2019
DAbG-Tagung 2019 – Rückblick
Am 26. und 27. September 2019 nahmen knapp 50 deutschsprachige Wissenschaftler/innen am vierten jährlichen Workshop der Deutschen Astrobiologischen Gesellschaft (DAbG) teil, der im Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien stattfand.
Die Astrobiologie untersucht den Ursprung, die Evolution, das Vorkommen von vergangenem, gegenwärtigem und zukünftigem Leben im Universum. Es ist eine multidisziplinäre Wissenschaft, die eine Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen umfasst, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Biologie, Physik, Chemie, Paläontologie, Geologie, Weltraumforschung, Planetologie, Astronomie und Astrophysik. Im deutschsprachigen Raum gibt es zahlreiche Universitäten und Forschungseinrichtungen, an denen sowohl astrobiologische Forschung als auch Lehre betrieben wird.
Die DAbG, die ihre Tätigkeit 2016 aufgenommen hat, fungiert als gemeinsamer Dachverband für Forschende auf dem Gebiet der Astrobiologie mit dem Ziel die internationale Sichtbarkeit der Astrobiologie in Deutschland und anderen deutschsprachigen Ländern zuz erhöhen, indem sie Astrobiologie-Forscher aus diesen Ländern zusammenbringt, um ihre Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg zu fördern. Die DAbG versteht sich als Teil der European Astrobiology Network Association (EANA). Die DAbG ist in ihrer Satzung sowohl der Wissenschaft als auch der Öffentlichkeit verpflichtet.
Vorträge
Zu Beginn referierte Gernot Groemer, administrativer Direkter des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF), über das AMADEE-Programm. Dieses Flaggschiff-Forschungsprogrammes des ÖWFs stellt das Rahmenkonzept für die Entwicklung von Hardware, Arbeitsabläufen und der Wissenschaft hinter den zukünftigen planetaren Oberflächenmissionen von Mensch und Roboter dar. Die nächste Mars-Feldsimulation des Programms, AMADEE 2020 genannt, wird in Zusammenarbeit mit der israelischen Weltraumagentur (ISA) vom 15. Oktober bis 15. November 2020 stattfinden. Im Rahmen dieser Mission wird ein speziell trainiertes, sechsköpfiges Analog-AstronautInnen-Team mithilfe von Raumanzugsimulatoren in der Negev-Wüste Experimente und Verfahren für die zukünftige astronautische und robotische Erforschung des Roten Planeten testen.
Bernd Dachwald von der Fachhochschule Aachen in Deutschland hielt einen Vortrag über Schlüsseltechnologien und Instrumente zur Erforschung von unterirdischen Ozeanwelten wie z. B. des Jupitermondes Europa und des Saturnmondes Enceladus. Mickael Baqué vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) referierte über den Einfluss der Sonneneinstrahlung auf die Biosignaturen in Salzknollen aus der Atacama-Wüste in Chile. Seine Forschungen dürften für die Interpretation der Daten der ESA-Mission ExoMars, die im nächsten Jahr starten soll, sehr nützlich sein. Von besonderem astrobiologischen Interesse sind Salzknollen, da sie Zufluchtsorte des Lebens in der trockensten Gegend der Atacama-Wüste sind. Das Gleiche könnte auf dem Mars der Fall sein.
Mikrobielles Leben auf anderen Planeten und Monden nachzuweisen, ist heute eine der großen Herausforderungen der Wissenschaft. Einen innovativen Ansatz, mikrobielles Leben auf anderen Welten zu entdecken, stellte Max Riekeles von der Technischen Universität Berlin in seinem Vortrag vor. Er erforscht die mikrobielle Motilität und wie man diese als universelle Biosignatur verwenden könnte, denn die Bewegung von Mikroben in deren Umgebung unterscheidet sich sehr von den zufälligen Bewegungen inerter Partikel. Riekeles entwickelte dafür einen Algorithmus, der Mikroorganismen verfolgen und ihre Bewegungsart als Biosignatur nutzen kann.
Die Geologin Laura Jentzsch von der Technischen Universität Berlin beschäftigt sich in ihrer Forschung mit der Frage ob unser Mond kurz nach seiner Entstehung und nochmals vor etwa 3,5 Milliarden Jahren ein Zeitfenster gehabt hat, indem er möglicherweise bewohnbar war. Um diese Hypothese zu testen, führte die Wissenschaftlerin Experimente in einer lunaren Umweltsimulationskammer an der Open University of London durch, wo verschiedene Organismen ähnlichen Umweltbedingungen ausgesetzt wurden, wie sie auf dem frühen Mond existiert haben. Charakteristisch dafür waren ein niedriger Druck (1% der Erdanziehungskraft), eine unterschiedliche atmosphärische Zusammensetzung (hauptsächlich CO und geringe Mengen an H2S und Wasser) und ein vulkanisches Grundmaterial (Mondregolith).
Tetyana Milojevic vom Institut für Biophysikalische Chemie der Universität Wien stellte auf dem Workshop ihre Forschung zur Suche nach mikrobiellen Fingerabdrücken in Meteoritenmaterial vor, was von unschätzbarem Wert für die Analyse von Meteoritengestein ist.
Links:
Deutsche Astrobiologische Gesellschaft e. V. (DAbG)
Autor: Hubert Untersteiner (ÖWF)
- Tagged:Astrobiologie, Biosignaturen, DAbG, Extremophile, Habitabilität, NHM Wien, oewf
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