2019
Mit der für die 2020er Jahre geplanten Raumfahrtmission Europa Clipper will die NASA den Jupitermond Europa im Detail erforschen, wobei die Erforschung seiner Habitabilität im Fokus steht.
Trotz der Ungewissheit, wann und wie die Europa Clipper-Mission gestartet werden wird, wurde eine wichtige Meilenstein im Missionsprojekt abgeschlossen. Am 19. August bestätigte die NASA nämlich formell, dass die Mission in ihre nächste Entwicklungsphase, der sogenannten Phase C (Key Decision Point C), eintreten kann. In dieser Phase erfolgt die Festlegung des endgültigen Designs der Raumsonde, sowie die anschließende Montage und Testprozeduren.
„Wir sind alle begeistert von der Entscheidung, die die Europa Clipper Mission einen entscheidenden Schritt näher an die Lüftung der Geheimnisse dieser Ozeanwelt heranführt“.
Thomas Zurbuchen, stellvertretender Wissenschaftsadministrator der NASA
Geplanter Missionsablauf
Im Rahmen der Europa Clipper-Mission soll eine strahlentolerante Raumsonde auf einem langgezogenen Orbit um Jupiter wiederholt an Europa vorbeifliegen, also sogenannte Flybys durchführen. Durch diese Manöver soll zum einen die Strahlungsdosis auf die Sonde verringert, sowie zum anderen eine größere Zeitspanne zur Übermittlung der Daten bei jedem Vorbeiflug ermöglicht werden, als dies bei einem Orbiter der Fall wäre. Geplant sind 45 Vorbeiflüge in Distanzen von 2700 km bis 25 km. In einer Folgemission könnte dann auch ein Lander eingesetzt werden.
Jupitermond Europa
Der Jupitermond Europa hat eine eisige Oberfläche, unter der sich nach gegenwärtigen Stand des Wissens ein riesiger Salzwasserozean befindet. Auf Europa wurden bereits organische Verbindungen nachgewiesen. In Kombination mit einer inneren Wärmequelle, die das Einfrieren des Ozeans verhindert, ist er damit ein vielversprechender Kandidat für extraterrestrisches Leben in unserem Sonnensystem.
SLS oder kommerzielle Trägerrakete
Laut NASA soll die Raumsonde bereits 2023 startbereit sein. Aufgrund der Ungewissheit, wann und wie die Mission genau gestartet werden soll, hat sie jedoch ein offizielles Startbereitschaftsdatum bis 2025. Eigentlich wäre die bevorzugte Startoption der Mission das Space Launch System (SLS), da die Raumfahrzeuge dadurch innerhalb von drei Jahren nach dem Start direkt zum Jupiter fliegen könnten, ohne dass sie dabei von der Planetenschwerkraft unterstützt werden müssten. Aus Kosteneinsparungsgründen schlug die NASA für das Geschäftsjahr 2020 jedoch vor, eine kommerzielle Trägerrakete, wie beispielsweise eine Delta 4 Heavy oder Falcon Heavy, zum Start des Europa Clipper zu verwenden und die Schwerkraft der Planeten zu nutzen. Dazu würden zunächst Swing-bys an der Venus und zweimal an der Erde erfolgen. Damit wären Einsparungen von mehreren hundert Millionen Dollar möglich, obwohl die Flugzeit zum Jupiter so 6,5 Jahre betragen würde. Ein Bericht des NASA-Generalinspektorats vom Mai hat die Kosteneinsparungen durch den Einsatz einer alternativen Trägerrakete zwar heruntergespielt, stellte aber fest, dass es nicht möglich ist, Europa Clipper 2023 auf einer SLS zu starten, da die benötigte SLS Block 1 Cargo für diese Mission nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen wird. Laut einem Bericht des NASA-Büros des Generalinspekteurs schätzt der Prüfungsausschuss der Mission die Missionskosten auf 3,5 bis 4 Milliarden Dollar.
Trotz der Unsicherheit über Trägerrakete und Zeitplan laufen andere Aspekte der Mission gut. „Die Dinge sehen ziemlich gut aus“, sagte etwa Robert Pappalardo, Projektwissenschaftler für Europa Clipper am Jet Propulsion Laboratory, bei einem Treffen der Outer Planets Assessment Group (OPAG) in Boulder, Colorado.
Ob wir im Rahmen dieser Mission extraterrestrisches Leben auf Europa entdecken werden oder nicht, die wissenschaftlichen Daten, die gewonnen werden, werden unser Verständnis über die Evolution des Lebens in jeder Hinsicht erweitern.
Links:
NASA Missionsinformation
NASA Jet Propulsion Laboratory
Autor: Hubert Untersteiner (ÖWF)
- Tagged:Europa Clipper, Habitabilität, NASA, Ozean
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