2011
Was ist Analogforschung?!
Analogforschung ist zunächst ein schreckliches Wort. Es klingt nach Analog-Fernsehen und damit etwas veraltet. Das ist es aber bei weitem nicht, im Gegenteil. Um zu verstehen, was sich hinter Analogforschung verbirgt, fragen wir zunächst nach der Bedeutung des Wortes „analog“: Im Altgriechischen steht analogia für Ähnlichkeit, und damit haben wir den Kern des Geheimnisses auch gleich gelüftet. Wer im Bezug auf den Planeten Mars Analogforschung betreibt, sucht nach Ähnlichkeiten zum Roten Planeten auf der Erde.
Der grundlegende Gedanke ist folgender: Wenn die Menschen eines Tages zum Mars aufbrechen werden, müssen viele Unklarheiten beseitigt und Eventualitäten ausgelotet sein. Man muss wissen, was man tut – soweit das bei so einem Abenteuer im Vorhinein möglich ist. Nun können erstaunlich viele Dinge, die mit dem Zukunftstraum Marsflug zusammenhängen, bereits auf der Erde getestet werden. Und das tut man – für besondere Aspekte – am besten dort, wo es wie am Mars aussieht – in einem Mars-Analoggebiet.Es ist nicht schwer zu erraten, was so ein Gebiet alles vorweisen sollte. Am ehesten wird man an roten Sand denken, eine wüstenähnliche Landschaft und an die Abwesenheit von Vegetation und Leben (wobei das auf der Erde fast unmöglich ist). Eine Gegend, die optisch dem Mars ähnlich sieht, deckt aber nur einen Teil der „Analog-Anforderungen“ ab – vor allem den psychologischen (man fühlt sich wie auf dem Mars, weil es wie auf dem Mars aussieht!). Jedoch gibt es auch Orte, die andere Mars-Eigenschaften aufweisen: geologisch interessante Formationen; starke Temperaturschwankungen; logistische Abgeschiedenheit und extreme Trockenheit (so zum Beispiel in den Trockentälern der westlichen Antarktis). Sogar in der Luft kann man sich wie auf dem Mars fühlen: Die ÖWF-Stratosphärenballons mit dem Serien-Namen „Passepartout“ dringen in Höhen von über 30.000 Metern vor. Dort herrschen ähnliche atmosphärische Bedingungen wie auf dem Mars: ein ganz geringer Luftdruck und eine extreme Kälte.
Je nach den Anforderungen eines Testprogramms sucht man sich also den Ort auf der Erde aus, der die beste Kombination von Mars-ähnlichen Faktoren aufweist. An diesem Ort, unter jenen Bedingungen, kann man dann möglichst realistische Forschungen oder Tests machen. Das ÖWF hat für den ersten Feldeinsatz des Analograumanzugs Aouda und des Rovers Phileas das Rio Tinto Gebiet im Südwesten Spaniens ausgewählt. Für die einwöchige Simulation einer Marsmission gibt es hier ein ideales Umfeld.Nur eines kann man nicht auf der Erde habe: die perfekte Analogumgebung. Denn der Ort, an dem alles zu hundert Prozent wie am Mars ist, ist der Mars selbst…
Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Englisch
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