2020
Small-Sat zur Erforschung von Weltraumschrott soll nach nur einem Jahr Entwicklungszeit bereits 2021 starten
Der Österreicher Peter Platzer, CEO des Vorzeige-Technologieunternehmens Spire Global im Silicon Valley, Christian Federspiel, CEO der Findus Venture GmbH in Goldwörth/Oberösterreich, und Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums, präsentierten heute im Ars Electronica Center in Linz das Satellitenprojekt „ADLER-1“ zur Analyse von Weltraumschrott. Als rot-weiß-rotes High-Tech-Projekt ist es ein Musterbeispiel für die Kopplung zwischen Innovation/Wissenschaft und Wirtschaft/Innovation. Adler-1 (Austrian / AI Debris Detection Low Earth Reconnoiter) soll nach nur einjähriger Entwicklungszeit bereits 2021 starten.
Von der Idee ins All in einem Jahr
Dazu Peter Platzer, CEO von Spire Global: „Mit Adler-1 werden wir zeigen, wie man eine Idee in kürzester Zeit ‚flugtauglich machen‘ und damit ins All bringen kann. Im Durchschnitt vergehen von den ersten Blaupausen bis zum Start eines Satelliten viele Jahre, dabei kann das auch viel einfacher und unkomplizierter gehen. Mit dem ÖWF haben wir für die wissenschaftlichen Instrumente einen kompetenten Partner gefunden, der schnell und flexibel arbeiten kann – genau das, was wir mit diesem Projekt demonstrieren wollen. Adler-1 ist als Small-Sat erst der Anfang. Wir wollen in Zukunft solche Satelliten fix und fertig inklusive Startfenster und bewilligten Funkfrequenzen bereitstellen. Unsere Partner müssen sich um das alles nicht mehr kümmern, sie bauen dann nur noch die gewünschten Messinstrumente. Nach nur einjähriger Entwicklungszeit ist das Ganze dann auch schon in der Erdumlaufbahn und liefert die Daten, auf die es den WissenschaftlerInnen eigentlich ankommt!“
Small-Sat-Revolution startet gerade
Christian Federspiel, CEO der Findus Venture GmbH, die die Projektführung und Finanzierung übernimmt, ergänzt: „Es steht eine Technik-Revolution im Weltall bevor. Bereits jetzt nutzen die ÖsterreicherInnen und die österreichische Wirtschaft täglich Weltraumtechnologie, um z.B. Daten zu übermitteln, für das Navi oder die Wettervorhersage. In Zukunft wird der Zugang noch einfacher. Denn genauso wie Computer von tonnenschweren Ungetümen mit wenig Leistung auf handliche Geräte mit Spitzenleistung – wie z.B. Tablets oder Mobiltelefone – schrumpften, passiert aktuell das Gleiche bei den Satelliten. Fünf Tonnen schwere Satelliten, die ein Jahrzehnt Planung, Bau und Milliarden verschlingen, werden von wenige Kilo leichten Kleinsatelliten – sogenannten Small-Sats – mit deutlich kürzerer Entwicklungszeit verdrängt. Etablierte Institutionen und Unternehmen wie NASA, ESA oder Boeing haben wie damals IBM diese Revolution zu spät erkannt und geben jetzt die Top-Plätze an derzeit noch wenig bekannte Startups ab.“
Federspiel geht auch davon aus, dass es bereits in den 2030-iger Jahren für viele Unternehmen ganz normal sein wird, ihre eigenen Satelliten im Orbit zu nutzen: „Heute ist das für die meisten noch nicht denkbar. Viele ÖsterreicherInnen werden zum Beispiel die Geburtstagsfotos von Freunden, Kindern und Enkeln auf Satelliten im Orbit speichern.
Die Small-Sat-Revolution startet gerade. Der Österreicher Peter Platzer ist mit seinem Silicon Valley Unternehmen Spire globaler Vorreiter.“
Weltraumschrott mit einem Mikrofon aufspüren
Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums, erklärt wie der Weltraumschrott aufgespürt wird: „Zusätzlich zu dem Radargerät von Spire Global, das sandkorngroße Teilchen entdecken kann, wird das ÖWF ein weiteres Messinstrument für noch kleinere Partikel bauen. Vereinfacht gesprochen handelt es sich um ein Mikrofon im Erdorbit: Der Einschlag eines Partikels, das irgendwann einmal selbst Teil eines Satelliten war, löst eine kleine Schallwelle im mitgeführten Material von Adler-1 aus. Diese Schallwelle liefert ein elektrisches Signal – ein Stück Weltraumschrott wurde entdeckt. Mit dem Mikrofon kartografieren wir sozusagen im Dunkeln, da diese Teilchen zu klein für den Radar und damit so gut wie unsichtbar sind.“
Mit dem Aufspüren weiterer mikrometer-großer Teilchen in der Erdumlaufbahn trägt der Small-Sat Adler-1 zur Vermessung des Weltraumschrotts bei. Aktuell beruhen die Daten über Verteilung und Größe der Weltraumschrott-Teilchen überwiegend auf Statistiken und Extrapolationen. Diese Messungen werden einige Wissenslücken für einen Bereich der Erdumlaufbahn schließen, zu dem aktuell kaum Daten vorliegen. Für die Raumfahrt und den sicheren Betrieb von Satelliten ist es äußerst wichtig, die Position, Geschwindigkeit und Größe von Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn möglichst genau zu kennen.
Anlässlich der Pressekonferenz wurde das Projekt tags zuvor Landeshauptmann Thomas Stelzer präsentiert. „Vielseitiger Ideenreichtum und unermüdlicher Erfindergeist zeichnen das Satellitenprojekt „ADLER-1“ aus. Dieses High-Tech-Projekt steht auch symbolisch für unseren Standort Oberösterreich, denn es zeigt, wie stark die Verknüpfung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung sein kann. Ich gratuliere dem Technologieunternehmen SPIRE im Sillicon Valley, der Findus Venture GmbH in Goldwörth und dem Österreichischen Weltraum Forum zu dieser innovativen Erfindung“, betont Landeshauptmann Thomas Stelzer.
Über ADLER-1
Der Small-Sat Adler-1 wird aus drei sogenannten „Cube-Sat“-Einheiten bestehen. Eine Einheit ist ein Würfel mit 10x10x10cm Kantenlänge. Adler-1 wird somit 10 cm breit und 30 cm lang sein und im dritten Quartal 2021 starten. Mit Hilfe eines Radargerätes und eines Mikrofons soll der Satellit Weltraumschrott, sogenannte Space Debris, aufspüren, die anderen Satelliten und auch der Internationalen Raumstation ISS gefährlich werden können. Adler-1 wird mindestens 12 Monate lang im Einsatz sein.
Small-Sat bestehend aus drei Cube-Sat-Units zu jeweils 10x10x10 cm Kantenlänge.
Gesamt-Abmessungen: 10x10x30 cm
Starttermin: 3. Quartal 2021
Projektpartner:
Findus Venture GmbH, Goldwörth/Mühlviertel: Projektführung und Finanzierung
Spire Global, Silicon Valley: Bau, Start und Betrieb des Satelliten; Betrieb der Bodenstation
ÖWF, Innsbruck: Bau der Payload, des Weltraumschrott-Messinstruments; Projektorganisation, Outreach und Education
https://adler.oewf.org
Bild-Download:
Adler-1 Model 1:2
(c) ÖWF/vog.photo
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Adler-1 Gruppenfoto Projektpartner
(c) ÖWF/vog.photo
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Adler-1 Gruppenfoto mit Landeshauptmann Stelzer
(c) ÖWF/vog.photo
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Adler-1 Gruppenfoto mit Landeshauptmann Stelzer
(c) ÖWF/vog.photo
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ÜBER SPIRE GLOBAL
Spire Global ist ein weltweit führender Anbieter von Space to Cloud-Analytics. Als vollständig vertikal integrierter SaaS-Player identifiziert, verfolgt und prognostiziert das Unternehmen die Bewegung der Ressourcen und Wettersysteme der Welt und setzt maschinelles Lernen ein, um Unternehmen und Regierungen dabei zu helfen, Entscheidungen darüber zu treffen, was als nächstes zu tun ist. Die Produkte und Kunden von Spire sind in der See-, Luftfahrt-, Landwirtschafts- und Wetterbranche tätig. Unsere Datenanalyse wird durch eine hundertprozentig in-house entwickelte Konstellation von Nanosatelliten, ein globales Bodenstationsnetzwerk und einen 24-Stunden-Betrieb unterstützt, die eine nahezu globale Echtzeitabdeckung aller Punkte auf der Erde 100-mal pro Tag ermöglichen. Weitere Informationen finden Sie unter: www.spire.com
ÜBER DIE FINDUS VENTURE GMBH
Die Findus Venture GmbH ist ein in Österreich ansässiger Investor in NewSpace-, Mobilitäts-, KI- und Qantum-Unternehmen. Findus investiert in nachhaltige Technologie, die ausschließlich zum Wohle der Menschheit genutzt werden soll. Findus versteht sowohl das Geschäftsmodell der Unternehmen, in die es investiert, also auch die darunterliegende Technologie und die Produkte. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, implementiert Findus mit seinen Partnern technologieintensive Projekte wie z.B.: ADLER-1. Findus ist unter anderem in Spire Global und in Hyperloop Transport Technologies – HTT investiert.
ÜBER DAS ÖSTERREICHISCHE WELTRAUM FORUM
Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) gehört im Bereich der Analogforschung weltweit zu den führenden Organisationen, die an der Vorbereitung astronautischer Erforschung anderer Planeten mitarbeiten. ExpertInnen verschiedenster Disziplinen bilden innerhalb des ÖWFs die Basis für diese Arbeit. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie und Unternehmen unterschiedlicher Branchen wird hier Forschung auf höchstem Niveau betrieben. Dabei nutzt das ÖWF seine ausgezeichneten Kontakte zu MeinungsbildnerInnen, Politik und Medien, um österreichische Spitzenforschung und Technologie international voranzutreiben und bekanntzumachen. Das Österreichische Weltraum Forum ist zudem einer der wichtigsten Bildungsträger in Österreich, wenn es um Raumfahrt und darum geht, junge Menschen für Wissenschaft und Technik zu begeistern sowie ihnen einen Zugang zu dieser Branche zu ermöglichen. Neben der Betreuung von universitären Arbeiten bietet das ÖWF auch immer wieder Studierenden und SchülerInnen die Möglichkeit, im Rahmen von Praktika ihr Wissen zu erweitern.
www.oewf.org
- Tagged:ADLER-1, AustriaInSpace, Cubesat, Innovation, Raumfahrt, Small-Sat, Technologie, Weltraumschrott, Wirtschaft
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