2018
Der Windgott beobachtet unsere planetaren Winde
Viele Aspekte unseres Lebens werden durch das Wetter beeinflusst. Es ist daher verständlich, dass Wissenschaftler ständig darum bemüht sind, die Wetterprognosen zu optimieren und in der Tat wurden die Wettervorhersagen in den letzten Jahren erheblich verbessert. Meteorologen benötigen aber dringend zuverlässigere Windprofildaten, um die Genauigkeit solcher Prognosen weiter zu verbessern. Seit dem 22. August 2018 werden die Wetter- und Klimaforscher dabei vom Erdbeobachtungs-Satelliten „Aeolus“ unterstützt. Der Name wurde von den Missionsverantwortlichen der ESA sehr treffend gewählt, da es sich bei „Aeolus“ um keinen Geringeren als den griechischen Gott der Winde handelt, der von Göttervater Zeus persönlich zum „Hüter der Winde“ ernannt wurde.
Der rund 1,4 Tonnen schwere Erdbeobachtungs-Satellite wurde von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) entwickelt und am 22. August mit einer Vega-Rakete erfolgreich vom Weltraumbahnhof Kourou im südamerikanischen Französisch-Guayana ins All befördert. Bereits eine Stunde später sendete der Windgott von seiner Umlaufbahn in einer Höhe von 320 km sein erstes Signal zur Erde, was zu einem großem Aufatmen unter den Missionsverantwortlichen führte, wie der Leiter des ESA-Missionsbetriebs im Raumflugkontrollzentrum ESOC, Paolo Ferri, in Darmstadt gegenüber der Deutschen Presseagentur bestätigte. Angesichts der Tatsache, dass die Vorbereitungszeit dieser technisch höchst komplizierten wissenschaftlichen Mission annähernd 16 Jahre gedauert hat und der Satellit mit 7-jähriger Verspätung gestartet wurde, ist die nervliche Anspannung der Missionsverantwortlichen der ESA verständlich. Zudem kommt noch, dass das Projekt mit 480 Millionen Euro deutlich teurer ausgefallen ist als ursprünglich geplant. Doch all die Schwierigkeiten sind mit dem erfolgreichen Start und dem einwandfreien Funktionieren des Erdbeobachtungssatelliten vergessen und die Investition in den Windgott hat sich für die ESA letztendlich bezahlt gemacht.
Aladin das Herzstück des Windgottes
Das Herzstück des Satelliten ist eine neue Lasertechnologie mit Namen Aladin (Atmospheric Laser Doppler Lidar Instrument), das aus einem Laser und einem 1,5-Meter-Spiegelteleskop besteht. Aladin ist in der Lage nach dem sogenannten Lidar-Prinzip großräumig Luftströmungen zu erfassen und damit globale Windprofile zu erstellen. Dafür werden kurze Lichtimpulse im nahen UV-Bereich ausgesendet, deren Rückstreuung das Spiegelteleskop registriert. Die reflektierte Strahlung erlaubt Rückschlüsse auf Feuchtigkeitsverteilung, Strömungs- und Windverhältnisse in unterschiedlichen Höhen der Atmosphäre mit großer Genauigkeit. Weiters ermöglicht Aladin den Forschern sehr präzise die vertikale Verteilung von winzigen Schwebeteilchen in der Luft, wie Staub, Pollen, Aerosolen oder Rußpartikel zu erfassen. Die präzise Messung solcher Schwebeteilchen ist für die Meteorologen und Geophysiker von enormer Wichtigkeit, da diese Teilchen einen großen Einfluss auf die Luftqualität und Wetter- und Klimaprozesse haben.
All die atmosphärischen Parameter, die Aeolus mit einer hoher Präzision erfasst, soll den Wissenschaftlern helfen, ihr Verständnis über die atmosphärische Zirkulation und Dynamik von Windsystemen zu erweitern. Neben verbesserten Wetterprognosen hoffen die Wissenschaftler dadurch auch Klimaphänomene wie El Niño besser zu verstehen.
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Autor: Hubert Untersteiner (ÖWF)
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