann ging endlich der eigentliche Alltag des Praktikums los. Haha, kleiner Scherz – wie schon in einem früheren Blog erwähnt, sind die Aufgaben beim ÖWF so vielfältig, dass die Worte „Alltag“ oder „Routine“ hier keine Anwendbarkeit finden. Die Auswertung von AMADEE-15 stand an. Das heißt konkret: Reflektieren, die letzten 14 Tage Revue passieren lassen, und irgendwie Sinn aus dieser spannenden Zeit machen – zum Glück steht die Kaffeemaschine nun in direkter Reichweite!

Eine Aufgabe will ich jedoch besonders hervorheben: Oftmals muss ich Texte und Berichte schreiben, für die ich vorher viel lesen und recherchieren muss. Zum Beispiel die Auswertung der Social Media-Aktivitäten während der AMADEE-15 Mission für den Abschlussbericht, oder die Auswertung von NASA-Berichten zu bemannten Mars-Missionen, um Gemeinsamkeiten und Schnittstellen für zukünftige Zusammenarbeit zu finden. Einen 400 Seiten langen Bericht durchzuarbeiten würde nicht bei jedem auf Begeisterung stoßen, vor allem in einer Organisation, die man eher mit praktischen Arbeiten verbindet.

Ich hingegen liebe solche Aufgaben. Es ist genau das, was ich im Politikwissenschaftsstudium mache. Bevor ich zum ÖWF gekommen bin, hatte ich Angst, dass ich mit meinem Hintergrund nicht viel leisten kann. Dass reine Leidenschaft für Raumfahrt nicht ausreicht, und ich eher ein Hindernis als eine Hilfe sein werde. Doch nichts von alldem ist eingetreten. Im Gegenteil – in meinen vier Wochen Praktikum hier konnte ich mich aktiv einbringen und zum Erfolg der AMADEE-15 Mission beitragen.

Deshalb sehe ich dem Ende meines Praktikums sehr wehmütig entgegen (und das will schon was heißen, denn zuhause erwarten mich noch vier Wochen Semesterferien). Die Zeit beim ÖWF hat mir interessante Einblicke in die Raumfahrt gegeben, die meine Begeisterung dafür noch weiter gesteigert haben. Eines kann ich deshalb mit Sicherheit sagen: Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich Innsbruck besucht habe.

Autor: Maximilian Betmann

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