2021
Der Elektro- und Informationstechniker Thomas Grübler, CEO & Co-founder, OroraTech | NewSpace Intelligence for a sustainable Earth, ist in diesem Jahr der Gewinner unseres Polarsternpreises. Über seine Mission: „Satelliten im All könnten in Zukunft in Echtzeit auf auf Gefahren wie z. B. Brandherde hinweisen.“, sein Start-Up-Unternehmen und die entwickelte Technik berichtet er im folgenden Interview.
Herr Grübler, Sie haben vor über 3 Jahren die OroraTech GmbH in München mitbegründet. Was gab für Sie den Ausschlag Ihr Unternehmen statt in Österreich in Deutschland zu gründen?
Ich absolvierte mein Elektrotechnik Studium an der TU München. Dort habe ich auch das Manage&More Stipendium der UnternehmerTUM erhalten, welches mich auf die Gründung vorbereitete. Und zuguter letzt haben wir dort unseren ersten Satelliten, den MOVE-II CubeSat entwickelt, welcher nun seine Bahnen in der Erdumlaufbahn zieht und von neuen Studenten betrieben wird. Dadurch entstand also ein nahtloser Übergang von Studium und Forschungsprojekten in die Gründung inklusive bestehendem lokalen Gründernetzwerk. Die Frage stellte sich daher nie.
Inzwischen ist das Unternehmen gewachsen und die Mitarbeiterzahl hat sich mehr als verdoppelt. Erzählen Sie uns bitte etwas über die von Ihnen entwickelte Software, die Technik und Ihr Team.
Unsere Software hat sich mittlerweile zur allumfassenden Waldbrandmanagement-Plattform weiterentwickelt. Daten von einer Vielzahl bestehender Satelliten werden aggregiert, analysiert und in einer intuitiven Benutzeroberfläche dargestellt. Neben der Früherkennung von Waldbränden liefert unsere Plattform auch wichtige Informationen zur Waldbeschaffenheit, Bodenfeuchte, Risikokarten und Wetterinformationen. So können unsere Kunden die Situation besser einschätzen und die richtigen Maßnahmen einleiten.
Wir sind sehr stolz auf unser wachsendes Team. Unsere Mitarbeiter haben über 14 verschiedene Nationalitäten und sind mit Herzensblut für unsere Mission engagiert.
Kam Ihr Waldbrand-Warnsystem in diesem Sommer in Südeuropa und/oder in den USA zum Einsatz?
Solange wir noch keine eigenen Satelliten im All haben, konzentrieren wir uns auf Kunden in wenig bewohnten Gebieten, denn dort bleiben Brände oft mehrere Stunden bis Tage unentdeckt. Unter anderem in Südamerika, Australien und Kanada gibt es zusammenhängende nahezu unbesiedelte Waldgebiete mit Millionen (Südamerika, Australien) bis hundert Millionen Hektar (Kananda) Wald. Im Vergleich: Österreich hat nur 4 Mio. Hektar Wald. Hier ist die aktuelle Erkennungsgeschwindigkeit ausreichend.
Ist es richtig, dass Sie eigene Satelliten in den Orbit schicken wollen? Warum ist das nötig bzw. der nächste logische Schritt?
Die von uns aktuell eingebundenen, existierenden Satelliten, liefern uns bis zu 20 Mal täglich neue Bilder zur Waldbranderkennung. Leider jedoch konzentrieren sich die meisten Aufnahmen auf Vormittag und Mittag. Der Nachmittag, wo es immer am heißesten ist und häufiger Brände entstehen, ist nicht abgedeckt.
Alternativ gäbe es noch die geostationären Satelliten, welche alle 15 Minuten ein neues Bild aufnehmen. Diese Bilder kennt man auch aus dem Wetterbericht. Leider ist deren Auflösung aber so schlecht, dass sie oft erst bei einem Großbrand anschlagen.
Daher statten Kunden in Hochrisikogebieten ihre Flächen mit Beobachtungstürmen aus oder fliegen mit Beobachtungsflugzeugen umher.
Wir haben eine neuartige miniaturisiere Wärmebildkamera entwickelt, welche in einem schuhkartongroßen Satelliten passt. Mit dieser können wir für einen Bruchteil der Kosten die Abdeckungslücken zur Branderkennung schließen und damit die bestehenden Systeme ergänzen und fit für die Zukunft machen.
Was planen Sie für die Zukunft?
Wir werden nicht bei der Waldbranddetektion halt machen. Der Klimawandel löst viele Katastrophen aus und hat viele verschiedene Beitragende. Unter anderem sind wir gerade mit der ESA in einem Projekt zur Überwachung von Gasfackeln – ein riesengroßes Methan und CO2 Umweltproblem.
Wir möchten unsere Plattform weiter ausbauen und unsere wertvollen Datensätze sowohl zur Überwachung aller zum Klimawandel beitragenden Faktoren als auch zur Gefahrenabwehr anbieten.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.
Weitere Informationen:
Das Interview führte Marlen Raab, ÖWF Media Team.
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