Während der AMADEE-15 Mars Simulation haben wir Fragen zum Thema Mars & Analogforschung gesammelt. Wir wollen Euch die Antworten nicht vorenthalten und beantworten hiermit die ersten eingesendeten Fragen:
In welchem Jahr könnte es realistisch möglich sein, den Mars mit einer zeitlich sinnvollen “Reiseverbindung” auszustatten, dass man als Tourist dorthin reisen könnte?
Das lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt schwer sagen. Bis jetzt war noch kein einziger Mensch auf dem Mars. Pläne dafür existieren schon lange, doch ist solch eine Mission mit hohen Kosten und Aufwand verbunden. Die NASA, nach wie vor die führende Organisation in der Raumfahrt, will „Mitte der 2030er Jahre“ zum ersten Mal Menschen zum Mars schicken (Siehe: www.nasa.gov/content/nasas-journey-to-mars). Ob dieser Zeitplan jedoch eingehalten, hängt davon, wie schnell die benötigten Technologien entwickelt werden und ob die Finanzierung bis dahin gewährleistet wird (die Hürden einer bemannten Marsreise sind vor allem politischer, nicht technologischer Natur). Und auch wenn die ersten Menschen auf dem Mars landen, so wird es sicher noch eine sehr lange Zeit dauern, bis die Reise dorthin kommerziell möglich und finanziell erschwinglich ist.
Aber bevor wir zu pessimistisch wirken: Man weiß nie, welche technologischen Fortschritte in den nächsten Jahren zu erwarten sind. Vielleicht findet in der kommenden Zeit ein Durchbruch statt, der eine solche Reise deutlich vereinfacht. Und wenn du nicht so lange warten willst, dann besuch den Mars doch einfach in der virtuellen Realität
Breitet sich Schall auf dem Mars genauso aus wie auf der Erde?
Diese Frage stellten sich auch die beiden Akustikforscher Amanda Hanford und Lyle Long von der Pennsylvania State University in den USA, die das Thema im Jahr 2006 genauer untersucht haben. Ihre Antwort: Ja und nein. Wie sich der Schall ausbreitet, hängt von dem Medium ab, durch das er sich bewegt. Dieses Prinzip ist auf dem Mars nicht anders als auf der Erde. Allerdings unterscheidet sich eben jenes Medium, also die Atmosphäre, auf dem Mars deutlich von dem der Erde. Die Atmosphäre des Mars besteht zum Großteil aus Kohlenstoffdioxid (CO2). Dadurch würde jegliches Geräusch in einer niedrigeren Tonlage erklingen, als dies in der hauptsächlich aus Stick- und Sauerstoff bestehenden Atmosphäre der Erde der Fall wäre. – Damit würde etwa eine menschliche Stimme dunkel, und stark gedämpft klingen.
Außerdem herrscht auf dem Mars ein viel niedrigeres Druckniveau (ca. 0,7% des Erdniveaus). Deshalb breitet sich der Schall dort auch nur um einen Bruchteil der Distanz aus, die er auf der Erde zurücklegen würde. Genauer nachlesen kannst du das Ganze hier und hier
Wer zahlt die Mission?
Da das Österreichische Weltraum Forum eine private Organisation ist, deren Mitarbeiter freiwillig und entgeltlich arbeiten, sind wir bei Missionen wie AMADEE-15 auf die Unterstützung durch unsere Industriepartner, sowie der Forschungsförderung durch die öffentliche Hand angewiesen, denen wir an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön aussprechen möchten.
Und worin besteht der Nutzen einer bemannten Raummission an einen offensichtlich unbewohnbaren Planeten?
Zum einen wäre da der erhoffte technische Fortschritt. Viele Hindernisse auf dem Weg zum Mars sind von solcher Natur, dass deren Lösung uns auch auf der Erde helfen könnte. Wie kann man z.B. Ressourcen wie Wasser oder Nahrung so sparsam und effizient wie möglich nutzen? Wie kann man Müll recyceln und brauchbar wiederverwenden? Wie versorgt man die Crew so lange mit sauberer Luft? Ingenieure müssen ein geschlossenes Lebenserhaltungssystem unter extremen Bedingungen erschaffen, denn auf dem Weg zum Mars kann man nicht anhalten und Vorräte auffüllen. Diese Technologien können einen großen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und besseren Lebensbedingungen auf der Erde leisten.
Doch eine bemannte Marsmission lässt sich nicht nur mit rein rationalen Argumenten anhand einer Kosten-Nutzen-Analyse begründen. Als Benjamin Franklin 1783 nach dem Nutzen einer damals neuen Erfindung, dem Heißluftballon, gefragt wurde, antwortete er mit einer rhetorischen Gegenfrage: „Welchen Nutzen hat ein neugeborenes Kind?“
Es liegt einfach in der Natur des Menschen zu erkunden und zu entdecken. Den größten Fortschritt machen wir immer dann, wenn wir an unsere Grenzen gehen, wenn wir über uns hinauswachsen und das scheinbar Unmögliche angehen. Ohne solche ambitionierten Ziele würden wir uns nicht weiterentwickeln. Der Mars mag aktuell unerreichbar wirken, doch gerade deshalb sollten wir uns dorthin auf den Weg machen.
Im welchem Jahr ist es theoretisch möglich eine Basis auf dem Mars zu bauen und ist es möglich sich selbst zu versorgen, z.B. Obst und Gemüse selbst anzubauen?
Das Jahr wird exakt jenes sein, an dem Menschen zum ersten Mars Fuß auf den roten Planeten setzen. Denn abgesehen von Kurztrips müssen sich Crews selbstständig versorgen können, und dazu gehört auch der Anbau von Nahrung. Ein wenig Hilfe von der Erde wird dennoch nötig sein, denn schließlich ist der Marsboden ohne jegliche Nährstoffe und eignet sich nicht zum Züchten von Pflanzen. Auf der Internationalen Raumstation wird deshalb fleißig an dem Thema geforscht – mit großem Erfolg. Nicht einmal zwei Wochen ist es her, dass ein im All angebauter Salatkopf verspeist wurde (Hier nachlesen). Doch bis damit eine ganze Crew aus sechs Personen versorgt werden kann, muss noch weiter geforscht werden, denn schließlich wird man noch andere Dinge essen wollen als nur Salat. Es liegt also noch einiges an Arbeit vor uns!
Leben auf dem Mars Tiere?
Bis jetzt ist auf dem Mars noch kein Leben nachgewiesen worden, weder makroskopisches, wie z.B. Menschen oder Tiere, noch mikroskopisches, wie z.B. Bakterien. Dennoch gilt der Mars nach wie vor als der aussichtsreichste Kandidat für Leben außerhalb der Erde, da seine Umweltbedingungen früher wahrscheinlich einmal ähnlich wie auf unserem Planeten waren. Vor allem gab es dort vor langer Zeit flüssiges Wasser, welches aus Grundvoraussetzung für die Entstehung von Leben gilt. Die Suche nach Leben auf dem Mars gilt als einer der wichtigsten Forschungsziele jeglicher Mission zum roten Planeten (Siehe: mars.nasa.gov/programmissions/science/goal1/).
Wann wird ein Leben auf dem Mars für Menschen möglich sein?
Heute geht man davon aus, dass der Mars vor einigen Milliarden Jahren deutlich lebensfreundlicher war als heutzutage. Mehrere Sonden und Rover haben bestätigt, dass es damals flüssiges Wasser gegeben hat und die Temperaturen dort Leben zugelassen haben könnten.
Doch das ist lange her: Mittlerweile ist der Mars ein kalter und toter Planet. Der Luftdruck ist dort niedrig, es gibt nicht genug Sauerstoff in der Atmosphäre und nichts schützt den Planeten vor der Strahlung aus dem All. Ein Leben auf dem Mars wird für Menschen in absehbarer Zeit also nicht möglich sein.
Stattdessen wird man bei der Erschließung des Mars auf Habitate und Raumanzüge angewiesen sein, die Druck und Sauerstoff regulieren. In Gewächshäusern wird Nahrung angebaut werden und über Solarpanel Energie gewonnen. Bei allen diesen Dingen ist der Mensch jedoch auf Technologie und Maschinen angewiesen. Ein Leben auf der Oberfläche ohne diesen Schutz wird für den Menschen auf absehbare Zeit nicht möglich sein. Auf jeden Fall reden wir hier von einigen Jahrzehnten in der Zukunft.
Wie lange würde „Terraforming“ am Mars dauern?
Zum einem wissen wir bis jetzt wenig über den Mars, um qualifizierte Aussagen zu machen, was man überhaupt verändern müsste, und zum anderen ist das Konzept „Terraforming“ bis jetzt pure Science-Fiction.
Wir fangen ja gerade erst an, die Bedingungen und Prozesse unseres eigenen Planeten zu verstehen (z.B. Klimawandel) und es ist unmöglich abzuschätzen, welche Auswirkungen direkte Eingriffe des Menschen in das hochkomplexe System der Erde haben würde – ein Grund, warum viele Wissenschaftler Geoengineering als Antwort auf den Klimawandel ablehnen. Denn was, wenn wir aufgrund unseres mangelnden Verständnisses versehentlich ganz unerwartete und schädliche Prozesse in Gang setzen, die noch schlimmer sind als das, was der Klimawandel verursacht?
Es gibt tatsächlich Klimaforscher, welche den Mars als „Versuchsplanet“ für theoretische Modelle verwenden, weil sein Klima nicht so komplex wie auf der Erde ist. So könnte man etwa durch die Ausbringung von schwarzen Rußteilchen auf den Polkappen letztere gezielt schmelzen und damit die Atmosphärendichte vervielfachen – das macht der Mars übrigens alle paar hunderttausend Jahre auch von selber durch eine Schwankung der Polachsen. Solche „Terraforming“-Projekte sind aber außerhalb unserer derzeitigen technischen Möglichkeiten und müssten wahrscheinlich über Jahrhunderte oder Jahrtausende angesetzt werden.
Welches Klima gibt es auf dem Mars?
Obwohl das Klima des Mars sich stark von dem der Erde unterscheidet, so gibt es dennoch einige Gemeinsamkeiten: Auf dem Mars gibt es Jahreszeiten, die das Klima von Saison zu Saison verändern. Das liegt an der Neigung der Achse des Planeten, welche derzeit 25 Grad beträgt, fast gleich der der Erde. Auch wehen dort starke Winde, welche regelmäßig Sandstürme erzeugen. Diese können so groß werden, dass sie den ganzen Planeten in Staub hüllen.
Der Mars ist sehr kalt; die Temperaturen variieren zwischen 20C und -153C, je nachdem wo man sich zu welcher Jahreszeit befindet. Außerdem verfügt der Mars über einen Treibhauseffekt, wie auch die Erde. Diese beiden Argumente scheinen sich zu widersprechen, vor allem wenn die Information hinzufügt, dass die Atmosphäre des Mars zu 95% aus Kohlendioxid besteht, jenem Treibhausgas, das zum größten Teil für den Klimawandel auf unserem Planeten verantwortlich ist. Dass beide Aussagen wahr sind, liegt daran, dass die Atmosphäre des Mars extrem dünn ist im Vergleich zur Erde und der Treibhauseffekt deshalb kaum Einfluss auf die Temperatur hat.
Doch trotz dieser Fülle an Informationen ist bis jetzt noch wenig über das Klima auf dem Mars bekannt. Deshalb ist dieses Thema eines der wichtigsten wissenschaftlichen Ziele der Marsforschung, denn dadurch können wir auch Rückschlüsse auf das Klima auf unserem Planeten ziehen. Deshalb sollte diese Frage bei der nächsten Mission unbedingt wieder gestellt werden – wer weiß, welche neuen Erkenntnisse bis dahin ans Licht gekommen sind?
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- Tagged:AMADEE-15, Astrobiologie, Mars, Raumfahrt, Terraforming
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