2024
Voraussichtlich am 26. Jänner startet der erste österreichische Weltraumtourist zu seinem Flug in die Erdumlaufbahn. Virgin Galactic wird den Waldviertler Franz Haider bis auf 80 km Höhe bringen, dies qualifiziert ihn laut der US-amerikanischen FAA (Federal Aviation Administration) als Astronauten. Viele Beobachter*innen stellen nun die Frage nach dem CO2-Ausstoß und dem Sinn eines solchen Fluges.
Dazu Dr. Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF): „In einer ÖWF-internen Analyse zum ökologischen Fußabdruck wurde kalkuliert, dass der zu erwartende CO2 Ausstoß bei diesem Flug etwa 4,5 t für jedes der sechs Besatzungsmitglieder beträgt, das sind 7,5 kg/km Flugstrecke pro Passagier. Virgin Galactic bringt die Passagiere mit einem zweistufigen System in die Erdumlaufbahn: Zunächst startet ein Trägerflugzeug, darauf entfallen 70% der Emissionen, die restlichen 30% erzeugt das Raumschiff mit Hybridtriebwerk, das in 15 km Höhe abgekoppelt wird.“
In Summe ist die Emission pro Passagier also vergleichbar mit einem Transatlantik-Flug, wenn man von einem durchschnittlichen Passagierflugzeug mit 0,13 kg CO2/km ausgeht (Angaben laut Internationaler Luftfahrtorganisation ICAO). Bei einem Flug von London nach New York werden also durchschnittlich 800t CO2 emittiert. Im Vergleich dazu verwendet Blue Origin eine Antriebstechnik, die deutlich weniger Emissionen verursacht.
Gernot Grömer ergänzt: „Bis 2031 wird eine Verzehnfachung der jährlichen suborbitalen Flüge auf etwa 800 Starts prognostiziert, die dann ca. 1% der durch zivile Flüge verursachten CO2-Emissionem ausmachen werden. Neben den staatlichen Raumfahrtprogrammen etabliert sich somit ein neuer Markt in der niedrigen Erdumlaufbahn und in der nächsten Dekade ist auch mit privat geführten Raumstationen zu rechnen.“
Private Raumfahrt – ein wachsender Wirtschaftszweig
Private Raumfahrt ist ein enorm wachsender Wirtschaftszweig. Dazu zählt auch Suborbital-Tourismus mit Anbietern wie Virgin Galactic und Blue Origin. Der ursprüngliche Ticketpreis solcher Flüge lag für frühe Buchungen bei 200.000 USD, aktuell bei 450.000 USD, mehr als 800 Tickets wurden bereits verkauft. Franz Haider hat sein Flugticket bereits vor 17 Jahren gekauft und wird beim 12. Suborbitalflug von Virgin Galactic dabei sein. Mittelfristig sind bei Virgin Galactic drei Flüge pro Monat geplant.
Franz Haider wird voraussichtlich am 26 Jänner mit Virgin Galactic, dem Raumfahrtunternehmen von Richard Branson, starten. Der Flug mit vier Weltraumtouristen (zwei Amerikaner, ein Ukrainer und Franz Haider) und zwei Piloten wird ca. 2,5 Stunden dauern. Schwerelosigkeit werden die Besatzungsmitglieder für vier bis fünf Minuten erleben.
Die maximale Flughöhe bringt sie auf 80 km und macht sie laut FAA zu Astronauten. Laut der Definition der Internationalen Luftfahrt-Föderation FAI (Fédération Aéronautique Internationale) beginnt der Weltraum übrigens erst in 100 km Höhe, sodass man erst ab dieser Flughöhe als Astronaut gilt. Die Internationale Raumstation ISS umkreist die Erde beispielsweise in 400 km Höhe, erdnahe Satelliten sind in einer Höhe von 100 bis 1000 km zu finden.
Die Risiken und Anforderungen für diese privaten Astronaut*innen, wie sie auch genannt werden, sind deutlich niedriger als bei Astronaut*innen, die etwa zur ISS fliegen: keine mehrjährige Ausbildung und vor allem keine kritischen Aufgaben während des Fluges, nur grundlegende Gesundheit erforderlich. Die Belastung beim Start beträgt etwa das dreifache der Erdbeschleunigung (3g), was mit einer Hochschaubahn vergleichbar ist. Beim Wiedereintritt sind anfangs hohen Vibrationen und ein „Durchrütteln“ zu erwarten, bis die Flügel die Fluglage stabilisieren und das Fluggerät anschließen in einen kontrollierten Gleitflug übergeht.
Details zum Flug von Franz Haider:
https://www.space.com/virgin-galactic-6th-commercial-spaceflight-january-2024
Über das Österreichische Weltraum Forum
Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) gehört im Bereich der Analogforschung weltweit zu den führenden Organisationen, die an der Vorbereitung astronautischer Erforschung anderer Planeten mitarbeiten. Das ÖWF ist federführend an zwei internationalen Cube-Sat Missionen beteiligt, die seit 2022 Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn aufspüren. Expert*innen verschiedenster Disziplinen bilden innerhalb des ÖWFs die Basis für diese Arbeit. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie und Unternehmen unterschiedlicher Branchen wird hier Forschung auf höchstem Niveau betrieben. Dabei nutzt das ÖWF seine ausgezeichneten Kontakte zu Meinungsbildner*innen, Politik und Medien, um österreichische Spitzenforschung und Technologie international voranzutreiben und bekanntzumachen. Das Österreichische Weltraum Forum ist zudem einer der wichtigsten Bildungsträger in Österreich, wenn es um Raumfahrt und darum geht, junge Menschen für Wissenschaft und Technik zu begeistern sowie ihnen einen Zugang zu dieser Branche zu ermöglichen. Neben der Betreuung von universitären Arbeiten bietet das ÖWF auch immer wieder Studierenden und Schüler*innen die Möglichkeit, im Rahmen von Praktika ihr Wissen zu erweitern.
Medienkontakt:
Mag. Monika Fischer
ÖWF Media Team Lead
Tel: +43 699 1213 4610
- Tagged:Raumflug, suborbital, Virgin Galactic, Weltraumtourismus
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