2011
Ulrich Luger steht im Mittelpunkt. Das ist er gewohnt. Eine ganze Gruppe von Leuten steht an diesem sonnigen Vormittag um ihn herum und reicht ihm Sachen: Spezialunterwäsche, eine Kopfbedeckung, mehrere ziemlich unbequem aussehende Teile für Arme und Beine und viele, viele Kabel, an denen diverse Sensoren hängen. Der Raumanzugsimulator, den er anzieht, wird für verschiedenste Experimente genutzt.
Das umfangreichste, welches sich direkt im Anzug befindet, ist das „Long Term Medical System“ der ESA. Es kann viel mehr als nur die Herzschläge unseres Suittesters zu zählen, er misst außerdem die Körpertemperatur und produziert sogar ein EKG. Auch einen Pulsgurt mit Uhr bekommt er zur zusätzlichen nicht-invasiven Kontrolle während seiner Ausseneinsätze. Ein weiteres System misst die Umgebungstemperatur – nicht unwesentlich in einem Anzug, in dem es nach längerer Zeit und abhängig von der Außentemperatur ziemlich warm werden kann.
Damit sich der jeweilige Suittester bei seinen mitunter sehr anstrengenden Tätigkeiten nicht übernimmt, muss bei ihm vor, während und nach allen Einsätzen mit einem medizinischen Überwachungsgerät Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung gemessen werden. Besonders spannend sind diese Werte natürlich nach größeren Belastungen. Was noch im Feld getestet wird, ist das Kommunikationssystem von Aouda.
Auch wichtig zu wissen – mit dem Ausziehen des Simulationsraumanzugs sind die Experimente noch nicht beendet. Nein, dann wird es erst richtig interessant. Denn dann wird untersucht, welche Bakterien im Inneren des Anzugs am Ende eines langen Tages so gedeihen. So will man herausfinden, ob man mögliche Kontaminationen auf Langzeitraumflügen vorhersagen kann. Die Gesundheit des Astronauten könnte davon abhängen.
Am Nachmittag steht Geophysik auf dem Programm. Gemeinsam mit zwei wissenschaftlichen Assistenten führt unser Anzugträger mehrere Georadar-Messungen durch. Damit soll die Bodenbeschaffenheit erforscht werden. Einige Wissenschaftler im MCC in Innsbruck werden die Daten auswerten.
Besonderes Highlight dieses Tages: Der Eurobot der ESA hat seinen ersten Auftritt. Er kommt langsam aus seiner Zeltgarage hervor und dreht dann per Fernsteuerung eine kleine Runde zur Akklimatisierung mit dem Terrain. Es ist sein erster Ausflug in die große weite Welt eines Marsanalog-Gebiets – aber sicher nicht der letzte. Ein Mann und sein Anzug warten schon auf ihn.
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
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