2020
„Crew Demo-2“ ist der erste astronautische Flug der USA seit Beendigung des Space-Shuttle-Programms
Heute um 22:33 europäischer Zeit soll die SpaceX-Rakete starten, die zwei Astronauten vom Kennedy Space Center in Florida zur Internationalen Raumstation ISS bringen kann. Das Besondere an der Mission: nach Einstellung des Space Shuttle Programms vor neun Jahren ist die „Crew Demo-2“ der erste astronautische Raumflug, der wieder von amerikanischem Boden aus startet. Zudem ist die erste Stufe der Trägerrakete Falcon 9 wiederverwendbar. Entwickelt und gebaut wurden Trägerrakete und Crew-Kapsel von dem privaten US-amerikanischen Raumfahrtunternehmen SpaceX, das 2002 von Elon Musk gegründet wurde. Mit diesem Transportflug beendet die NASA ihre Abhängigkeit von den russischen Sojuz-Raumschiffen und der Startplattform in Baikonur, Kasachstan.
Dazu Dr. Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums:
„Der Crew Dragon Start hat einen stark symbolischen Charakter. Er zeigt, dass sich die Raumfahrtbranche in einer Transformation befindet – staatlich-dominierte Programme werden durch agile und innovationsgetriebene Industrien unterstützt und zunehmend geprägt. Ein Prozess, der sich auch in Europa in Ansätzen abzuzeichnen beginnt.“
Der Start der Mission „Crew Demo-2“ wird vom historischen Startplatz 39A des Kennedy Space Centers in Florida, USA erfolgen. Hier startete auch das Apollo 11-Raumschiff und brachte Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen auf den Mond.
40 Jahre nach der letzten Entwicklung einer derartigen Transportrakete in den USA macht nun das private Raumfahrtunternehmen SpaceX mit seiner zweistufigen Trägerrakete Falcon 9 und der Crew Dragon-Kapsel den nächsten Schritt. Die NASA investierte in den letzten Jahren über 3,1 Milliarden USD in die Entwicklung des Crew Dragon Programms.
Die wiederverwendbare Stufe der Falcon 9 soll nach ihrer Abkopplung vom Drohnenschiff „Of course I Still Love you“ im Atlantik geborgen werden. Die zweite Stufe wird dann die Crew Dragon-Kapsel mit einer sechsminütigen Triebwerkszündung in eine höhere Umlaufbahn bringen, um dann etwa 19 Stunden später automatisiert an der ISS anzudocken. Je nachdem wann die nächste ISS-Missions-Crew folgt, wird die Kapsel für 30 bis 119 Tage an der Internationalen Raumstation angedockt bleiben. Nach dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wird sie mittels vier Fallschirmen vor der Küste Floridas im Atlantik im Wasser landen.
Die Crew Dragon Kapsel bietet bis zu sieben Astronautinnen und Astronauten Platz. Mit dem heutigen Flug werden zwei erfahrene Astronauten zur ISS gebracht, Doug Hurley und Bob Behnken. Hurley, 53 Jahre war der Pilot der letzten Space Shuttle Mission STS-135 im Jahr 2011 und Behnken, 49 Jahre, ist ehemaliger Leiter der NASA Astronaut Office.
Das Crew Dragon Programm soll übrigens nicht die einzige Möglichkeit bleiben, um Astronautinnen und Astronauten von den USA zur ISS zu bringen. Parallel zu SpaceX baut Boeing derzeit die Starliner-Kapsel, die ergänzend zu Crew Dragon erstmals Ende 2020 testweise fliegen soll.
Der eigene Zugang zum Weltraum brächte der NASA im Falle von Crew Dragon auch eine Kostenersparnis. Bisher musste die NASA an die russische Raumfahrtagentur 85 Millionen USD pro Sitz zahlen. Nach Berechnungen der NASA Office of the Inspector General, sozusagen dem Rechnungshof der NASA, wird sich ein Sitzplatz in der Crew Dragon auf 55 Millionen USD belaufen, jedoch 90 Millionen USD beim Boeing Starliner kosten.
„Es ist schon bemerkenswert, 40 Jahre nach der Entwicklung des Space Shuttles, ein neues Raumschiff zu sehen, das Menschen zur ISS bringen soll. Umso beeindruckender, zumal SpaceX innerhalb von einer Dekade die großen Raumfahrt-Konzerne der USA überholt hat und entgegen massiver industriepolitischer Widerstände den Raumfahrtsektor zu Innovationen bewegt hat, die vor SpaceX als undenkbar galten: wiederverwendbare Raketen-Unterstufen, die selbstständig landen können sowie eine drastische Senkung der Startkosten, die auch die europäischen Anbieter in Bedrängnis bringen könnte“, fasst Gernot Grömer zusammen.
Über das Österreichische Weltraum Forum
Das ÖWF leitet seit 20 Jahren Mars-Analog-Missionen, immer in Landschaften, die dem Roten Planeten geologisch ähnlich sind, z.B. in der Sahara, in der Wüste im Oman, am Kaunertaler Gletscher und auch in den Dachsteinhöhlen. Zum Einsatz kommen bei diesen Missionen die Analog-AstronautInnen des ÖWFs, speziell trainierte ExpertInnen, die Know-How aus Medizin, Naturwissenschaft und Technik mitbringen. Die nächste Mars-Analog-Mission des ÖWFs findet von 15. Oktober bis 15. November 2020 in Israel statt. www.oewf.org
Medienkontakt:
Mag. Monika Fischer
ÖWF Media Team Lead
Tel: +43 699 1213 4610
- Tagged:Astronauten, crewdragon, demoflight, Falcon 9, NASA, Raumfahrt, SpaceX
Veranstaltungen
Blog Kategorien
- AMADEE-15 (13)
- AMADEE-18 (14)
- AMADEE-20 (21)
- AMADEE-24 (8)
- Aouda Raumanzug-Simulator (71)
- Buchtipps (3)
- Expedition/Simulation (47)
- Flugprojekte (17)
- Forschung / Projekte (122)
- Gästeblogger (45)
- ÖWF Aktuell (481)
- ÖWF Intern (12)
- Phileas Rover (27)
- Podcast (1)
- Praktikum beim ÖWF (75)
- Presseaussendungen (124)
- Serenity Raumanzug-Simulator (3)
- Veranstaltungen (61)
- World Space Week (18)