Liebe ÖWF Community!
Ich sende euch diesen Live-Report vom tropischen Strand Französisch-Guyanas in Südamerika, von wo aus vor ein paar Stunden eine VEGA-Trägerrakete die neueste ESA-Wissenschaftsmission „Lisa Pathfinder“ in den Weltraum gebracht hat. Ich habe das Privileg hier bei dieser einzigartigen Startkampagne zu sein, und zwar IT-Manager des ESA-Wissenschafts-Direktorats, des „Kunden“ des Raketenstarts. Das hier ist meine erste Startkampagne in Kourou, dem europäischen Raumbahnhof. Ihr könnt euch sicher vorstellen dass dies eine wirklich fantastische Erfahrung ist.
Die Nacht des Startes mitten unter professionellen und begeisterten Kollegen zu erleben ist schon beeindruckend. Die Spannung steigt schon Stunden vor dem Zeitpunkt des Abhebens (welcher, für unser „Baby“, um genau 01 Uhr 04 Minuten 00 Sekunden war, mit einem Startfenster von nur einer Sekunde!). Ungefähr eine Stunde vor dem Start kommt unser Team in das „Jupiter“-Gebäude, in dem sich der Hauptkontrollraum befindet. Die Parameter werden in verschiedenen Räumen überwacht.
Die Sicherheits-Offiziere zum Beispiel sitzen komplett getrennt vom Rest des Teams, um bei voller Konzentration eventuelle Entscheidungen in einem Notfall ungestört treffen zu können. Ständig schauen wir auf den Bildschirm: ist alles noch „im grünen Bereich“? Dann, eine Minute vor der Zündung, darf ich mit einigen Kollegen auf die Terrasse treten; draußen feucht-schwüle Luft, Dunkelheit und tiefhängende Wolken. Dann hören wir den „décompte final”, den Countdown. Ein heller Blitz circa fünf Kilometer weit weg und VEGA steigt hoch! Wir fühlen die Vibrationen der Rakete im Bauch für lange Zeit, obwohl sie schon längst hinter den Wolken verschwunden ist. Wir gehen wieder ins Gebäude, während schon die Tracking-Station in Natal in Brasilien Kontakt zur Rakete hergestellt hat. Nach dem Brennschluss der Oberstufe geht’s dann zur frühmorgendlichen Beach-Party, das muss sein!
Als seiner der Science Data Officers des ÖWF werde ich hier bei vielen Gelegenheiten an unsere Arbeit im ÖWF erinnert, speziell unsere Mars-Simulationen. MSC-Gefühl ist hier überall! Ich kann den direkten Vergleich machen – und der zeigt mir, dass unsere Abläufe schon sehr professionell geworden sind, gerade während AMADEE-15. „Lisa Pathfinder“ ist nun auf dem Weg zu ihrer endgültigen Orbital-Position. Von dort aus wird sie Technologien testen, um eines Tages Gravitationswellen zu entdecken – die vor ziemlich genau 100 Jahren von Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie postuliert wurden. Auf mich warten jetzt aber irdischere Aufgaben: unsere Spezial-IT-Infrastruktur abbauen, die Kampagne herunterfahren, einen langen Nachtflug nach Hause nehmen.
Roberta Paternesi
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
- Tagged:ESA, Kourou, Livebericht, Raketenstart
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